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Bauernopfer

Bauernopfer

Titel: Bauernopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Peter
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wieder nix. Und überhaupt hab ich da gar nix genehmigt. Und jetzt ist die Dings, die … ander krank. Das ist alles, was ihr erreicht habt.« Charlys Erwiderung hörte er schon nicht mehr oder tat zumindest so. Ihm das Ergebnis der Observation und der Spurenuntersuchung mitzuteilen, dazu hatte Charly keine Gelegenheit.

Dienstag, 21. Oktober
    Charly konnte sich nicht konzentrieren. Eine innere Unruhe trieb ihn hin und her. Er hasste dieses Gefühl, das sich immer dann einstellte, wenn er genau wusste, dass er in einer Angelegenheit noch unbeschreiblich viel zu tun hatte, aber andere Vorgänge zuerst abgearbeitet werden mussten. Am liebsten hätte er dann immer alles zugleich erledigt, wobei jedoch erfahrungsgemäß in den seltensten Fällen etwas Vernünftiges herauskam.
    Es half alles nichts, die Routine duldete keinen Aufschub mehr. Er setzte sich an seinen Schreibtisch, nahm einen der roten Aktendeckel vom Stapel, las darin ein paar Absätze und legte ihn wieder zurück. Dann nahm er einen anderen Aktendeckel. Natürlich war er gedanklich ständig beim Fall Bichler und den festgestellten DNA-Spuren. Dieser Fall beschäftigte ihn so sehr, dass er gestern Abend entgegen seiner Gewohnheiten lange mit Petra darüber gesprochen hatte. Gemeinsam hatten sie die wildesten Theorien aufgestellt und alle Verdächtigen der Reihe nach durchleuchtet. So, wie Charly seiner Frau den jüngeren Bichler beschrieben hatte, traute Petra ihm durchaus zu, seinen Vater erschossen zu haben. Aber auch der ältere Sohn mit seinem Verhältnis hatte in ihren Augen ein gutes Motiv.
    »Seine Geliebte gibt ihm ein falsches Alibi, macht mit ihm gemeinsame Sache und wenn er geerbt hat, lässt er sich scheiden und geht mit ihr zusammen«, hatte Petra überlegt. Aber ihre Favoritin war Frau Heudeck-Bichler. Sie könnte das Verhältnis ihres Mannes entdeckt haben, mutmaßte Petra. »Bevor sie sich aber scheiden lässt, will sie, dass ihr Noch-Mann seinen Teil am Besitz des Schwiegervaters erbt. Denn wenn der Erbschaftsfall erst in ein paar Jahren auf natürlichem Wege eintritt, dann hat sie nichts mehr davon.« Petra war überzeugt, dass der Seidenschal Frau Heudeck-Bichler gehörte.
    Charly wäre nicht ohne weiteres auf dieses Motiv gekommen und tröstete seinen beleidigten kriminalistischen Spürsinn mit der Maßgabe, dass man wahrscheinlich eine Frau sein musste, um so zu denken, und je mehr Charly dagegen redete, desto sicherer wurde sich Petra.
    Diese Theorien hallten in seinem Kopf nach, und am liebsten hätte er nichts anderes getan, als sich um den Fall Bichler zu kümmern. Aber einige Arbeiten in anderen Fällen konnte er nicht mehr länger aufschieben. Die Anzeigeerstatter der exhibitionistischen Handlung, die Geschädigten des Wohnungsbrandes und die Angehörigen der im Krankenhaus Verstorbenen hatten ein Recht darauf, dass die Kripo sich endlich ernsthaft um ihre Belange kümmerte. Zudem häuften sich mittlerweile die Anfragen von Rechtsanwälten und Versicherungen zu den offenen Fällen. Gott sei Dank war es zur Zeit relativ ruhig. Trotzdem kam beinah jeden zweiten Tag ein Ermittlungsvorgang dazu, den automatisch Charly zugeteilt bekam, weil die Mitglieder der AG Kiara bei der Bearbeitung der Tagesroutine außen vor waren.
    Die Arbeitsgruppe hatte inzwischen den Kreis der von ihr zu überprüfenden Personen aufgrund der Profileranalyse auf etwa 100 Männer ausgedehnt. Die Ermittler wie auch Barsch hetzten nur noch mit starrem Blick durch die Dienststelle und waren nicht ansprechbar.
    Sandra war am Morgen mit einer rotgeschnäuzten Nase wieder zum Dienst erschienen. Sie war zwar noch verschnupft, aber voller Tatendrang. Während sie zu Hause ihre Erkältung auskuriert hatte, war sie zu der Überzeugung gelangt, dass die Heuschreck ein nicht zu verachtendes Alibi habe, ließ sie ihre Kollegen wissen. Denn die betrogene Ehefrau könnte hinter das Verhältnis ihres Mannes gekommen sein und versuchen, vor einer Scheidung ihren Mann so reich wie möglich zu machen.
    Charly seufzte: »Offenbar ist diese Theorie für Frauen unwiderstehlich.«
    Aber auch wenn Charly und Helmuth die Augen verdrehten, fuhr Sandra unbeirrt fort. »Es würde das Seidentuch erklären, und selbstverständlich wusste Frau Heudeck-Bichler auch von ihrem verhassten Schwiegervater nicht, dass er Linkshänder war.«
    »Denn wenn’s einer der Söhne gewesen wär, dann hätte derjenige ihm doch die Pistole nicht in die rechte Hand gelegt.«
    »Außer der Mörder ging davon

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