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Bauernopfer

Bauernopfer

Titel: Bauernopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Peter
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sie nachdenklich ihren Kaffee umrührte. Den Blick in die Kaffeetasse gesenkt, schien sie sich weit in die Vergangenheit zu versetzen. »Beim Guisl warn’s damals drei Kinder. Der Korbinian, der Vitus und die Agnes.«
    Jetz’ wird’s schwierig, dachte Charly, denn er vermutete, dass Frau Kornburg jetzt mit Hausnamen operierte.
    »Guisl ist …?«, fragte er.
    »Die Familie Berthold. Der Älteste, der Korbi, ist aus’m Krieg nicht mehr zurückgekommen. Der Vitus hat geheiratet und ist der Vater von der Annemarie und die Agnes hat beim Irxner eingeheiratet, also beim Schwarzmüller. Sie ist die Mutter von der Rosa. Die Annemarie und die Rosa waren von klein auf immer z’amm, wie Pech und Schwefel. Zwei so liebe Mädel waren das. Und dann hat die Rosa den Bichler g’heirat – oder heiraten müssen, so genau weiß man des nicht. Jedenfalls hat’s kurz drauf ihren ersten Sohn geboren.«
    »Und wie is’ sie dann gestorben?«, wollte Charly wissen.
    »Offiziell war’s ein Unfall, beim Schwimmen in der Donau ertrunken.«
    »Ah, darum der Christophorus, irgendwie! Und warum offiziell?« Charly nahm sich ein Stück von dem angebotenen Marmorkuchen.
    »Na ja, es gibt auch das Gerücht, dass sie sich ’s Leben genommen hat, freiwillig ins Wasser gegangen ist.«
    »Aus welchem Grund? Sie hat zu der Zeit doch zwei kleine Söhne gehabt. Da geht man doch nicht einfach so ins Wasser.«
    »Der Bichler war ein böser Mensch. Bei dem hat sie nix Schönes gehabt. Nur arbeiten, von früh bis spät, nix konnte sie recht machen, und verprügelt hat er sie auch. Und als sie den zweiten Sohn geboren hatte, war ihre Aufgabe erfüllt und sie hat gar nix mehr gegolten. Er hat sie behandelt wie ein Stück Vieh. Nein! Stimmt nicht, seine Viecher hat er besser behandelt. Und eines Tages war sie dann weg. Man hat ihre Kleider am Donauufer gefunden und sie selbst erst ein paar Tage später.«
    »Was hat der Bichler dazu gesagt?«
    »Pff, der … gar nix. Für den ist es weitergegangen, als ob nix gewesen wär.« Frau Kornburg schenkte Kaffee nach.
    »Und die Buben?«
    »Keine Ahnung, die hat man danach nicht oft gesehen. Sie durften eine Zeit lang nicht zur Schule und auf’n Hof hat er niemanden gelassen. Irgendwann ging’s einfach so weiter, dann halt ohne Mutter.«
    »Und die Annemarie, also die Frau Berthold?«
    »Die hat sich die Seele aus dem Leib geheult. War damals völlig aufgelöst und fassungslos über den Tod ihrer Cousine. War ja auch noch ihre beste Freundin. Sie war es auch, die als Erste von Selbstmord gesprochen hat. Und ich glaub, die Sache von damals war auch der Grund, warum sie selber nie geheiratet hat.«
    »Warum liegt die Rosa im Grab ihrer Familie und nicht im Grab der Bichlers?«
    »Erstens hätt’ das niemand zugelassen, dass sie auch nach ihrem Tod noch bei dem Scheusal liegt, und zweitens gibt’s gar kein Grab der Bichlers. Ein paar Jahre, nachdem seine Eltern gestorben sind, hat der Geizkragen nämlich das Familiengrab aufgelöst. ›Kost’ nur Geld und macht Arbeit‹, hat er damals gesagt. Den Flecken wo er jetzt liegt haben seine Söhne neu angemietet. Und ich soll mich drum kümmern. Aber ich weiß noch nicht, ob ich das machen will.«
    »Warum macht man denn dann keine Feuerbestattung?«
    »Das hab ich auch gefragt. Und wissen S’, was der Manfred geantwortet hat?« Frau Kornburg bekreuzigte sich und flüsterte: »Der soll verfaulen, der Hund.«

Dienstag, 04. November
    »Na endlich kommt Bewegung in die Sache«, stellte Helmuth fest. »Gott sei Dank hilft uns jetzt Kommissar Zufall.« Er hatte seine Depression überwunden und war wieder mit Eifer bei der Sache.
    »Typischer Blödsinn«, konterte Charly. »Dein so genannter Kommissar Zufall hilft dir nur, wenn du vorher deine Hausaufgaben gründlich erledigt hast. Sonst pfeift er dir nämlich was, dein Kommissar Zufall.« Charly war stets leicht reizbar, wenn wochenlange akribische Ermittlungen mit der Floskel vom Kommissar Zufall übertüncht wurden. Natürlich führten ab und an Zufälle zur Aufklärung von Verbrechen. Aber nichtsdestotrotz musste man diese Zufälle erkennen und sie vor allem richtig bewerten. Ohne die nötige Vorarbeit verpufften solche Zufälle allzu leicht im luftleeren Raum.
    Helmuth allerdings bezog sich nicht auf Charlys Friedhof-Erkenntnisse, sondern auf einen Anruf aus der Einsatzzentrale. Bruce hatte angerufen und mitgeteilt, ein wichtiger Zeuge habe sich bei ihm am Notruf gemeldet. Ein gewisser Herr Bracke aus Oberstimm

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