BAUhERrNOPFER

er sich ja dann zwischen Flughafen, Pharaonen, Krankenhaus oder Rittern für ein Spielthema entscheiden. Mir wird es sicher ebenso ergehen, wenn die ganzen Installationsmaterialien einmal da sind.
            Allerdings gibt es auch für dieses Problem eine erprobte Lösung, das gute alte Baustellenbier. Wenn du mal nicht weißt womit du anfangen sollst, weil es einfach zu viel zu tun gibt, dann schnapp dir eine Flasche Bier und stell dich irgendwo mit einem nachdenklichen Blick hin. So geht zwar auch nicht mehr weiter, aber zumindest haben deine Hände eine Beschäftigung.
                Mittlerweile verfügen wir also über Materialen die strombetrieben sind, aber immer noch über keinen Anschluss auf unserem Grundstück. Heute zwischen sieben und zwölf Uhr sollte es passieren. Der Bautrupp der Niederösterreich Strom kündigte sein Erscheinen und die Montage des Stromzählers für heute Vormittag an.

            Da unser Grundstück derzeit durch Bauzäune abgesichert ist, um zu verhindern, dass irgendjemand beim versehentlichen und natürlich vollkommen unbeabsichtigten Betreten der Baustelle in unser Pool-Loch fällt, ist es für die Handwerker des Bautrupps nahezu unmöglich an unseren Strombock heran zu kommen. Schließlich müssten sie dazu die Masche in der Schnur öffnen mit der ein Zaunelement am Strombock angebunden ist. Und als ob das noch nicht genügte, müsste der Zaun dann noch auf die Seite gehoben werden.

            Ich kann mir schon im Vorfeld den darauf folgenden Anruf des Bautrupps ausmalen 'Guten Tag Herr Hechter. Wir waren gerade auf ihrer Baustelle und versuchten den Zähler zu montieren. Leider wurde der Zugang durch ein massives Zaunelement versperrt. Heute wird das also nichts mehr. Wir hätten in 14 Tagen einen neuen Termin. Die zusätzliche An- und Abfahrt müssen wir ihnen natürlich in Rechnung stellen. Sie wissen eh, wir würden es ja nicht verlangen, aber der Chef hat gesagt, dass wir leider kein Auge zudrücken können!' Möglicherweise geht die Fantasie hier etwas durch mit mir, aber meistens sieht es doch genau so aus.

            Ich fahre daher heute in der Früh, nachdem ich einen Guppy in die Toilette, Alex in die Schule und Emma in die Kinderkrippe brachte, zu unserem Grundstück und löse den Bauzaun vom Strombock. Mehr noch, ich entferne ihn sogar gänzlich. Somit sollte für den Bautrupp kein Hindernis bestehen. Die Frage ist jetzt allerdings: Woran erkenne ich nachher bitteschön, dass der Bautrupp auch wirklich da war? Der Bock schaut aus wie vorher. Schlüssel für den Zählerkasten um darin nachzusehen haben wir natürlich nie bekommen, als einfache Besitzer dieses Beton-Monstrums. Ja und in das Baustrom-Kastl, das von unserem Elektriker vor einigen Tagen angebracht wurde und bereits unter Strom stehen sollte, komm ich auch nicht rein. Ich werde am besten mal bei Niederösterreich Strom anrufen und fragen.
                Bevor ich noch zum Telefon greife, bietet mir ein Kollege seinen Zählerkastenschlüssel an den er immer dabei hat. Ein eigenartiges Accessoire zwar, aber gut für mich, da ich gleich die Durchführung der Arbeiten kontrollieren kann. Damit ist der Anruf beim Bautrupp hinfällig.
                Der Schlüssel passt und nach einem Dreh habe ich freie Sicht. Was für ein Anblick. Blitz blank poliert hängt der Zähler in unserem, viel zu kleinen, Zählerkasten. Noch steht die Zählerscheibe still. Alles Andere würde mir im Moment auch ein bisschen komisch vorkommen. Schließlich hängt ja kein Verbraucher dran. Der Neue wartet jetzt nur noch darauf, dass grobschlächtige Baumaschinen wie verrückt Strom saugen. Und das sollte ja ab kommenden Montag der Fall sein.
            Der Zähler hat übrigens bereits 2,2 kWh drauf. Was entweder am Auslieferungstest und der Eichung des Geräts, oder daran liegen könnte, dass einer vom Bautrupp ein iPhone besitzt und an unserem Anschluss auflud. Das muss man ja angeblich mehrmals täglich anstecken.

            Nun bin ich schon gespannt auf die Kosten, dieser nach außen hin gänzlich unauffälligen Arbeit. Denn scheinbar gibt es beim Bauen eine Regel 'Je Weniger man von einer Arbeit sieht, umso teurer fällt diese im Verhältnis aus!'
                Obwohl der Strom sich nun endlich auf unserem Grundstück eingefunden hat, schaffe ich es einfach nicht, zur Ruhe zu kommen, denn langsam wird uns die Zeit