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Bauernopfer

Bauernopfer

Titel: Bauernopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Peter
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Herrn Müller vor, und Müller stand auf, um Charly die knochige Hand entgegenzustrecken. Sein Gesicht war bedenklich gerötet und an Wangen und Nase von dunklen, violetten Äderchen durchzogen. Offenbar hatten Wenz und Müller sich gut unterhalten. Wenz hatte immer noch ein Lächeln im Gesicht, und auch Müller machte keineswegs einen verängstigten Eindruck, als er zur Begrüßung freundlich seine gelbbraunen Zähne zeigte.
    Charly und Wenz hatten nicht darüber gesprochen, wer die Unterhaltung führen sollte. Natürlich pflegte Wenz den engeren Kontakt mit dem Wirt, aber mit Smalltalk wollte Charly sich jetzt nicht aufhalten. Also erklärte er Müller ohne Umschweife, dass sie ihn hergebeten hätten, um alles über die Glückspielrunden zu erfahren, die jeden Samstag in seiner Gaststätte stattfanden.
    »Och, Glückspiel, Glückspiel!« Müller schwenkte seinen hageren Schädel wie ein gelangweilter Elefant im Tierpark und breitete die Hände aus. Dann setzte er zu einer langatmigen Erklärung an, warum die Veranstaltungen in seinem Etablissement seiner Meinung nach eigentlich kein Glückspiel seien.
    Wenz hatte sich zurückgelehnt und lauschte mit einem angedeuteten Lächeln den Ausführungen des Gastronomen, ließ aber nicht erkennen, ob er mit Charlys Initiative einverstanden war und ob er den Ausführungen des Wirtes Glauben schenkte.
    Charly unterbrach Müllers Rede. »Es ist Glückspiel!«, stellte er fest und bekräftigte die Aussage mit einer konsequenten Handbewegung, um dann aber in einen versöhnlichen Ton zu wechseln. »Herr Müller, es gibt klare gesetzliche Definitionen, was Glückspiel ist, und es gibt klare Vorschriften, dass es verboten ist. Punkt. Aber darum geht’s eigentlich nur nebenbei.«
    Das gelbbraune Lächeln verschwand aus dem Gesicht des Hirschen- Wirtes, dafür wurde das Rot noch ein wenig intensiver. Er wurde unsicher und startete einen letzten Versuch, die Angelegenheit herunterzuspielen, indem er beteuerte, seine Gäste würden nur Schafkopf spielen und ab und zu vielleicht eine Runde Watten. Zugegeben, manchmal um etwas höhere Einsätze, dann liege schon mal ein Zehner auf dem Tisch. Aber dann würde er als Wirt stets versuchen, das Spiel zu unterbinden, was ihm jedoch nicht immer gelinge, denn schließlich müsse er sich ja auch noch um andere Sachen kümmern und könne nicht ständig den Aufpasser in der Gaststube spielen.
    »Verkaufen S’ uns doch nicht für blöd, Herr Müller. Wir wissen genau, was in Ihrer Kneipe abläuft«, sagte Charly und hoffte, dass Wenz es wirklich genau wusste.
    »Poker und Black Jack, 50 Euro Einsatz, ohne Limit, da geh’n schon mal 10000 Euro über’n Tisch an einem Abend. Daneben gelegentlich Fußball- und Pferdewetten und Wetten auf Boxkämpfe, wenn es sich gerade ergibt.« Ohne sich zu bewegen, zeigte Wenz, dass er genau wusste, was im Hirschen lief.
    Müller blickte von Wenz zu Charly und schluckte. Seine Frage, was die Kripo eigentlich von ihm wolle, beantwortete ihm Charly: »Die Spieler! Wer spielt seit wann mit, wer verzockt wieviel, wer gewinnt, wer hat Schulden?«
    Müllers Gesicht wurde noch eine Spur röter und die Äderchen schwollen an. Mit beiden Händen winkte er ab. Das gehe nun wirklich nicht, denn schließlich habe er als Wirt eine Art Berufsethos, vergleichbar mit dem Beichtgeheimnis eines Pfarrers oder der ärztlichen Schweigepflicht oder mit einem Rechtsanwalt oder …
    Charly, der dem fadenscheinigen Wirt nicht auf die Nase binden wollte, dass ihr Gespräch mit den Ermittlungen im Mordfall Bichler zu tun hatte, blieb keine Wahl, als seinem Anliegen auf andere Weise Nachdruck zu verleihen.
    »Herr Müller! Sie haben ja g’hört, dass wir wissen, was läuft. Eine Mitteilung ans Ordnungsamt, ein Anruf beim Gewerbeamt, ein Hinweis an die Lebensmittelüberwachung und schwupps, ist der Hirsch zu und ihre Gaststättenkonzession weg. Dann führen Sie im Bereich Ingolstadt und den angrenzenden Landkreisen keine Wirtschaft mehr. Und meine Kripokollegen im restlichen Bayern sind ganz scharf auf Mitteilungen, wenn bei denen einer eine Kneipe aufmacht. Da jagt dann eine Razzia die andere. Außerdem holen wir uns die Spieler, die wir bis jetzt schon kennen. Der eine oder andere sagt uns schon, was der Wirt von den Pokerrunden abbekommen hat. Das Finanzamt rechnet dann hoch, wie lang Sie das schon betrieben haben und was Sie an Steuer nachzahlen müssen. Da schaut man ganz schnell ganz alt aus.«
    Jetzt pokerte Charly, denn er war sich

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