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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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dass ich mich vorstelle. Ich bin …«
    »Ich weiß, wer Sie sind«, unterbrach Sharon ihn. »Nehmen Sie bitte Platz, Abgeordneter.«
    »Danke.« Er setzte sich nahe dem Kopfende des Tischs hin. »Darf ich vorstellen? Captain Carlos Hsien und Lieutenant Julian Kwamee von der Cameron.«
    Sharon warf den beiden nur einen kurzen Blick zu, dann begaben diese sich ans entlegene Ende des Tischs. Ihr war klar, dass die beiden nur zur Show mitgekommen waren.
    »Sie sind ein beträchtliches Risiko eingegangen, Abgeordneter«, sagte sie, als sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Hsien gerichtet hatte. »Das hier ist Kriegsgebiet. Sie hätten in tausend Stücke zerschossen werden können, als Sie hier einfach aufgetaucht sind.«
    »Ich war bereit, dieses Risiko einzugehen.«
    »Dann müssen Sie etwas Wichtiges von uns wollen.«
    »Ich will nur Informationen zusammentragen. Ich komme mit leeren Händen, Captain. Kein Friedensvertrag, keine offizielle Vertretung der Regierung, keine Befehle für den Admiral … auch wenn wohl nichts davon überhaupt noch irgendeine Bedeutung hätte. Wo ist der Admiral eigentlich? Ich hatte gehofft, mit ihm reden zu können.«
    Mit ihm, aber nicht mit irgendeinem Lakai, schien er eigentlich zu sagen. »Der Admiral ist nicht hier.«
    »Das mag zwar eine wahre Aussage sein, aber sie beantwortet nicht meine Frage.«
    Sharon warf Yuri einen kurzen Blick zu und sah dann wieder zu Hsien. Einige Schiffe mussten inzwischen in imperiales Gebiet zurückgekehrt sein. Damit war allgemein bekannt, wie der Kampf um A’anenu ausgegangen war.
    »Der Admiral ist auf dem Weg zu den Innersten Sternen der Zor. Sie haben kapituliert, Sir. Der Krieg ist beendet, und Admiral Marais hat gewonnen.«
    »Das ist eine sehr allgemeine Aussage, Captain. Die Entscheidung darüber, wann der Krieg beendet oder sogar gewonnen ist, liegt ganz sicher nicht beim Admiral.«
    »Bei wem liegt sie dann?«
    »Ich würde sagen, dass die Imperiale Versammlung« – Hsien legte eine Hand auf seine Brust – »diejenige Institution ist, die darüber zu entscheiden hat.«
    »Die Imperiale Versammlung war bereit, ein Friedensangebot anzunehmen, das uns um den Sieg gebracht hätte, Sir. Ich würde sagen, der Versammlung fehlt es am Verständnis für die Situation, und sie ist in keiner Weise qualifiziert, sich damit zu befassen. Aber wir schweifen ab. Wenn Sie nicht in einer offiziellen Funktion hergekommen sind, warum sind Sie dann hier?«
    »Ich vertrete nur mich selbst und das Volk von …«
    »Ersparen Sie uns Ihren bestens bekannten Populismus, Abgeordneter«, warf Okome ruhig ein. »Wir sind hier nicht in der Imperialen Versammlung, Sir. Ich vermute, der einzige Wert Ihrer politischen Position besteht darin, dass wir Ihnen zuhören.«
    »Na gut.« Hsiens Anflug eines Lächelns wich einem ernsten Ausdruck. »Dann werde ich es Ihnen sagen. Der Imperator hat die Imperiale Versammlung aufgelöst. Es kursieren Gerüchte aller Art, aber es gibt zu wenige Informationen, um irgendetwas davon zu bestätigen oder zu dementieren. Ich will wissen, was los ist.«
    »Was ist denn mit Ihrem Spion passiert?«, fragte Okome. Hsiens Blick zeigte, dass ihn die Frage völlig unerwartet traf, doch schon im nächsten Moment stellte er wieder eine gelassene Miene zur Schau.
    »Meine Informationsquellen sind nicht besser als die der anderen. Ich will Ihnen nichts vormachen, Captain. Ich bin nicht mutiger als andere, ich bin nur entschlossener. Ganz gleich, wie dieser Krieg ausgeht, es wird nach wie vor ein Sol-Imperium geben. Es bleibt nur abzuwarten, wer der Imperator sein wird.«
    »Sir, ich …«
    »Jetzt versuchen Sie zu verschleiern, Captain.« Er legte die Hände gefaltet auf den Tisch. Sie waren manikürt und weich – es waren die Hände eines Politikers, denen nie etwas Schlimmeres widerfahren war, als sich an einem Blatt Papier zu schneiden. »Lassen Sie uns die Frage zurückstellen, ob der Krieg nun beendet ist oder nicht. Vor sechs Monaten hätte es niemand für möglich gehalten, dass Admiral Marais tun würde, was er getan hat. Mir ist klar, dass dieses Handeln Konsequenzen nach sich ziehen wird, die weit über das bloße militärische Resultat hinausgehen. Die Machtverhältnisse im Imperium werden sich verschieben, abhängig davon, wie der nächste Schritt des Admirals aussieht. Ich möchte genau das wissen: Wie sieht sein nächster Schritt aus? Deshalb bin ich hier. Ich will meinen Verdacht bestätigt sehen, dass es angesichts der Umstände für

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