Bd. 1 - Die dunkle Schwinge
ohne automatische Küchen und ohne Reader aus.
Während er in seiner Galauniform im Warteraum vor dem Büro des Premierministers im imperialen Palast auf Oahu saß, verstrichen die Sekunden wie in Zeitlupe. Auf der anderen Seite kam es ihm vor, als seien die letzten dreißig Jahre wie im Flug vergangen, als sei es erst gestern gewesen, da er als Offiziersanwärter auf die Charlestown gekommen war, obwohl dieses Schiff vor dreiundzwanzig Jahren in einem Scharmützel bei Anderson’s Star zerstört wurde. Kurz danach wurde er Feuerleitoffizier auf der Lancaster, und das war der Beginn seiner Karriere als bester Pokerspieler der Zweiten Flotte. Er musste lächeln, als er sich daran erinnerte, wie er bei einer Partie, die im oberen Werferschacht der Lancaster stattfand, diesen Titel und den Sold eines halben Jahres an Bruce Wei verloren hatte.
Später kam dann die Gustav Adolf und mit ihr der Einsatz bei Pergamum … Seine Beinverletzung war fast wieder geheilt, doch die Erinnerung an die Schlacht und an die Schmerzen ließ ihn unwillkürlich zusammenzucken.
Die Zeit hatte sich alles genommen, was in der Vergangenheit geschehen war, und es unwiederbringlich fortgespült. Es gab nur die Gegenwart, und alles, was blieb, waren Beweisstücke dafür, dass die Vergangenheit überhaupt stattgefunden hatte – Beweisstücke, die man katalogisieren und ausstellen konnte, in Archiven, in Museen und in Warteräumen …
Die Tür wurde geöffnet und ein Lakai in Livree kam zu ihm. »Admiral? Seine Exzellenz lässt Sie grüßen, Sir, und er bittet Sie um Entschuldigung, dass er Sie warten ließ. Wenn Sie mir dann folgen würden?«
McMasters stand auf und ging hinter dem Mann her. Die wenigen Monate als Stabsoffizier hatten nicht viel daran geändert, dass er nur ungern eine Galauniform trug und er mindestens genauso ungern mit Politikern zu tun hatte. Lieber wäre er jetzt auf einem Raumschiff gewesen, anstatt sich wieder mit einem dieser verdammten Politiker an einen Tisch zu setzen.
Allerdings kam es auch nicht jeden Tag vor, dass ein Admiral ins Arbeitszimmer des Premierministers eingelassen wurde.
Der Lakai führte ihn in einen großen sonnendurchfluteten Raum. Nahe dem zur Bucht gelegenen Fenster stand der hoch gewachsene Premierminister und trank eine Tasse Tee, während er auf das Wasser hinuntersah, tief unter dem imperialen Grundstück auf Diamond Head. Von der Tür aus konnte McMasters sehen, wie die Wellen des Pazifik an die Küste schlugen. Der Himmel über Hawaii war strahlend blau.
»Mein lieber Admiral«, begrüßte der Premierminister ihn, stellte die Teetasse auf den Schreibtisch und kam auf McMasters zu, um ihm die Hand zu schütteln. »Seine Majestät hat mich etwas länger als erwartet benötigt, deshalb hat sich unser Treffen ein wenig verzögert. Aber ich darf davon ausgehen, dass es nicht unangenehm für Sie war.«
»Keineswegs, Sir«, erwiderte McMasters und folgte dem Minister zu einer Sitzgruppe auf der anderen Seite des Zimmers. Der Lakai brachte ihnen Getränke an den Tisch.
»Lassen Sie mich Ihnen zuerst ausrichten, Admiral, dass Seine Majestät mit Ihren Anstrengungen sehr zufrieden ist. Seiner Majestät ist klar, dass Sie aus einer schwierigen Situation das Beste gemacht haben.«
»Beziehen Sie sich auf meinen Dienstgrad?«
»Sie müssen keine Zurückhaltung an den Tag legen, Admiral. Ihre Bereitschaft, auch nach Lord Marais’ Berufung, weiter im aktiven Dienst zu bleiben, zeigt, wie treu Sie der Krone ergeben sind.«
»Sie müssen mir nicht schmeicheln, Euer Exzellenz.«
Der Premier lächelte auf eine Weise, die andeutete, dass er es zu schätzen wusste, einen würdigen Gegner gefunden zu haben. »Touche, Admiral McMasters. Nachdem wir die Vorrede hinter uns gebracht haben, möchte ich Sie über meine Gründe aufklären, Sie persönlich herzubestellen, wenn ein einfacher Anruf genügt hätte. Ich kann meinen eigenen Sicherheitsvorkehrungen in diesem Büro vertrauen, aber wenn das Thema öffentlich bekannt würde, über das ich mit Ihnen reden möchte …«
Er ließ den Satz offen, nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Einige Mitglieder der Versammlung scheinen über exzellente Quellen zu verfügen, sowohl bei der Flotte als auch beim Roten Kreuz, und die Berichte, die ihnen über die Verhältnisse im Kampfgebiet zugespielt wurden, sind höchst beunruhigend. So beunruhigend sogar, dass sie damit drohen, ihre Informationen im Sitzungssaal zur Sprache zu bringen. Ich weiß, es ist nicht
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