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Bauernopfer

Bauernopfer

Titel: Bauernopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Peter
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wo er unbedingt hin musste. Also hatte Charly ihn in die Stadt gebracht, wo er mit irgendwem ins Kino ging. Kurz darauf war Charlys Schwager auf einen Sprung vorbeigekommen, weil er auf seinem Laptop immer eine unverständliche Fehlermeldung erhielt. Als das Problem nach einiger Zeit behoben war, tauchte Charlys Schwiegervater auf. Er hatte sich ein neues Handy bestellt und wollte Charly bitten, ihm sein Telefonbuch aus dem alten Handy einzugeben und ihm vielleicht nebenbei das neue Handy ein bisschen zu erklären. Als Charly anschließend Julia wieder vom Stall und Ludwig wieder aus der Stadt geholt hatte, war der geruhsame Sonntag vorbei, bevor er eigentlich angefangen hatte. Am Abend war Charly eine Dreiviertelstunde ganz langsam gejoggt, hauptsächlich um Zeit zum Nachdenken zu finden. Er hatte das Bedürfnis gehabt, seine wirren Gedanken im Fall Bichler zu ordnen, was ihm aber auch in den 45 Minuten nicht so recht gelungen war. Derart erholt saß Charly nun in seinem Büro und war gespannt, was der heutige Tag für ihn bereithalten würde.
    Wie eine Flutwelle schwappte die Geschäftigkeit durch den Flur der Kripo, als kurz vor 07.00 Uhr die Kolleginnen und Kollegen eintrudelten. Sandra und Helmuth erschienen gut gelaunt im Büro. Helmuth hatte mit seiner Frau einen wunderbar ruhigen Sonntag verbracht und auch Sandra hatte am Sonntag ausgeschlafen, gelesen, Kaffee getrunken, gebadet, Musik gehört, ein Nickerchen gemacht und ein wenig im Internet gesurft. Es sei ihr beinahe langweilig geworden.
    Charly stemmte seinen noch immer schmerzenden Körper in die Höhe und holte Kaffee für alle. Dann erzählte er ihnen von dem Gespräch mit Bertl Hack, wobei er die Begleitumstände allerdings nicht unnötig ausschmückte. »Unser Ignaz Gessler ist anscheinend so ein richtiger Frauenheld, der auch gegenüber seinen Angestellten im Betrieb keine Hemmungen kennt«, schloss er seinen Bericht.
    Wie auf Stichwort betrat Margot das Büro und legte Charly das Gedächtnisprotokoll auf den Tisch, das er in der Nacht zum Sonntag diktiert hatte. Eine Süßigkeit war nicht dabei.
    »Horch, Charly«, fränkelte Margot mit erhobenem Zeigefinger, »du musst amol die Badderien in dei’m Diggdiergeräd wechseln, des lallt ja so. Allmächt, ich hab’s ja fast ned versteh könna.«
    Charly hatte erst vor Kurzem neue Batterien ins Diktiergerät eingelegt. Trotzdem nahm er es sofort zur Hand, tauschte die Batterien aus und dankte Margöttchen für den Tipp. Ihr Angebot, die ›alten‹ gleich mitzunehmen, um sie im dafür vorgesehenen Sammelbehälter zu entsorgen, konnte er nicht ablehnen. Petra würde schimpfen wie ein Rohrspatz, wenn sie das wüsste.
    Prüfend überflog er das Gedächtnisprotokoll. Entweder war er trotz der vier Weißbier in der Lage gewesen, einen sinnvollen und logisch aufgebauten Bericht zu diktieren, oder Margot hatte den Text wieder einmal umgestellt. Auf jeden Fall stand alles drin, was hineingehörte.
    Während er mit Frau Gambrini-Steinmetz telefonierte, begann Sandra damit, sich in den alten Fall einzulesen. Helmuth hatte für sich die ersten 50 Seiten der Akten nochmals kopiert und fing ebenfalls an, den Schlussbericht durchzuarbeiten, um die Eckdaten in STUPID zu erfassen. Auch die Staatsanwältin hatte übers Wochenende ihre Hausaufgaben gemacht und den Altfall durchforstet.
    »Jedenfalls wissen wir jetzt, wie’s mit der Firma Gessler aussieht«, berichtete Charly und fasste die Aussagen von Bertl Hack für die Juristin zusammen. Gessler war zwar momentan die einzige Person, die man mit beiden Fällen in Verbindung bringen konnte. Aber für den Fall Bichler hatte er ein bombenfestes Alibi, das gerade von einem BKA-Beamten an der Deutschen Botschaft in Malaysia überprüft wurde.
    Also verbrachten Charly, Sandra und Helmuth den weiteren Vormittag schweigend und lesend. Die konzentrierte Stille im Büro wurde nur vom Rascheln umgeblätterter Seiten, von Helmuths Tipp- und Klickgeräuschen und seinem gelegentlichen leisen Fluchen durchbrochen.
    Stöbner und seine Kollegen hatten damals gründlich gearbeitet. Der 40-seitige, maschinengeschriebene Schlussbericht schilderte präzise den Ablauf der Ermittlungen und verwies für Detailauskünfte seltengenau auf die Vernehmungen und Vermerke in den folgenden Akten. Wie er es bereits im Gespräch erwähnt hatte, kam Stöbner nach allem Für und Wider in seinem Bericht zu dem Schluss, dass es sich um die Kurzschlusshandlung eines ertappten Einbrechers handelte. Für

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