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Bauernsalat

Bauernsalat

Titel: Bauernsalat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Weg.
    »Vincent, bist du noch dran?«
    »Klar bin ich noch dran. Was hattest du jetzt gefragt?«
    »Ich hör schon, du bist wieder hoffnungslos in deine Klassenarbeiten eingetaucht«
    »Sozusagen.«
    »Wirst du heute fertig?«
    »Ich glaube nicht. Das Ganze gestaltet sich schwieriger, als ich vorher gedacht hatte.«
    »Schade. Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, heute Abend noch vorbeizukommen. Aber dann fahre ich lieber direkt nach Hause.«
    »Ich glaube, das ist besser. Ich ruf dich morgen an.«
    »OK, und drück mir die Daumen, daß ich erfolgreich bin.«
    »Klar, mach ich. Bis dann!«
    Als ich den Hörer auflegte, machte sich ein schales Gefühl in mir breit. Es war mir selbst nicht klar, warum ich nicht die Wahrheit gesagt hatte. Es war einfach so passiert. Glaube ich.

20
    Alexas Herz klopfte ziemlich schnell, als sie von Tür zu Tür eilte und nach den Namensschildern sah. Für einen Banküberfall würde es bei ihr nie reichen, wenn sie schon bei diesem kleinen Regelverstoß Herzrasen bekam. Als Alexa das dunkle, muffige Altenheim betreten hatte, das nach Eintopf und Urin roch, hatte ihr ein Blick auf die Wanduhr sofort gezeigt, daß sie heute keine Chance mehr auf einen offiziellen Besuch bekommen sollte. Viertel nach acht! Da lagen sicher schon alle Heimbewohner versorgt in ihren Betten, ohne Aussicht, in den nächsten Stunden einschlafen zu können. Und da hatte es Alexa plötzlich ganz praktisch gefunden, daß weit und breit niemand zu sehen war, den man um Auskunft hätte bitten können. Sie hatte sich kurz orientiert und herausgefunden, wo sich die Flure mit den Schlafzimmern befanden. Und da lief sie jetzt von Tür zu Tür und las die zwei Namen, die auf jedem Schildchen angebracht waren. Dies war schon der zweite Flur, und Alexa war sich ziemlich sicher, daß es auch der Letzte war. Plötzlich hörte sie ein Geräusch am Ende des Flurs. Sie blickte panisch hoch. Wie eine Einbrecherin kam sie sich vor. In gewisser Weise war sie das ja auch. Intuitiv drückte sie sich in einen Türrahmen. Alexa hörte, wie jemand eine Tür öffnete und etwas sagte. Ein paar Sekunden später wurde die Tür wieder geschlossen und Schritte wurden hörbar. Alexa hielt den Atem an. Was wäre, wenn sie als Fremde in dieser Situation erwischt wurde? Verdächtiger konnte man sich kaum benehmen, wahrscheinlich würde die Pflegerin die Polizei rufen. Dann vernahm Alexa, wie die Glastür am Ende des Flurs zuklickte. Sie atmete auf. Das war nochmal gut gegangen. Jetzt aber schnell. Alexa las die Namen auf dem nächsten Schild. Olga Randmeier/Elisabeth Scholin. Frauen, Frauen, Frauen. Der Frauenanteil lag nach Alexas Recherchen bei schätzungsweise neunzig Prozent. Alexa lief zur nächsten Tür. Wann kam endlich Maria Scholenski? Im selben Moment schoß ihr ein Gedanke durch den Kopf. Maria Scholenski! Der Name war ihr so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, daß sie gar nicht bedacht hatte, daß die Frau schon seit Ewigkeiten nicht mehr so hieß! Es war nicht gerade wahrscheinlich, daß Maria Scholenski bei ihrer Heirat als Vorreiterin des Feminismus auf einem Doppelnamen bestanden hatte. Verdammt! Alexa dachte angestrengt nach. Die Bäuerin hatte doch erwähnt, wie Marias Mann hieß! Er hatte ebenfalls einen slawischen Namen gehabt, mit einer gewissen Ähnlichkeit zu Scholenski. Vielleicht ließe sich daraus etwas machen! Alexa dachte angestrengt nach. Marias hatte sie bei ihrer Sucherei mehrere dabei gehabt Maria schien vor siebzig, achtzig Jahren der absolute Namensknüller gewesen zu sein, dicht gefolgt von Elisabeth und Hedwig. Alexa lief zurück. An der dritten Tür war eine Maria. Maria Schürmann. Die war es nicht. Da war Alexa sich sicher. Sie wurde noch hektischer. Ewig konnte sie nicht mehr hier herumrennen. An der nächsten Tür war wieder eine Maria. Maria Koslowski. Das war sie. Jetzt wunderte sich Alexa, daß ihr der Name nicht schon beim ersten Lesen aufgefallen war. Sie hatte in ihrer Hektik nur nach Scholenski Ausschau gehalten. Plötzlich bekam Alexa Muffensausen. So kurz vorm Ziel fragte sie sich, was sie eigentlich hier zu suchen hatte. Sie war mehr oder weniger unzulässig hier ins Heim eingebrochen. Welches Recht hatte sie, eine alte Frau unvorbereitet an ihrem Bett aufzusuchen? Alexa faßte sich ein Herz. Jetzt war sie so weit gekommen. Jetzt würde sie die Sache auch durchziehen. Vorsichtig klopfte sie an die Tür. Sie wollte nicht zu viel Lärm machen. Alexa legte ihr Ohr an die Kunststofftür. Kein

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