BAUhERrNOPFER
knapp. Vier Tage vor Baubeginn fehlt mir noch immer jede Information, ob und vor allem wann auf unserem Grundstück ein Wasseranschluss erstellt wird. Normalerweise sind es vierzehn Tage ab Bestellung. Aber scheinbar gibt es wieder einmal ein Problem mit dem Bauamt der Gemeinde. Die müssten schließlich eine Genehmigung für das Öffnen der Straße erteilen. Möglicherweise scheitert es gerade daran, weil mir der Wassermann der zuständigen Baufirma telefonisch mitteilt, dass er sich bei uns melden würde, sobald ihm eine Genehmigung der Gemeinde vorliegt. Hoffentlich ist dafür nicht wieder jemand zuständig der gerne in Urlaub oder Krankenstand weilt.
Aber nicht nur das Wasser bereitet mir Kopfzerbrechen. Auch die Panzerschläuche für die Stromleitungen der Lampen, die in die Zwischendecke einbetoniert werden müssen, sollten schön langsam mal den Weg zu uns finden. Ist die Decke einmal betoniert, dann brauchen wir die Schläuche nicht mehr.
Mittlerweile wird es auch Zeit die Solaranlage zu bestellen. Da drei von sieben Anbietern auf unsere Anfrage reagierten, liegen uns nun Angebote mit teils unterschiedlichen Umfang über jeweils die komplette Solaranlage inklusive Speicher und Fußbodenheizung vor. Hier kommt wieder einiges an Material zum Zwischenlagern.
Einer der drei Anbieter war einen Tick bemühter und rief an, um zu klären was wir wirklich bräuchten. Dieser Anbieter aus dem Norden Deutschlands – am Telefon klang er wie ein Hamburger Schiffskapitän – schickte uns nach etwa zweiwöchiger Bearbeitungszeit ein recht umfangreiches und durchdachtes Angebot. Also dachten wir, der könnte durchaus zu unserem Lieferanten werden.
Wenn ich nicht noch ein paar kleine Änderungen gehabt und auch beim Preis zumindest eine Skontierung auf die Vorauszahlung erwartet hätte. Damit kränkte ich den guten Mann wahrscheinlich persönlich, weil er mich umgehend mit Mails zumüllte, in denen er mir erklärte warum meine Änderungen schwachsinnig seien.
Was habe ich eigentlich in der Entwicklung der letzten Jahre verpasst? Als ich im Verkauf tätig war, hieß es immer dass der Kunde König sei. Auch wenn dieser mittelmäßig gut durchdachte Wünsche äußerte, sollte man darauf so gut es ging eingehen und versuchen den Kunden sanft in eine sinnvolle Richtung zu bewegen. Mir wäre nicht aufgefallen, dass jemand ein Buch veröffentlicht hätte, in dem Verkäufer in den Künstlerstatus erhoben werden. 'Was sie wollen ihr Auto nicht in der Farbe die ich ihnen vorschlage? Dann fahren sie zur Hölle sie Ignorant! Das muss ich mir von ihnen nicht gefallen lassen. Wen glauben sie vor sich zu haben? Sie haben von Autos keine Ahnung! Giftgrün ist das neue Schwarz. Verlassen sie sofort mein Geschäft bevor ich mich vergesse!'
Wäre diese Verkaufstaktik vor zehn Jahren schon allgemein akzeptiert gewesen, dann müsste ich heute nicht mehr arbeiten. Schließlich wusste auch ich immer besser, was meine Kunden wirklich benötigen.
Nachdem meine Rechtfertigungen plausibel waren – ja ich musste mich wirklich für meine Änderungswünsche rechtfertigen – akzeptierte der Herr meine Wünsche widerwillig. Sogar die Skontierung hatte er berücksichtigt und mir das alles per Mail mitgeteilt. Einzige Bedingung für die Skontierung wäre eine Bestellung vor dem fünfzehnten Mai und eine Lieferung vor dem fünfzehnten Juni, weil dann angeblich die Lieferanten die Preise erhöhen würden. Das ist zwar kompletter Blödsinn, weil kein Lieferant am sechzehnten Juni die Preise erhöht, aber ich will nicht schon wieder zu diskutieren anfangen. Als das Angebot vorlag hatte ich noch ein paar Änderungswünsche und bat Käpt’n Iglu mir ein aktualisiertes Angebot zu schicken, aus dem der neue Lieferumfang und der aktuelle Preis inklusive Lieferung und allen Steuern hervorgehen würden. Das war soweit ich mich erinnern kann in der dritten Aprilwoche. Jetzt, knapp vier Wochen später habe ich noch immer kein neues Angebot erhalten. Meine E-Mails ignorierte er bislang komplett und auch telefonisch konnte ich ihn nicht erreichen. Wahrscheinlich ist er mit dem Walfänger gerade im Beringmeer unterwegs und hat dort keinen Empfang.
Vielleicht ist es aber auch gut so, denn wenn jemand so unzuverlässig ist, kann es schon mal vorkommen, dass mehrere tausend Euro den Bach runter gehen. Daher
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