Bd. 1 - Die dunkle Schwinge
Erwartung.
Sergei brachte die Gruppe zum Lift, sie fuhren schweigend hinauf zu den mittleren Decks des Schiffs, dann ging es weiter durch einen gleichfalls geräumten Korridor bis zur Tür der Offiziersmesse. Entsprechend der Tradition der Offiziersmesse nahm er seine Uniformmütze ab und betätigte den Summer. Auf der anderen Seite erwartete sie ein Junioroffizier in Galauniform, mit dem er der Form halber einen Salut wechselte. Stühle wurden gerückt, als die anderen Offiziere im Raum in Habtachtstellung gingen.
Die Zor folgten Sergei dichtauf, der am Platz rechts neben Chan Wells und damit am Kopf der Tafel stehen blieb. Sein XO stand da, den kleinen Hammer in der Hand, und wartete, bis die Gäste sich bei ihm befanden.
»Mr President«, sagte Sergei zu Chan, »es ist mir eine Freude, Ihnen Gyu’ur m’Har ehn HeYen vorzustellen, den Captain der Ha- Sameru, und seine Offiziere. Captain«, wandte er sich dann an Hyos, »der Präsident der Offiziersmesse, Commander Chan Wells.«
Chan deutete mit dem Hammer auf die freien Plätze nahe dem Kopfende des Tischs, und die Zor begaben sich dorthin.
Gyu’ur war von dieser Sitzordnung zunächst irritiert und fand es etwas befremdlich, dass die Menschen entschieden hatten, die Zor von den anderen im Raum gesondert zu platzieren. Instinktiv hielt er nach möglichen Ausgängen Ausschau, und er hörte, wie sein chya ihm leise etwas zuraunte.
Alle Blicke schienen auf ihn gerichtet zu sein, während die Männer dastanden. Dann wurde ihm bewusst, dass sie offensichtlich auf ein paar Worte von ihm warteten.
»Ich … entschuldige mich im Voraus für jede Nachlässigkeit oder ehrlose Handlung, die meinen Kameraden und mir bei diesem Besuch unterlaufen könnte, se President«, sagte er zu Chan. »Erlauben Sie, dass ich Ihnen meine Offiziere vorstelle … mein hochrangigster Fühlender und geehrter Cousin, Kasu’u m’Har ehn HeYen« – er deutete auf den Zor mit der karmesinroten Schärpe, der links von ihm stand –, »und mein Erster Navigator, Mres m’Chi’i ehn HeYen.« Sein Blick ging zu dem anderen Zor am Tisch.
Chan sah in die Runde. »Meine Freunde und Kameraden, es ist üblich, dass zu Beginn eines Dinners in der Offiziersmesse ein Toast ausgesprochen wird auf den Imperator und das Sol-Imperium. Angesichts dieser doch recht ungewöhnlichen Umstände möchte ich – sofern unsere Gäste das für angemessen halten -einen Toast auf den Imperator und auf den Hohen Lord des Volks aussprechen. Mögen sie beide Erfolg haben.«
Hyos senkte den Kopf ein wenig.
»Auf den Imperator und den Hohen Lord«, erwiderten alle Menschen, hoben ihre Gläser und tranken. Einen Moment später hoben auch die drei Zor ihre Gläser, sagten den gleichen Trinkspruch auf und tranken.
Chan klopfte mit seinem Hammer leicht auf den Tisch, dann nahmen alle Platz. Die Zor setzten sich vorsichtig hin, während die Stühle begannen, sich an ihre Körperkonturen anzupassen. Offiziersanwärter kamen herein und servierten den ersten Gang.
»Wir haben eine kleine, aber muntere Gruppe versammelt, um gemeinsam mit Ihnen zu essen«, sagte Chan zum Zor-Captain. »Unseren Kommandanten kennen Sie ja schon. Jeder der Offiziere vertritt eine der Abteilungen an Bord. Lieutenant Pam Fordyce gehört zur Waffenabteilung, Ensign Pete Elway ist ein Offizier aus dem Maschinenraum, Lieutenant Keith Danner repräsentiert die Kom-Abteilung, und Ensign Zhu Di gehört zur Navigation. Ich selbst bin nicht nur der Stellvertreter des Captains, sondern auch der ranghöchste Wissenschaftsoffizier.« Er deutete auf das Ende des Tischs, auf den Mann, der zwischen Elway und dem Zor-Ingenieur saß. »Außerdem freue ich mich, Ihnen Master Sergeant Christopher Boyd vorstellen zu können.«
»Karai’i esMeLie’e«, sagte Boyd. Seien Sie willkommen, geehrter Gast.
Zu hören, dass ein Soldat seine Sprache fließend beherrschte, traf Gyu’ur völlig unvorbereitet. Er veränderte die Position seiner Flügel, um zu zeigen, wie überrascht er war, so sehr sogar, dass es an einen Affront grenzte. Allerdings schien ihn der Stuhl daran zu hindern, die Geste ganz zu beschreiben.
»Sie sprechen, als wären Sie der Hochsprache würdig, naZora ’h «, erwiderte er in eben jener Hochsprache. Der menschliche Kommandant verzog minimal das Gesicht, aber wie üblich war es ihm nicht möglich, die Veränderung in der Mimik zu verstehen.
»Ich bin nur ein Nestling, der Respekt vor Sprachen hat, ha Captain«, antwortete der Marine langsam
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