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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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Möglichkeiten in den Sinn, und seine finstere Miene wich schnell einem unangenehmen, bedrohlichen Lächeln.
    »Das habe ich ihm nicht aufgetragen, Commodore, das versichere ich Ihnen.« Marais schien das Ganze wirklich unangenehm zu sein, und er wirkte besorgt. Sergei hatte nicht gewusst, wie seine Worte ankommen würden. Immerhin wäre es möglich gewesen, dass Marais tatsächlich Stone all diese Dinge befohlen hatte. Sich darüber zu beklagen, war für Sergei ein kalkuliertes Risiko gewesen.
    In seiner gesamten Dienstzeit hatte er noch nie vernünftig arbeiten können, wenn er seinem vorgesetzten Offizier nicht vertrauen konnte. Sogar damals an Bord der Ponchartrain hatte er gewusst, wo er stand. Nun, in der Isolation des Sprungs, auf dem Weg zu einem brutalen Kampf gegen den Feind der Menschheit -vermutlich ohne eine legale Grundlage, die vor dem Kriegsgericht Berücksichtigung finden konnte –, wurde Sergei bewusst, dass er Marais vertrauen musste.
    »Ich bin mir sicher, dass Sie das nicht machen würden, Mylord. Ich bin sogar fest davon überzeugt, dass Ihnen das meiste von dem, was Stone macht, nicht bekannt ist. Es wird deutlich, dass er seine Position missbraucht hat, um in Ihrem Namen zu handeln.«
    »Warum sagen Sie mir das jetzt?«
    »Sir, ich bin von Natur aus kein Intrigant. Mich interessiert nur, diesen Krieg zu einen annehmbaren Ende zu bringen, und es ist mir ein Privileg, mit meinem Wissen und meinem Talent dazu beizutragen, dass dies auch gelingt. Ich war bislang bereit, Stones mangelnden Respekt, seine beleidigende Art und sogar seine Drohungen hinzunehmen. Bislang, aber nicht länger.«
    »Bislang, aber nicht länger.«
    Stone stand auf und ging zu einem Regal, das aus der Wand hervorragte. Er nahm einen Reader heraus, der ganz gewöhnlich aussah, legte aber seine Hand in einer besonderen Haltung auf die Unterseite. Ein lautes ›Klick‹ war zu hören, dann begann der Reader auf eine eigenartige Weise zu rotieren, als stülpe er sich von innen nach außen. Aus dieser Verwandlung entstand mit einem Mal eine holographische Darstellung, die einen Querschnitt der Lancaster zeigte. Verschiedene Bereiche waren hervorgehoben und blinkten rot, blau oder gelb.
    Er nahm eine Veränderung an dem Gerät vor, das sich daraufhin auf einen der blinkenden Punkte konzentrierte, der sich im Quartier von Admiral Marais befand.
    Stone lächelte auf eine Weise, die einem Beobachter das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte. Doch niemand war da, der Stone hätte beobachten können.
    »Mylord, ich habe nichts von dem verschwiegen, was sich an Bord der Orbitalbasis von A’anenu abgespielt hat. Ich empfand Sergeant Boyds Schilderung beunruhigend, aber interessant, und ich habe seine Ausführungen in meinem Bericht berücksichtigt. Er und der Gefangene sind zu Ihrer Verfügung an Bord der Lancaster, und ich verfolge keinen heimlichen Plan. Aber vor einer halben Stunde stürmte Stone in mein Büro und unterstellte mir, ich würde ihn im Dunkeln lassen. Nicht Sie, Sir, sondern ihn. Ich fürchte, ich bin an der Grenze dessen angelangt, was ich erdulden kann. Ich warf ihn aus meinem Büro und entschied, dass es an der Zeit ist, Sie über seine Aktivitäten zu informieren. Ich wusste, ich würde von Ihnen gehört werden.«
    Marais stützte einen Ellbogen auf sein Knie und legte das Kinn in die Hand. »Möchten Sie Anklage gegen Captain Stone erheben?«
    »Liebend gern, Sir, aber ich muss es nicht. Wenn Sie es wünschen, werde ich um des Friedens willen davon absehen. Aber ich möchte Stones Treiben ein Ende setzen. Ich werde keine weitere Insubordination, kein skrupelloses Verhalten und keine weiteren Drohungen hinnehmen. Beim ersten Verstoß landet er in der Arrestzelle, notfalls lasse ich ihn in Ketten legen, und zwar für die Dauer des Krieges.«
    »… und zwar für die Dauer des Krieges.«
    »Sieh an, du drohst mir?«, sagte Stone zu sich. Wieder veränderte er die Einstellungen des Geräts, das darauf noch näher an den blinkenden Punkt heranfuhr. Der Bildschirm zeigte zwei menschliehe Umrisse, die sich ein wenig bewegten. Stone wollte eben eine Taste auf dem Gerät berühren …
    … da wurde der Raum auf einmal von grellem Licht erfüllt, das sich in mehrere Streifen von unterschiedlicher Farbe aufspaltete: Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Violett. Es war nur schwer zu sagen, wo ein Streifen verblasste und der nächste begann. Stone musste die Augen zusammenkneifen, um noch irgendetwas im Raum erkennen zu

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