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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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hinab, bis sie in einer Dreiecksformation auf dem Deck gelandet waren. Sergei stand allein vor ihnen, um sie zu begrüßen, während die Schiffsglocke fünfzehnmal schlug.
    »Captain«, sagte Sergei zu dem Zor, der zuvorderst stand und der der Kommandant der HaSameru war. »Willkommen an Bord der Lancaster, esLiHeYar.« Lass mich das bloß richtig ausgesprochen haben, dachte er flehentlich.
    »haKarai’i esHu’uSha’methesen«, erwiderte Gyu’ur HeYen. Als Sergei den Kopf ein wenig senkte, überlegte er, was der Zor wohl zu ihm gesagt hatte. »Es freut mich, willkommen zu sein auf dem Schiffeines Gefolgsmanns von esHu’ur, Commodore. Sie ehren mich, indem Sie mich in der Hochsprache angeredet haben.«
    »Sie ehren uns mit Ihrer Gegenwart.« Sergei deutete auf den Ausgang. »Meine Offiziere erwarten uns in der Offiziersmesse.«
    »Ich habe gehört«, sagte der Zor, während er und seine zwei Begleiter – die er bislang nicht vorgestellt hatte – ihm folgten, »dass Ihre Offiziere diese Einladung ausgesprochen haben.« Er bewegte ein wenig die Flügel, während er das sagte.
    »Eine Tradition in unserer Navy.« Sie gelangten in einen in rotes Licht getauchten Korridor, der auf Sergeis Befehl für die Dauer des Aufenthalts der Gäste von niemandem sonst benutzt werden durfte, und folgten seinem Verlauf. »Der XO – mein unmittelbarer Stellvertreter – steht der Offiziersmesse vor; er hat das Recht, jeden einzuladen, den er einladen möchte. Es ist nicht ganz so formell wie im Speisezimmer des Captains.« Er lächelte, war sich aber nicht sicher, ob der Zor diese Anspielung verstand. »Sie haben sich sogar dazu durchgerungen, mich einzuladen.«
    Chaos, dachte Gyu’ur, während er neben dem naZora’/-Commander herging. Ein Untergebener steht der Messe vor und kann seinen Vorgesetzten davon ausschließen, an der Tafel Platz zu nehmen? »Wie außergewöhnlich«, sagte er und spreizte seine Flügel in die Position der Höflichen Geringschätzung. Ihm war klar, dass der Mensch diese Geste nicht verstand.
    »Wir waren unschlüssig, wie wir einen Dialog zwischen unseren Völkern beginnen sollen, darum hielten wir etwas Informelles für die beste Lösung.«
    »Ich verstehe. Wer wird bei dieser … Zusammenkunft zugegen sein?«
    »Einige meiner Offiziere, dazu einige geladene Gäste.«
    »Und … esHu’ur?« Er blieb stehen, während seine Flügelstellung wie von selbst in den Mantel der Hochachtung gegenüber esHu’ur wechselte. Die Bewegung kam aber so unerwartet, dass der Mensch beinahe mit Gyu’ur zusammengestoßen wäre.
    »Wie bitte?«, fragte Sergei hastig.
    »Wird esHu’ur auch anwesend sein?«
    »Der Admiral ist verhindert«, sagte Sergei, der zu erkennen versuchte, ob Marais’ Fehlen für die Zor in irgendeiner Weise einer Beleidigung gleichkam.
    »Ah.« Der Zor ging weiter, und Sergei schloss gleich wieder zu ihm auf. Es kam ihm vor, als sei ihm die Kontrolle über die Unterhaltung entglitten. »Hätten Sie lieber noch einmal mit ihm gesprochen?«
    »Das verstehen Sie falsch, Commodore. Mit Lord esHu ’ur zu reden, ist für meine Offiziere und mich keine Voraussetzung für ein gemeinsames Essen. Aber wäre er anwesend, dann würden wir …«
    Der Zor schien nach den richtigen Worten zu suchen, also sprang Sergei ein:»… die Flügel anders stellen müssen?«
    Abermals blieb der Zor abrupt stehen und sah zu seinen beiden Begleitern. Er weiß davon? ging es ihm durch den Kopf, während er seine Flügel in der Haltung des Erhabenen Verstehens hielt. Es war ein Moment der Erkenntnis, ein sSurch’a, ein Sprung nach vorn im Verständnis.
    Jahrzehntelang hatten die Menschen sich in den Verhandlungen wie blinde artha benommen, als sei ihnen die Bedeutung der Flügelhaltung für die Hochsprache nie bewusst gewesen. Dementsprechend hatten sie auch nie darauf reagiert, sondern ihre unmögliche Vielfalt an Gesichtsausdrücken zur Schau gestellt, die nur mit Mühe zu durchschauen waren. Einige Gelehrte behaupteten zwar, sich ausgiebig mit ihnen beschäftigt zu haben, dennoch war es unmöglich, eine klare, einheitliche Linie auszumachen.
    Was wollte der Mensch sagen? Dass er die Flügelelemente der Hochsprache lesen konnte? Oder dass die Menschen das immer schon gekonnt, aber bewusst ignoriert hatten?
    Es war ein Pfad, den er im Moment lieber nicht fliegen wollte.
    »Ihre Wortwahl ist höchst zutreffend, Commodore«, sagte er schließlich und unterstrich seine Bemerkung mit der Pose der Beunruhigten

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