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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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bedient. Moment mal! Ein Geistesblitz traf mich. Ja, Julius! Eigentlich als Patenonkel in spe vorgesehen, hatte er soeben die Chance auf eine ganz neue Rolle bekommen. Ich lächelte mich – ob der Genialität meiner Idee – ein kleines bisschen selbstverliebt im Spiegel an. Schöner Einfall. Böses Mädchen.
    Tja, Reisende soll man ziehen lassen, natürlich nicht ohne dem Spaßtouristen noch ein kleines »Andenken« mitzugeben ...
    Hoch erhobenen Hauptes watschelte ich nach guten zehn Minuten zurück zu dem treusorgenden zukünftigen Kindsvater, der völlig vertieft sein Blackberry bearbeitete. Von der Sorge, dass ich eventuell in den Fluten der Klospülung versunken oder vielleicht auf dem WC zusammengebrochen sein könnte, keine Spur!
    Ich ließ mich lautstark auf die Bank plumpsen und hatte – Hurra! – seine Aufmerksamkeit.
    »Fein, flieg!«, flötete ich charmant gönnerhaft.
    »Wirklich?«
    Nein, Arschloch, nicht wirklich! Aber ich biss mir auf die Zunge. Stattdessen hörte ich mich zuckersüß sagen: »Klar! Logo!« Dank meines warmen Lächelns, auf das meine Schauspiel-Mentoren am English Theatre stolz gewesen wären, verflüchtigte sich sein Misstrauen langsam. Er ließ seine Deckung sinken, und ich konnte endlich zustechen.
    »Aber ich sag dir eins, mein Lieber, solltest du bei der Geburt des Kleinen nicht wenigstens vor der Kreißsaaltür stehen, heißt das Kind so wie mein bester schwuler Freund: Julius Trautvetter junior!«
    Das Schöne, wenn man über ein Dutzend Jahre mit demselben Mann liiert ist: Er weiß, wenn's kein Witz ist und man es verdammt ernst meint. Ich hatte gerade einen brutalen Treffer gelandet.
    Mein Gegenüber war für Sekunden fassungslos, berappelte sich aber recht schnell zu alter Souveränität.
    »Sonya, das kannst du doch dem Kleinen nicht antun!«
    Ach ja? Für einen kurzen Augenblick flammte in mir das starke Bedürfnis auf, ihm mit ca. 100 Dezibel klarzumachen, WER hier WEM WAS antat. Stattdessen entsann ich mich der Granitplatte, unter der ich meine Emotionen und mein Temperament begraben hatte. Diskutieren? Garantiert nicht!
    Mit Grabesstimme verkündete ich nochmals ganz langsam: »Julius. Trautvetter. Junior.« Unterstrichen wurde das Gesagte durch einen Blick, so kuschelig wie Trockeneis.
    In diese herzliche Atmosphäre hinein setzte uns die Kellnerin den Hauptgang vor. Sehr zufrieden mit mir selbst atmete ich genüsslich mein Essen ein. Es war einfach schön zu spüren, dass die kämpferische Amazone in mir auch bei einem Taillenumfang von 107 Zentimetern noch lebendig war!
    Ein paar Tage später, an einem heißen Donnerstag im Juli des Megasommers 2010, hatte ich endlich die sichere 36. Schwangerschaftswoche erreicht! Hurra. Das Baby besaß ab jetzt Landeerlaubnis. Wie mit meinem Arzt besprochen, setzte ich die Wehenhemmer ab.
    Davon völlig unbeirrt, verabschiedete sich »der Mann an meiner Seite« tags drauf in den so irre wichtigen Kurzurlaub mit seinen Geschäftsbuddys. Nicht ohne – haha! – zu erwähnen, dass sein Opa seine Oma einstmals mit einem Köfferchen vor dem Krankenhaus abgesetzt habe, um sie einen Tag später mit Köfferchen und Kind dort wieder abzuholen. Tolle Geschichte, oder?
    Mich verführte diese Aussage meines Neandertalers wiederum dazu, noch schnell anzubringen, in welchen Jubel Julius verfallen war, als ich ihm berichtete, dass ich meinen Spross eventuell nach ihm benennen würde. Was soll ich sagen, es war ein ungemein herzlicher Abschied!
    Völlig verrückt: Im Gegensatz zum heterosexuellen Mann in meinem Leben hatte sich der homosexuelle mal wieder als echtes Goldstück erwiesen. Mit dem wunderbaren Statement »Ach Sonya, mach dir keinen Kopp. Wenn alle Stricke reißen: Ich bin da. Dann könnten wir eigentlich auch gleich heiraten, ziehen den Lütten gemeinsam groß und gehen dann zusammen aufMännerfang!« hatte Julius mich zum Lachen und Weinen gleichzeitig gebracht. Das Niedliche daran: Es war ihm absolut ernst damit!
    Nun gut, es war ja gar nicht gesagt, dass es tatsächlich in den nächsten fünf Tagen losgehen würde. Vor August hatte ich ja auch gar keine Zeit zu gebären! Die nächsten drei Wochen waren akribisch verplant, der neue Erdenbürger sollte gefälligst seinen errechneten Termin einhalten!
    Das Babyzimmer war noch nicht ganz fertig, in meinem Wintergarten musste noch eine Palme gekappt werden, und Buch Nummer 3 über positives Denken wollte auch noch irgendwie fertiggepinnt werden. Die Wut im Bauch musste eben schlau

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