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Bauernopfer

Bauernopfer

Titel: Bauernopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Peter
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üblichen Kundschaft.
    Gegen Mitternacht löschte jemand das Licht im Erdgeschoss. Nur der Saal im Obergeschoss war hinter zugezogenen Vorhängen noch beleuchtet.
    Es wurde unangenehm kühl im Astra. Doch es verbot sich bei einer Observation, den Motor zum Heizen laufen zu lassen und mit einer Standheizung war der Wagen nicht ausgerüstet.
    Kurz nach 04.00 Uhr hielt ein Taxi vor der Gaststätte. Bichler verließ den Hirschen und bestieg das Taxi, das ihn auf geradem Weg nach Hause brachte. Zu dieser Zeit schniefte Sandra bereits und als die beiden um 05.00 Uhr den Dienst beendeten, hatte sie die erste Packung Tempo schon verbraucht.

Montag, 20. Oktober
    Die Stimmung auf der Dienststelle war am Montagmorgen nicht wie sonst. Die Kollegen flaxten nicht, es wurden keine Witze gerissen und keine Wochenenderlebnisse ausgetauscht. Wie ein grauer Schleier lag eine nervöse Spannung auf der Inspektion. Genau das hatte Charly nach dem Zeitungsbericht vom Wochenende erwartet.
    Die Kollegen, die Charly und Riederers Arbeitsweise näher kannten, wussten den Artikel richtig zu deuten, aber die Mitarbeiter der AG Kiara fühlten sich angegriffen, von wem auch immer. Dementsprechend frostig war die Stimmung beim Morgenkaffee.
    Barsch verlas leidenschaftslos die Lagemeldungen vom Wochenende. Dann berichtete er über das Zusammentreffen mit den Profilern am Freitag, das einen großen Schritt vorwärts geführt habe. Nach kompetenter Würdigung aller Tatumstände und Fakten konnten die Ermittler nunmehr davon ausgehen, dass man nach einem männlichen, weißen Täter zu suchen hatte, der zwischen 35 und 56 Jahre alt, gewalttätig oder zumindest gewaltbereit und vermutlich vorbestraft war und aus der unteren sozialen Schicht stammte. Wahrscheinlich wohnte er in Ingolstadt oder der näheren Umgebung und vermutlich war er heterosexuell aber geschieden oder ledig oder beziehungsunfähig oder alles zusammen.
    Dann wird’s ja einfach, dachte sich Charly, hütete sich aber, einen Kommentar abzugeben.
    »Damit ist die Besprechung beendet, weil ich mit dem Chef sofort zum Herrn Rubin rauf muss. Ihr habt es wahrscheinlich alle gelesen. Irgendein Wichtigmacher hat sein Maul wieder nicht halten können. Aber da kümmern wir uns später drum.«
    Barsch sah dabei niemanden an, sondern starrte auf das Blatt vor sich. An seinen Kieferknochen konnte man jedoch die Wut erkennen, die in ihm kochte. Charly hatte zwar ein reines Gewissen, insbesondere weil er ja Barsch über sein Telefonat mit Riederer informiert hatte; er fand aber trotzdem, dass sich Barschs Aussage bedrohlich anhörte.
    Die Lust, vor versammelter Mannschaft über den Fall Bichler und die Observation vom Samstagabend zu berichten, war ihm vergangen und er war ganz froh darüber, dass er keine Gelegenheit dazu bekam. Stattdessen zog er sich mit Helmuth ins Büro zurück. Sandra hatte sich heute Morgen krank gemeldet, denn die nächtlichen Tiefsttemperaturen und das bewegungslose Sitzen im Auto während der Observation hatten ihr zuerst kalte Füße und danach eine mittlere Erkältung eingebracht.
     
    »Wo is’n das Kaffeegschirr her?«, fragte Helmuth und deutete auf das Tablett, das auf dem kleinen Computerschreibtisch stand.
    »… Sandra mitgebracht …«, murmelte Charly so unverständlich wie möglich. Detailliert, allerdings ohne Marmorkuchen, Kiss-and-Ride-Zone, Strafzettel und Hüftröllchen, berichtete Charly seinem Kollegen von der Observation.
    »Also ist unser Manfred ein Zocker«, stellte Helmuth fest. »Oder war er nur beim Saufen?«
    »Nein, besoffen hat er nicht ausgeschaut, als er nach Hause gefahren ist. Im Gegenteil: Ich glaub nicht, dass der an dem Abend außer den zwei Bier im Bahnhof noch recht viel getrunken hat. Ich tipp auch auf Glückspiel. Nachher geh ich gleich mal zu unseren Betrüglern, die sind da zuständig.«
     
    Charly begann gerade, einen Observationsbericht zu tippen, als Fischer ins Zimmer stürmte; gleichzeitig klingelte das Telefon. Er nahm den Hörer ab und bedeutete dem Spurensicherer, sich zu setzen.
    »Zentrum der Arbeit, Valentin.«
    Am anderen Ende meldete sich betont nüchtern der Pressesprecher der Polizeidirektion. Er teilte Charly mit, dass man soeben beschlossen habe, Presseauskünfte in aktuellen Fällen ausschließlich über die Direktion zu erteilen. Dies betreffe insbesondere die beiden aktuellen Fälle der Kripo, Kiara und Bichler. Die bisherige Praxis, den Sachbearbeitern einen gewissen Freiraum bei der Zusammenarbeit mit

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