BAUhERrNOPFER
ist der Meinung keine Schule zu brauchen, da er einmal einen Staat gründen würde von dem er der Präsident sei. Dafür bräuchte er nun wirklich keine Schule.
Wir reagieren wie alle guten Eltern in dieser Situation mit lächelnder Ignoranz, und schieben Alex an seinem großen Tag, inklusive überdimensionaler Schultüte, in seine neue Klasse an der Grundschule, machen Fotos und ich versichere ihm, dass er ohne Schule »Im brutalen Kreislauf des Lebens ausgeschissen hätte.« Mein Zugang zu Kindererziehung ist möglicherweise unorthodox, aber zumindest müssen wir uns nicht fürchten, dass Alex von anderen Kindern Schimpfwörter lernen könnte, die er von zuhause noch nicht kennt.
Erstaunlicher Weise findet Alex seine Lehrerin nett und kann sich doch vorstellen einige Zeit lang die Schule zu besuchen, solange er der Meinung ist, dort etwas Neues lernen zu können.
Jetzt wo wir täglich Neuigkeiten aus der Schule erhalten vergeht die Zeit wie im Flug. Wir kommen kaum mit dem Unterschreiben des Mitteilungsheftes nach, in dem Dinge stehen wie 'Alex hat im heutigen Religionsunterricht darauf bestanden, dass Jesus ein Loser gewesen sei, da dieser weder ein Haus noch Familie hatte.' oder 'Alex fragte heute im Sachunterricht ob ich meine Vagina rasieren würde. Bitte erklären sie Ihrem Sohn, dass derartigen Fragen im Grundschulbetrieb nichts verloren haben.' Was soll ich sagen, er ist halt sehr interessiert und macht sich seine Gedanken. Aber auch er findet noch seinen Platz in der Gesellschaft.
Der erste Schulmonat ist bereits fast rum und Alex eröffnet mir auf der Heimfahrt im Auto, dass alle seine Schulkollegen in der Klasse ein Haustier hätten und er deshalb unbedingt auch eines haben müsste. Er könnte sich vorstellen für einen Hund zu sorgen, daher möchte er unbedingt einen haben. Die anschließenden Diskussionen und Erklärungen, warum es unmöglich wäre einen Hund zu halten, vor allem in der Stadt wo er keinen Auslauf hätte, ziehen sich hartnäckig über eine Woche hin.
Kaum begonnen, ist das Schuljahr schon wieder mehr als einen Monat gelaufen und es müsste in absehbarer Zeit eigentlich eine Meldung vom Bauamt kommen. In unserem Bundesland ist es üblich, dass ein Bauprojekt, wenn es den Baubestimmungen entspricht, nicht mehr verhandelt wird, sondern die Nachbarn lediglich eine schriftliche Verständigung erhalten, nach deren Erhalt sie innerhalb von vierzehn Tagen begründete Einsprüche anbringen könnten. Erhalten also die Nachbarn einmal dieses Schreiben, dann ist davon auszugehen, dass die Gemeinde selbst keine Vorbehalte gegen den Bau hat. Ob und wann die Nachbarn diese Verständigung erhalten erfährt man als Bauwerber leider nicht. Aber wir könnten ja unsere zukünftigen Nachbarn fragen, wenn wir sie mal zufällig treffen.
Dazu erhalten wir dieses Wochenende die Möglichkeit, da uns Herr Folia, einer unserer direkten Nachbarn, telefonisch mitteilt, dass ein Sturm gerade unsere Blechhütte vernichtet. Diese steht, oder vielmehr stand seit etwa zwei Monaten auf unserem Grund um Werkzeuge und diverses Kleinzeugs zu beherbergen. Wir steigen sofort ins Auto und fahren hinaus, um nach dem Rechten zu sehen. Viel zu sehen gibt es allerdings nicht mehr, da der Sturm die acht Quadratmeter große Hütte, welche rundum mit Waschbetonplatten verschraubt war, mitsamt den selbigen durch die Luft wirbelte und in Einzelteilen auf dem, glücklicherweise noch unbebauten, Nachbargrundstück verteilte.
Babsi und ich laufen los, um im Sturm die Blechteile einzufangen und finden das Dach im Zaun des Nachbarn hängend vor. Gerade als wir es aus dem Maschendraht befreien wollen fliegt hinter uns ein Stück Wand mit Betonplatten vorbei. Jetzt ziehen wir die Einzelteile ganz flach über den Boden, um dem Wind keine Angriffsfläche zu geben. Jedes Mal wenn wir ein Blechteil etwas zu hoch vom Boden anheben wirkt es wie ein Segel eines Schiffes und ist kaum unter Kontrolle zu bringen . 'Scheisse, das Grundstück ist noch nicht versichert. Alles was hier kaputt geht, können wir aus eigener Tasche bezahlen.' macht mich die Situation etwas nervös. Nach einer knappen halben Stunde sind die Blechteile eingesammelt und mit Betonplatten beschwert. Alles was in der Hütte war ist ziemlich hinüber. Wir sehen uns auf dem Grundstück noch einmal um, dabei begegnen
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