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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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Eid, den wir gegenüber unserem Herrn geleistet haben.
    Ich finde Sie interessant und nehme gern die Gastfreundschaft an, die mir in Ihrer Offiziersmesse geboten wird. Doch wenn der Hohe Lord des Volks, hi Sse’e HeYen, auf einmal hereinkommen und mir befehlen würde, Sie zu töten, dann würde ich das tun -mit meiner Pistole, meinem chya oder notfalls auch mit bloßen Krallen, wenn ich keine andere Waffe hätte. Es gibt keine Alternativen, es gibt nur die Pflicht.«
    Nach einer kurzen Pause fügte er an: »Und ich bin mir sicher, Sie würden es an meiner Stelle nicht anders machen.«
    Eine düstere Stille legte sich über die Offiziersmesse. Nach dem Hauptgericht wurde das Dessert serviert. Dazu gab es Kaffee -Royal Kona, die Sorte, die auch der Imperator trank –, während sich die Gespräche auf Small Talk und Unverfängliches beschränkten. Die Zor beantworteten allgemein gehaltene Fragen, während sie gezielten Fragen auswichen. Die Menschen im Raum wunderten sich derweil über das, was sie zu hören bekommen hatten.
    Nach einem letzten Toast brachen die drei Zor schließlich wieder auf. Die Offiziere und Sergeant Boyd begleiteten die Gruppe aufs Hangardeck.
    »Wir sind Ihnen für die Einladung sehr dankbar«, sagte Gyu’ur, als sie vor dem Shuttle standen. Die Schwerkraft auf dem Hangardeck war auf die für Zor üblichen 0,6 g reduziert worden, was die Schultern und Flügel der Aliens weniger geduckt erscheinen ließ. Zugleich waren ihre Bewegungen fließender und eleganter. »Bei meinem Volk gibt es eine Redewendung: Mögen wir uns in esLis Goldenem Kreis wiedersehen«
    »Ich hoffe, es wird schon früher geschehen, Captain Gyu’ur«, erwiderte Sergei.
    »Das Leben ist im Fluss, und es kommt den Sterblichen nicht zu, dessen Ende zu kennen. Dennoch hoffe auch ich, dass es einen weiteren Flug geben wird, dass der geduldige Fluss noch ein Stück seines Weges vor sich hat.«
    »esLiHeYar«, sagte Sergei und gab seinen Offizieren ein Zeichen, die in Habtachtstellung gingen und salutierten.
    Die Zor stellten ihre Flügel alle in die gleiche Position. »Mögen Sie zum Licht fliegen«, erwiderte Hyos und neigte den Kopf. Dann machten alle drei einen Schritt nach hinten und flogen zur Luftschleuse des Shuttles empor, die sich öffnete, um sie passieren zu lassen.

17. Kapitel
     
     
    Mit beträchtlichem Vorsprung vor der Flotte der naZora’i machte ein einzelnes, schnelles Schiff den Sprung in Richtung Heimatsterne. Während der Schlacht um A’anenu war es am Sprungpunkt mit seiner Fracht entkommen: den Überresten einer einzelnen älteren Person, vornehm gekleidet, ein antikes, reich verziertes Schwert auf der Brust. Auf das Schiff wurde zwar gefeuert, doch es war ausreichend geschützt, um keinen Schaden davonzutragen. Abgesehen davon hatten die menschlichen Kommandanten in dem Moment andere Sorgen.
    Hätten sie allerdings um die Bedeutung dieses Schiffs gewusst, wären sie wohl daran interessiert gewesen, es in ihre Gewalt zu bekommen oder es zu vernichten. Vielleicht hätten sie auf ihre undurchschaubare Art sogar noch irgendetwas viel Ungewöhnlicheres unternommen. Jegliche Spekulation war jedoch müßig, denn das Schiff konnte mit seiner wichtigen Fracht in den Sprung entkommen, als würde anGa’e’ren, die Schleichende Finsternis, nach ihm greifen und es umgeben wollen, wie es mit Qu’u auf der Ebene der Schmach geschehen war.
    Es wäre wohl eine passende Ironie des Schicksals, sollte ausgerechnet dieses eine Schiff auf Translicht-Geschwindigkeit gehen und niemals wieder auftauchen.
    Doch sechs Stunden später und damit exakt im Takt mit dem Chronometer des Navigators, tauchte das Schiff im Normalraum wieder auf und befand sich an jenem Sprungpunkt des Heimatsystems, der der Verwerfung am nächsten war. Sofort wurde es auf dem Weg nach Hause von einer Eskorte ins Schwerkraftfeld begleitet.
    Die Tür zum Bereitschaftsraum glitt zur Seite, und als Sergei aufblickte, sah er Chan Wells eintreten, der sich ein Pad unter den Arm geklemmt hatte.
    »Sie sind früh dran«, sagte Sergei, schob sein eigenes Pad zur Seite und lehnte sich zurück. »Was gibt es?«
    »Ich habe mich mit der Anomalie beschäftigt, die wir registrierten, als wir uns auf dem Sprung in die Verwerfung befanden«, antwortete Chan und nahm rechts vom Commodore Platz. »Ich habe alle Logbücher gründlich analysiert, die zurückgehen bis zu unserem ersten Sprung aus dem Sol-System heraus, um herauszufinden, ob es irgendein Muster oder einen

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