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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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draußen geboten bekam – die Stürme, die über die Oberfläche dieses gigantischen Planeten jagten, der mysteriöse rote Fleck, die tanzenden Monde, die um diese Welt wirbelten. Man konnte sich beim Zusehen rasch verlieren.
    Aber nur für einen Moment.
    Er nickte und seine Miene zeigte etwas, was als freundliches Lächeln für die Direktorin – eine ältere Frau von zierlicher Statur -durchgehen mochte. Er setzte sich auf den einzigen freien Platz, einen Sessel mit hoher Rückenlehne. Auf der Tischplatte gleich vor ihm war ein grünes kreisförmiges Muster in die Oberfläche eingearbeitet worden.
    »Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Flug«, fügte die Frau an und schob ihm einen Reader zu, den er lächelnd entgegennahm. Nach einem kurzen Nicken sah er zu den anderen Anwesenden: Red, ein ernst dreinblickender, dunkelhäutiger Mann mit gepflegtem, kurz geschnittenen Bart; Yellow, ein adretter Weißer mit einer Narbe über dem linken Auge, die ihn stets so aussehen ließ, als blicke er perplex drein; Blue, eine orientalische Frau mit klaren Augen und einer Körperhaltung, die an eine jagende, zum Sprung bereite Katze erinnerte; Orange, eine nachdenklich aussehende Frau mit olivefarbener Haut; außerdem Violet, ein großer, dunkelhäutiger Mann, dessen bloßer Blick etwas Bedrohliches besaß.
    Und dann natürlich die Direktorin.
    Was für eine Gruppe, dachte er.
    »Ich möchte Ihnen allen danken, dass Sie so kurzfristig herkommen konnten«, begann die ältere Frau, nachdem er sich hingesetzt hatte. »Normalerweise ist ein persönliches Treffen dieser Gruppe nicht zweckdienlich und vielleicht auch gar nicht möglich, doch angesichts des momentanen Klimas …« Sie ließ den Satz unvollendet und machte eine wegwerfende Handbewegung. Smith sah, dass hinter ihr auf dem Jupiter in der oberen Atmosphäre ein heftiger Sturm wirbelte, und fragte sich prompt, ob sie das für ihre Präsentation so arrangiert hatte. »Da wir nun alle hier sind, möchte ich sicherstellen, dass jeder von uns auf dem gleichen Informationsstand ist. Orange, vielleicht könnten Sie das ja zusammenfassen.«
    »Mit Vergnügen, Direktorin«, erwiderte die Frau und faltete die Hände vor sich auf dem Tisch. »Wie Sie alle wissen, haben die Zor vor einigen Wochen ein Friedensangebot unterbreitet, so wie es früher auch schon geschah. Mothallah empfing die Nachricht auf einer Frequenz, die solchen Übermittlungen vorbehalten ist, und leitete sie an unseren Botschafter weiter. Seine Imperiale Hoheit wurde pflichtgemäß von dem Angebot in Kenntnis gesetzt. Die Bedingungen waren simpel gehalten: Die Zor erklärten sich bereit, ihren Flottenstützpunkt im Orbit um A’anenu zu verlegen, wenn die imperiale Flotte sich von dieser Welt fern hält. Das hätte es unseren Leuten unmöglich gemacht, für eine wirkungsvolle militärische Präsenz auf dieser Seite der Antares-Verwerfung zu sorgen.«
    Sie holte kurz Luft. »Der Imperator vermutete Verrat auf Seiten der Aliens, erklärte sich aber einverstanden, seiner Flotte zu befehlen, das Feuer einzustellen, bis sich bestätigen ließ, dass das Hohe Nest der Zor tatsächlich bereit war, diesen Schritt zu unternehmen. Er schickte einen bevollmächtigten Botschafter los« – sie unterbrach sich und lächelte flüchtig, als wolle sie andeuten, sie wisse etwas, was den anderen im Raum nicht bekannt war –, »damit der die Bestätigung einholte. Die zu der Zeit aktuellste Information der Admiralität besagte, die Flotte befinde sich bei der Zor-Welt S’rchne’e, also wurde der Gesandte dorthin geschickt. Als er dort eintraf, war die Flotte bereits weiter vorgestoßen und weigerte sich, ihm die notwendigen Transponderkodes und andere Informationen zu übermitteln, die für ihn von Bedeutung waren, damit er sich auf den Weg ins Kriegsgebiet machen konnte. Es gibt Hinweise darauf, dass der Befehl, die Waffen schweigen zu lassen, von Admiral Marais’ Flaggschiff empfangen wurde, allerdings befand sich die Flotte zu der Zeit bereits bei A’anenu. Es gibt keine Bestätigung für den Empfang. Da diese Information fehlt, können wir nicht mit absoluter Gewissheit sagen, dass Lord Marais sich über die Befehle der Admiralität oder die Anordnungen des Imperators hinweggesetzt hat. Alle Indizien deuten allerdings darauf hin, dass es so ist – eine Tatsache, die in St. Louis und natürlich erst recht auf Oahu für Bestürzung gesorgt hat.«
    Orange sah von einem zum anderen. »Die Tolliver-Regierung hat versucht, diese

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