Bauernsalat
ist, war die Sache mit Rolf.«
Die Sache mit Rolf war der wahre Grund für ihre Trennung gewesen. Mein Kölner Freund Robert hatte mich nachher wissen lassen, daß Angie schon, während sie noch mit mir zusammen war, etwas mit Rolf Grohlmann angefangen hatte, einem Oberarschloch von RTL.
»Woran lag’s?« Meine Frage sollte möglichst uninteressiert klingen. Ich war mir nicht sicher, ob es gelang.
»Oberflächlich betrachtet könnte man meinen, wir hatten beide zu wenig Zeit«, Angie lachte gezwungen. »Genauer betrachtet paßten wir wohl nicht so richtig zusammen.«
»Rolf Grohlmann ist ein Arschloch«, sagte ich und wußte im selben Augenblick, daß der Satz wie der eines zehnjährigen Jungen klingen mußte. Zudem wie der eines eifersüchtigen zehnjährigen Jungen.
»Wahrscheinlich«, stimmte Angie überraschend zu. »Wir machen alle Fehler, fürchte ich. Für mich war es der größte Fehler meines Lebens.« Angie sah mir offen in die Augen. Die Botschaft kam an.
»Du hast sicher ab und zu von Robert über mich gehört«, sagte ich, um dem Moment jede Spannung zu nehmen.
»Natürlich. Ich habe ihn regelmäßig ausgequetscht, wenngleich er nicht sehr redselig war. Hast du ihm Anweisungen zum Stillschweigen gegeben?«
»Quatsch!« Ich mußte grinsen. In Wirklichkeit hatte ich Robert anfangs gelegentlich gefragt, ob Angie sich nach mir erkundigt hatte.
»Du hast ja auch ziemlich schnell wieder zugeschlagen. Beziehungsmäßig meine ich jetzt.«
»Soll das ein Vorwurf sein?«
»Wie käme ich dazu?«
»Das frage ich mich auch.«
»Und? Bist du glücklich?«
»Glücklich? Natürlich bin ich glücklich.«
»Hör auf. Du bist ein Köln-Fan. Ich kann mir nicht vorstellen, daß du nicht jeden Abend ein paar Tränen ins Kissen weinst.«
Ich mußte grinsen. »Natürlich ist das hier nicht Köln«, sagte ich. »Aber ich habe hier einen Job gefunden.« In Gedanken fügte ich an: »Und noch einiges mehr.« Laut sagte ich es nicht.
»Ich bin hier, um dir einen Vorschlag zu machen.« Angie lehnte sich in meinem ausgesessenen Sessel zurück. Sie nahm eine Körperspannung ein, die ihre Figur ausgezeichnet betonte. »Aber ehrlich gesagt bin ich wahnsinnig hungrig. Dein Kaffee war zwar ein sehr gastfreundliches Entgegenkommen, aber jetzt brauch ich unbedingt etwas Vernünftiges zu essen.«
»Um ehrlich zu sein, bin ich gerade –« Ich stoppte mich selbst. Angie war extra aus Köln gekommen. Es war mehr als unhöflich, sie jetzt rauszuschmeißen.
»Es gibt hier in der Nähe einen ganz guten Italiener«, sagte ich matt.
»Na klasse, ich mach mich nur gerade etwas frisch.« In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Ich fand es schon nach wenigen Sekunden unter einem Stapel Zeitungen. Am Apparat war Alexa. Sie hörte sich aufgeregt an. »Stell dir vor, ich habe den Hof tatsächlich gefunden. Ich bin ziemlich rumgestromert und war schon völlig entnervt, aber dann habe ich tatsächlich einen alten Mann gefunden, der sich an eine Magd namens Maria Scholenski erinnern konnte. Nach einiger Zeit fiel ihm sogar wieder ein, auf welchem Hof sie beschäftigt gewesen sein muß. Es ist ein Hof Isenkemper etwas abseits von Seppenrade.«
»Hast du dort jemanden angetroffen?«
»Allerdings.« Zwischendurch kam Angie vorbei und signalisierte mit Handzeichen an, daß sie das Badezimmer suchte. Ich deutete ihr den Weg.
»Auf dem Hof lebt tatsächlich noch die alte Bäuerin, die Maria Scholenski damals aufgenommen hat. Maria hat einige Jahre auf dem Hof gearbeitet, obwohl sie sehr schnell einen Knecht vom Nachbarhof geheiratet hat. Später sind sie dann weggezogen.«
»Hat die Bäuerin noch Kontakt zu Maria Scholenski?«
»Kontakt wohl nicht, aber sie weiß, wo sie jetzt wohnt. In einem Altenheim ganz hier in der Nähe.«
»Willst du jetzt noch hin?«
»Was denkst du denn, wenn ich schon mal hier bin! Ich will es auf jeden Fall versuchen. Was ist denn mit dir? Bist du gut vorangekommen mit der Arbeit?«
Im selben Moment kam Angie aus dem Badezimmer. Sie formte mit ihren Lippen ein Wort, das ich nicht verstand. Ich versuchte einen fragenden Blick aufzusetzen, was dermaßen dämlich ausgesehen haben muß, daß Angie fast losplatzte. »Toilette!«, sagte Angie in gedämpftem Tonfall. Ich deutete aufs Treppenhaus. Tatsächlich befand sich in meiner Altbauwohnung die Toilette nicht in der Wohnung selbst, sondern zwischen den Stockwerken. Angie setzte ein verständnisloses Gesicht auf, machte sich aber trotzdem auf den
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