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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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ob es ihm gefiel oder nicht.
    Wie benommen wandte er sich ab, verließ die Messe und versuchte, sich auf etwas anderes zu konzentrieren.

13. Kapitel
     
     
    Die Geschichte wird wahrhaftig von den Siegern geschrieben. Manche Historiker haben sogar überlegt, ob es so etwas wie einen objektiven Blickwinkel oder einen objektiven Beobachter überhaupt geben kann. Die menschliche Natur – so sagen sie – macht das unmöglich.
    Auf eine ähnliche Weise ist die Teilung in gut und böse extrem subjektiv. Je näher der Beobachter der Situation ist, umso schwerer wird es für ihn, seine Wahrnehmung von der absoluten Wahrheit zu unterscheiden. Es ist nicht einmal klar, ob Letztere überhaupt existiert.
    Mit Feuer und Schwert: Die Geschichte des Konflikts zwischen Menschen und Zor, von Ichiro Kanev
     
    (Gleason Publishing, Adrianopel 2310)
     
    Für die Menschheit, die zu spät begriff, was sich hunderte von Lichtjahren entfernt abspielte, war Marais zum Verbrecher geworden, zum Verrückten, der die Fähigkeit besaß, grauenhafte Zerstörungen anzurichten, für die nicht nur er, sondern auch die Menschheit verantwortlich war. Admiral Marais und seine gesetzlose Flotte konnten nicht daran gehindert werden, diese Gräueltat bis zum Ende durchzuziehen. Ebenso gab es keine Möglichkeit, Marais’ weitere Vorgehensweise zu kontrollieren. Dem Imperator und der Regierung war die Situation völlig entglitten.
    Marais war ein Verbrecher, weil er Wort gehalten und gewonnen hatte. Er, der wochenlang in den Medien und überall im Imperium nur bejubelt worden war, wurde auf einmal verächtlich gemacht und von Demagogen beschimpft.
    Nachdem jedoch alle Vorbereitungen getroffen worden waren, machte sich die Flotte zum Abflug von A’anenu bereit. Die noch verbliebenen Welten der Zor auf dieser Seite der Antares-Verwerfung waren längst alle gesichert.
    Das Ziel war nicht Zor’a, sondern ein Punkt in den Tiefen des Alls, irgendwo im leeren Teil der Verwerfung selbst, aus dem die Zor-Schiffe gekommen waren, die die Attacke bei Pergamum ausgeführt hatten. Während die Stimmung im Imperium auf dem Siedepunkt angekommen war, bewegte sich die Flotte durch die unwirkliche Nacht des Sprungraums und machte sich bereit, sich ihrer Bestimmung zu stellen.
    Als die Türglocke ging, sah Sergei von seinem Schreibtisch auf. »Herein.«
    Stone kam in sein Büro, warf ihm einen wutentbrannten Blick zu und sprach mit einer Stimme, die kaum einen Hehl aus seinem Zorn machte. »Ich bin gerade auf Sergeant Boyd aufmerksam geworden. Warum wurde ich nicht informiert?«
    Sergei sah den Adjutanten einige Sekunden lang an. »Sie erstaunen mich immer wieder aufs Neue, Stone«, sagte er ruhig. »Speichellecker wie Sie sind normalerweise peinlich genau, was die Etikette betrifft. Ich glaube, mich erinnern zu können, dass ich Ihr vorgesetzter Offizier bin und demzufolge mit einem gewissen Respekt zu behandeln bin.«
    »Na gut, Sir«, meinte Stone in spöttischem, aber nach wie vor wütenden Tonfall. »Wenn der Commodore nichts dagegen einzuwenden hat, würde ich gern wissen, warum mir gezielt Informationen über Sergeant Boyd vorenthalten wurden.«
    Gemächlich lehnte sich Sergei in seinem Sessel zurück. »Mir war nicht bewusst, dass Sie sich so sehr für Marines interessieren.«
    »Zum Teufel mit Ihnen. Das ist kein gewöhnlicher Soldat«, fuhr Stone ihn an und beugte sich über den Tisch. So wütend hatte Sergei ihn noch nie erlebt. »Wenn Sie irgendetwas verschweigen …«
    Sergei stand so plötzlich auf, dass Stone unwillkürlich einen Schritt nach hinten tat. Der Commodore war mindestens zwanzig Zentimeter größer und gut zwanzig Kilo schwerer. Seine Verärgerung war in diesem Augenblick stärker als jede Bedrohung, die zuvor von Stone ausgegangen war.
    »Das hier ist nicht der Hof des Imperators«, sagte Sergei schließlich. »Das ist die Lancaster, ein Schiff Seiner Majestät. Ich bin der Captain dieses Schiffs, ich habe den Dienstgrad eines Commodore inne, und ich bin nur gegenüber seiner Lordschaft, dem Admiral, verantwortlich. In den letzten Monaten, die Sie damit verbracht haben, in den Schatten herumzuschleichen, habe ich Ihre herablassende Art, Ihre Beleidigungen und sogar Ihre Drohungen ertragen. Aber jetzt ist Schluss damit, Captain. Haben Sie das verstanden? Es ist Schluss.«
    »Es ist Ihre Pflicht …«, setzte Stone an, doch es war nicht zu übersehen, dass er nicht länger das Tempo dieser Unterhaltung vorgab.
    Sergei erlaubte ihm keine

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