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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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infiltrieren, vor allem in den unterrepräsentierten Gebieten des Imperiums wie zum Beispiel in den Neuen Territorien. Die Anwesenheit von Stefan Ewing in der Imperialen Versammlung ist sogar zu einem wichtigen Faktor für die Opposition geworden. Er spricht genau die richtigen Dinge aus, was die Aktionen von Marais’ Flotte betrifft, da er sagt, dass jede Gegenmaßnahme der Zor die Neuen Territorien am härtesten treffen würde. Kurz nach seiner Wahl begann er damit, dem Abgeordneten Hsien Informationen über die Geschehnisse im Kriegsgebiet zuzuspielen. Wir haben seine Bemühungen nach Kräften unterstützt«, fügte Yellow lächelnd an, wodurch die Narbe sein linkes Auge schläfrig dreinblicken ließ.
    »Hsien schreibt ihm seine Reden«, murrte Violet.
    »Die Wähler scheinen mit seinem Verhalten in der Schlacht von Pergamum kein Problem zu haben«, warf die Direktorin ein.
    »Seine Verbindungen zum Hof bewahren ihn vor allem, was schlimmer wäre als ein ehrenvoller Abschied aus dem aktiven Dienst«, fügte Violet an. »Wir hätten es mit Marais eigentlich gut erwischen sollen.«
    »Das war auch der Fall gewesen«, erwiderte die Direktorin. »Nach Efal hatte er keinen aktiven Posten inne. Wenn wir DeSaia und Bryant nicht verloren hätten, und wenn McMasters nicht verwundet worden wäre … wenn das Wörtchen ›wenn‹ nicht wäre …«
    »Jedenfalls«, setzte Yellow seine Ausführungen fort, »haben sich Pazifisten aller Lager gegen die Brutalität dieses Kriegs ausgesprochen, angefangen beim ersten Angriff auf L’alChan vor Monaten. Hsien hat seine Rolle als populistischer Außenseiter maximal ausgereizt, denn er hat sich den stillschweigenden oder den ausdrücklichen Rückhalt von pazifistischen Gruppen ebenso gesichert wie den von Amnesty Interstellar oder des Roten Kreuzes. Mit Greens Hilfe« – er nickte Smith zu – »wurde der Imperator auf Hsiens wachsende Popularität aufmerksam, und er lud ihn Ende des Sommers an den imperialen Hof ein. Die Regierung trat kurz darauf zurück, der Premierminister gab sein Amt auf. Seine Nachfolgerin hat zwar ebenfalls die neuerlichen Attacken von Hsien und anderen Führern der Commonwealth-Partei ertragen müssen, aber sie konnte erfolgreich alle Versuche der Opposition abwehren, Neuwahlen anzusetzen.«
    »Welche Beweise hat Hsien in der Hand?«, wollte die Direktorin wissen.
    »Aufnahmen von L’alChan und S’rchne’e, außerdem einen offiziellen Bericht über drei Systeme, die von der Ikegai und der San Martin neutralisiert wurden. Dabei handelt es sich um das Material, das bereits den Schluss nahe legt, dass die Zor nicht länger kämpfen wollen.« Red war verantwortlich für die Verteilung der Geheiminformationen, und da der Agent nicht länger in der Flotte tätig war, konnte er nur wenig berichten.
    »Diese Informationen hält er aber zurück«, sagte die Direktorin. »Jedenfalls kamen sie nicht zur Sprache, als er vor der Versammlung auftrat.«
    »Das stimmt«, warf Yellow ein. »Hsiens Rede sorgte für so viel Unruhe, dass der Vorsitzende die Sitzung vertagen musste. Allerdings war die Richtung eine andere, als wir erwartet hatten. Ewing war so wie andere davon ausgegangen – zumal es ihm zugesichert worden war –, dass die Brutalitäten im Kriegsgebiet das Thema sein würden. Stattdessen konzentrierte sich Hsien auf das, was er für Marais’ langfristiges Ziel hält: die Übernahme des imperialen Throns.«
    »Er verglich ihn mit Admiral McDowell«, sagte Violet leise, aber deutlich vernehmbar. »Er war kurz davor, die Gründung des Imperiums mehr oder weniger als … rechtswidrig zu bezeichnen.«
    Womit er auch Recht hat, dachte Green, sprach seine Meinung aber nicht aus.
    »Marais wurde seines Postens enthoben«, warf Red ein. »Gebracht hat es allerdings nichts. Wie es scheint, steht die Flotte im Kriegsgebiet loyal zu ihm, was auch für einen Teil der Reserve gilt.«
    »Weiß Hsien davon?«
    »Er wird es wissen, sobald Sie es wünschen, Direktorin«, erwiderte Yellow lächelnd.
    »Das wäre nicht ratsam«, warf Violet ein. »Hsien geht davon aus, dass Marais allein handelt oder allenfalls ein paar Offiziere auf seiner Seite hat. Er denkt auch, dass gewisse Elemente in der Navy, die ›bei klarem Verstand sind‹, sich ihm in den Weg stellen werden, sollte er den Thron für sich beanspruchen wollen. Er soll das ruhig weiter glauben.« Violet legte die Fingerspitzen aneinander und lehnte sich in seinem Sessel nach hinten. Seine Stimme hatte einen

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