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Bauernopfer

Bauernopfer

Titel: Bauernopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Peter
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Pressevertretern einzuräumen, habe bedauerlicherweise nicht funktioniert.
    Charly unterdrückte ein Lachen. Die Gewährung dieses Freiraumes war den Verantwortlichen bisher ganz gelegen gekommen. Konnte man es so doch vermeiden, offiziell irgendetwas über einen aktuellen Fall zu sagen, was einem später vielleicht vorgeworfen werden konnte. Charly versicherte, keine Presseauskünfte erteilt zu haben und auch künftig keine zu erteilen, und verabschiedete sich von dem Kollegen der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit.
    »Servus, Bernd, was hast du für uns?«, fragte er Fischer, während er auflegte.
    »Is’ d’Liesl nicht da?«
    »Welche Liesl? Ich kenn keine Liesl.«
    Fischer gestand, dass die Jungs vom Erkennungsdienst den Namen der jungen Kollegin vergessen hatten und darum die Partnerin von Charly Valentin einfach Liesl Karlstadt nannten.
    »D’Sandra ist krank«, erklärte Charly.
    »Also gut«, Fischer wedelte mit einem vollgeschriebenen Notizzettel. »Ich hab gerade mit dem LKA telefoniert. Die Daktyloskopen sagen, die Fingerabdrücke, die wir gesichert haben, sind hauptsächlich vom Bichler selbst. Die, die überbleiben, sind nicht auswertbar. Mehr Glück haben wir aber bei den DNA-Spuren. An den Kaffeetassen in der Küche haben wir zwei DNA-Muster, ein männliches und ein weibliches. Und die männliche DNA ist nicht vom Bichler. An dem Seidenschal, den wir in der Garderobe sichergestellt haben, ist auch eine weibliche DNA gesichert worden. Aber eine andere als an der Kaffeetasse. Und an der Pistole war gar nichts, die war also direkt abgewischt.« Fischer zog sich einen Bürostuhl heran, wirbelte ihn schwungvoll herum und nahm rittlings darauf Platz. »Ich hab aber auch innen unter den Magazinlippen einen Abrieb gemacht.« Er lächelte zufrieden. »Weißt du warum?«
    Charly schüttelte den Kopf.
    »Weil ich beim letzten dienstlichen Schießen nicht ganz bei der Sache war. Ich musste meine Magazine so oft nachladen, dass ich am Schluss einen ganz offenen Daumen hatte, weil ich dauernd über diese Magazinlippen geschrammt bin.«
    »Wow!«
    »Auf jeden Fall war auf diesem Abrieb von der Magazinlippe auch eine DNA. Eine männliche. Und zwar eine andere als die von der Kaffeetasse. Und nicht die von Bichler.«
    Charly sah Fischer mit großen Augen an. Der lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. Anscheinend war er mit seinem Bericht fertig.
    Helmuth unterbrach die nachdenkliche Stille: »Das heißt, dass zwei Männer und zwei Frauen den Bichler besucht haben. Ein Pärchen hat Kaffee getrunken, das andere hat irgendwas gemacht, wobei sie ihren Schal verloren hat. Dann sind alle vier in den Kuhstall gegangen und haben den Bichler erschossen.«
    Fischer hob die Hände. Er sei nur dafür zuständig, Spuren zu finden und zu sichern. Wie sie entstanden waren und wie sie zusammenhingen, mussten die Ermittler herausfinden.
    Charly hatte inzwischen gedanklich mögliche Abläufe vor, während und nach der Tat durchgespielt, die zur Entstehung der Spuren geführt haben könnten, und dabei war in ihm eine vage Idee bezüglich der Kaffeetassen gereift.
    »Ich wollt sowieso grad zum Betrug hinter. Mal sehn, was der Nager dazu sagt.« Damit bedankte er sich bei Fischer, wünschte Helmuth viel Spaß mit STUPID und verließ das Büro. Er hörte gerade noch Helmuths »Zefix«.
     
    Das Aroma frisch gebrühten Kaffees erfüllte Nagers Büro, obwohl Charly weder eine Kaffeemaschine noch einen Kaf feeautomaten entdecken konnte und auch auf Nagers aufgeräumtem Schreibtisch kein Kaffee stand. Ein Bücherregal mit Kommentaren zu allen denkbaren Wirtschaftsgesetzen und zahlreichen, säuberlich beschrifteten Aktenordnern füllten eine Wand. Großformatige Bilder des letzten USA-Aufenthaltes zierten die gegenüberliegende Seite des Raumes. Eine sattgrüne Yucca-Palme trennte eine kleine Sitzgruppe vom Schreibtisch und auf dem Fensterbrett dahinter plätscherte ein Zimmerbrunnen. Wie ein Chefzimmer, dachte Charly. Und wie ein Firmenboss sah auch der grauhaarige Nager aus, der in seinem dunklen Anzug am Schreibtisch saß, mit einem goldenen Kugelschreiber in der Hand, und in einer dicken Akte blätterte.
    Charly erzählte ihm von den gesicherten Spuren und sah ihn danach an, ohne eine Frage zu stellen oder sogar einen Vorwurf zu formulieren. Nager schien dennoch peinlich berührt. Er dachte kurz nach, gab sich dann einen Ruck und räusperte sich. Frau Kornburg sei bei der Vernehmung aufgrund der Umstände natürlich sehr

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