BAUhERrNOPFER
versuche ich gerade bei einem österreichischen Anbieter ein entsprechendes Angebot zu erhalten. Dort kann ich wenigsten hinfahren und randalieren wenn etwas schief geht.
Heute, drei Tage vor Baubeginn, ist es sehr ruhig. Zu ruhig, da kein Anruf vom Wassermann kommt. Damit können wir wohl den sechzehnten, oder siebzehnten Mai als 'Tag des Anschlusses' abschreiben. Wir werden wohl oder übel nächste Woche bei unseren Nachbarn um eine Wasserspende bitten müssen, damit Gregor mit den Arbeiten beginnen kann. Für das setzen des Frischwasserschachtes am Montagvormittag kommt er vorerst mit dem Wasser aus, das er sich auf seinem Transporter mitnimmt.
Bei meiner Ankunft zu Hause fallen mir sofort wieder die ungewöhnlich dicken Fische auf. Es kann doch nicht sein, dass unser verdammtes Aquarium einfach nicht zur Ruhe kommt. Der Wassermessstreifen zeigt wieder mal einen viel zu hohen PH-Wert an, und ich setze den Kampf mit PH-Senker fort. Danach versuche ich im Internet den Grund für den schlechten Wert zu finden und stoße auf einen Hinweis, den CO2-Wert des Wassers betreffend. Offensichtlich begründet ein zu geringer Wert einen Anstieg des PH-Wertes und die Fische würden sich aufblähen. Da unser CO2-Messer im Becken eine konstante Unterversorgung zeigt und die Gasflasche bislang auch keine merkliche Verbesserung brachte, kommt mir die zündende Idee. Wenn man eine kleine Menge Sodawasser in das Aquarium kippen würde, dann müsste sich der CO2-Wert eigentlich schnell erfangen, da sich das Gas blitzartig verteilen sollte.
Obwohl Babsi nicht ganz meiner Meinung ist, sehe ich in meinem Lösungsansatz die einzige Option und schütte etwa einen halben Liter Sodawasser in das Becken. Auf vierzig Liter Wasser sollte das passen, denke ich zumindest. Die Fische sehen meine Berechnungen in einem etwas anderen Licht. Fünf Minuten nach meinem, gut gemeinten, Gasangriff schwimmen die Neonsalmer wie benommen in Schlangenlinien, werden immer wieder von der Strömung des Wasserfilters erfasst und knallen gegen die gegenüber liegende Scheibe. Danach schwimmen, oder vielmehr treiben sie wieder zum Filter zurück wo sie erneut Schwung erhalten. Die Putzerfische haben so dicke Bäuche, dass sie nicht mehr an der Scheibe haften bleiben und es steigen ihnen Luftblasen aus dem Maul. Bei den Panzerwelsen blubbern die Blasen vorne und hinten raus, die ersten Fische mit Blähungen in Dr. Tom Hechters Labor gezogen. Und der letzte der Guppy-Originalbesetzung kippt auf die Seite, da er meinen Versuch nicht weiter mitmachen möchte.
Hatte ich früher schon Gewissensbisse, so fühle ich mich jetzt absolut als Tierquäler und Mörder. Warum musste unser Sohn diesen Todeskessel unbedingt haben. Als gäbe es noch nicht genug Leid auf dieser Welt.
Es dauert fast drei Stunden bis sich die Fische wieder halbwegs normal verhalten. Die meisten von ihnen überwinden ihren Zustand recht schnell, und außer dem Guppy sehen nachher alle verhältnismäßig gesund aus. Falls es einen göttlichen Plan für den Aufenthalt dieser Fische in unserem Todesaquarium gibt, dann muss man dem Allmächtigen einen gewissen Hang zur Grausamkeit unterstellen.
Reinigen sollte ich es im Übrigen auch wieder, denn sowohl die Pflanzen als auch die Schatztruhe sind über und über mit schwarzen Algen verwuchert.
Darum kümmere ich mich ein anderes Mal, denn jetzt stellt sich die Frage nach den richtigen Schachtabdeckungen. Wir bekommen zwei Schächte, einen für Frischwasser und einen Fäkalkanalschacht. Beide sind genau dort, wo in Zukunft einmal die Autos stehen sollten. Es wäre also praktisch, wenn wir dort auch mit einem Auto über die Schachtabdeckungen fahren könnten. Leider steht im Angebot des Baumeisters nur, dass die Schachtabdeckungen begehbar sind. Um mit einem Auto darüber zu fahren brauchen wir Abdeckungen die massiver sind. Tja. Diese kosten jeweils um vierhundert Euro mehr, als die geplanten. Was sollen wir machen. Wir brauchen die Dinger, also stimmen wir zu. Herr Ramoser solle doch einfach den Aufpreis dazurechnen.
Des Baumeisters Sekretärin ruft an »Wollen Sie zu den Schachtabdeckungen einen passenden Schachtabdeckungsschlüssel dazu? Der kostet hundertneunundzwanzig Euro inklusive Mehrwertsteuer. Damit können Sie die Abdeckung dann einfacher
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