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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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letztlich ja auch getan haben. Und so schrieben wir innerhalb von sechs Monaten Der totale Sieg. Vom Ersten Lord der Admiralität erhielt ich deswegen eine schroffe Ermahnung. Wäre ich zu der Zeit im aktiven Dienst gewesen, hätte man mich unehrenhaft entlassen, da ich die Taktiken der Navy in Frage stellte – jedenfalls in aller Öffentlichkeit. Bei einer vertraulichen Besprechung wäre das noch etwas anderes gewesen. Niemand in der Navy, der halbwegs bei Verstand war, glaubte daran, Efal könnte auch nur eine Spur erfolgreicher sein als alle vorangegangenen Verträge. Das Papier hätte man ebensogut in eine Luftschleuse werfen können, und das war jedem klar.«
    Er machte eine nachdenkliche Miene. »Das Buch kam bei einem angesehenen Verleger unter Vertrag und fand weite Verbreitung. Ich räume bereitwillig ein, dass ich selbst Geld dazuschoss, damit das Buch verbreitet wurde. Aber ich hätte nie erwartet, dass es seinen Weg bis hin zum Imperator finden würde. Immerhin hatte ich die Regierung Seiner Majestät der Nachgiebigkeit beschuldigt.«
    »Aber es wurde dem Imperator zugespielt«, betonte Sergei. »Wenn auch nicht durch Ihr Zutun.«
    »Nein, Commodore. Es war Stone, der zu der Zeit einige Kontakte am Hof hatte …«
    »Die er nicht besaß, als Sie ihn kennen lernten.«
    Marais hielt verdutzt inne. »Ja, das stimmt. Da haben Sie Recht. Aber ich kann mich genau daran erinnern, wie er mir erzählte, er kenne jemanden am Hof, der womöglich Seine Imperiale Majestät auf das Buch aufmerksam machen könnte. Diese Aussicht begeisterte mich, da ein Kommentar des Imperators den Verkauf des Buchs fördern würde. Eine positive Äußerung hätte ich am liebsten gehabt, aber letztlich wäre ich mit jeder Art von Publicity zufrieden gewesen. Meine Familie war … ist auf Oahu sehr bekannt, deshalb wäre die Möglichkeit eines Interviews für mich nichts Ungewöhnliches gewesen, vielleicht bei irgendeinem offiziellen Anlass. Ausgegangen ist das Ganze allerdings völlig anders.«
    »Das kann man so sagen, Mylord. Mir scheint, Sie haben Captain Stone viel zu verdanken, Sir, wenn ich das so direkt formulieren darf.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Fassen Sie das bitte nicht als Beleidigung auf, Mylord. Sie sind heute hier, und Ihr Enthusiasmus hat sich bewährt. Wir führen einen Feldzug, der sich sehr eng an dem orientiert, was Sie in Ihrem Buch beschreiben -jenem Buch, das der Auslöser für Ihre Berufung war, ob das Seiner Imperialen Majestät nun gefällt oder nicht. Ihren derzeitigen Status verdanken Sie zwar nicht Captain Stone, aber seiner Art und Weise, wie er diesen Zustand herbeiführte.«
    »Nicht Stone schrieb das Buch, sondern ich, Torrijos.«
    »Aber er half Ihnen, das zu formulieren, was Sie schrieben. Und er sorgte dafür, dass das Buch Imperator Alexander zugespielt wurde.«
    Wut spiegelte sich in den Augen des Admirals wider. »Er war ein Werkzeug, Commodore, weiter nichts.«
    »Er verließ mein Schiff während des Sprungs. Während des Sprungs! Ich habe es mit einem Mysterium zu tun: ein Energiefluss und ein physikalisches Phänomen, für das mein Wissenschaftsoffizier und sein ganzer Stab keine Erklärung liefern kann. In dem Moment, in dem ich sein Verhalten und seine Motive in Frage stellen wollte, verschwand er von der Lancaster, obwohl das nach unserem Ermessen absolut unmöglich ist. Vielleicht haben zwanzig Jahre im Dienst der Navy Seiner Majestät mich skeptisch, paranoid oder verrückt werden lassen, vielleicht sehe ich etwas, wo nichts ist. Aber ich kann mich nicht vor der unleugbaren Tatsache verschließen, dass Stone nicht derjenige war, als der er uns erschien. Und das gilt auch für die Motive hinter seinem Handeln. Seine Kabine befand sich nicht an der Schiffshülle, er konnte also nicht durch irgendwelche unglücklichen Umstände ins Nichts gerissen werden. Es gab keinen Hinweis auf eine Explosion oder auf den Kontakt mit Antimaterie. Nicht ein einziges Molekül ist von ihm zurückgeblieben. Kein Joule Energie fehlt.«
    Sergei schwieg einen Moment, um seine Worte auf Marais wirken zu lassen. »Was immer Stone vorhatte und wie auch immer er ins Gesamtbild passt, eines ist klar: Er war nicht zufällig auf diesem Schiff und bei diesem Feldzug anwesend. Anders gesagt, Admiral – und ich möchte Sie bitten, das nicht als respektlos aufzufassen: Ich glaube, nicht Stone war das Werkzeug, sondern Sie. Ich bin über diese Schlussfolgerung nicht glücklich, Sir. Ich habe den größten Respekt vor

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