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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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geändert.«
    »Hoher Lord«, meldete sich HeU’ur wieder zu Wort, sah den Sprecher und dann die anderen Ratsmitglieder an. »Hoher Lord, ich kann mir sehr wohl vorstellen, dass manche in diesem Saal mich für einen alten Narren halten, der im Handeln unserer Feinde den Schatten der Dunklen Schwinge, des Zerstörers, erkennt. Es ist ihre Meinung, sie sei ihnen zugestanden.«
    Gemurmel kam auf, doch Lord HeU’ur ging darüber hinweg. »Ich habe viele Schlachten miterlebt, ich habe selbst gegen diese Menschen gekämpft. Jetzt, da sich die Abenddämmerung über meine alten Schwingen legt, könnte man durchaus annehmen, dass ich Muster erkenne, wo keine Muster sind, und dass ich Flüge sehe, die nicht existieren. Es könnte sein … aber es ist nicht so.«
    Er drückte den Rücken durch, seine Flügel nahmen die exakte Haltung der Ehrerbietung gegenüber esLi ein. »Ich habe mich dem Feind gestellt, und ich habe mich mit den Legenden befasst. Dieser Flug folgt dem Pfad des Klagelieds vom Gipfel, und das ist nicht der Flug, den wir ursprünglich auserkoren hatten. Je länger dieser Feldzug dauert, umso mehr wird meine Einschätzung bestätigt werden. Diesmal hat der Kommandant der Menschen Proportionen angenommen, die größer sind als ein Diener des Lords der Ausgestoßenen.«
    »Wenn wir ihnen Frieden anbieten«, entgegnete der Sprecher gelassen, »werden sie wieder annehmen.«
    »Und wenn sie nicht annehmen?«
    »Wir sind diesen Pfad nicht geflogen!«, konterte der Sprecher wütend. »Mylord der HeU’ur, in den Mustern, die Lord esLi für uns wirkt, wollen Sie die Berührung der Dunkle Schwinge sehen. Schön und gut. Aber wenn wir ihnen ein Friedensangebot machen und die Fremden annehmen, dann werden sich Ihre … Indizien … auflösen wie Nebel im Wind, und es wird keinen esHu ’ur geben.«
    »Ist das Ihre Empfehlung, Lord Sprecher?«, fragte der Hohe Lord.
    »Das ist in der Tat meine Empfehlung, Hoher Lord. Es wäre natürlich erforderlich, dass Sie sich mit Ihren Befehlshabern besprechen, um den richtigen Zeitpunkt für eine Friedensgeste zu bestimmen. Doch es sollte bald geschehen, bevor noch mehr …« – er sah kurz zu Lord HeU’ur, dann konzentrierte er sich wieder auf den Hohen Lord – »… Gerüchte kursieren.«
    »Was sagen Sie dazu, Lord HeU’ur?«
    »Ich … verbeuge mich vor dem erhabenen Sprecher der Jungen«, erwiderte der. »Aber ich warne den Hohen Lord, denn das Muster bildet sich gerade erst. Und sollten sich die Menschen tatsächlich weigern, einen Friedensschluss zu akzeptieren, dann könnte meine Einschätzung mehr sein als nur … Nebel.«
    Der Hohe Lord sah den Ausdruck in den Augen des alten Lords, als der sich abwandte und den Sprecher anschaute.
    Ich werde das nicht vergessen, schienen HeU’urs Blick und Haltung zu sagen.
    Konteradmiral Theodore McMasters von der Imperialen Navy saß in einem weichen Sessel, fühlte sich auf seinem Platz aber unbehaglich.
    An der gegenüberliegenden Wand hielt eine alte Standuhr den Takt und spiegelte mit den Bewegungen ihres Pendels die Bewegung der Erde wider. Die Uhr war mit ihrem Alter von mehr als vierhundert Jahren eine echte Antiquität, aus einer Ära vor dem elektronischen Zeitalter, wie es schien, da sie ohne interne und externe Stromzufuhr lief. Ein imperialer Beamter kam exakt um halb neun am Morgen her und zog mit einem speziellen Schlüssel diese Uhr auf, die bereits Generationen von Beamten überlebt hatte. Ein geschickter Goldschmied aus Waimea hatte vor kurzem einen neuen Schlüssel angefertigt, nachdem das Original schließlich zu sehr abgenutzt gewesen war und seinen Zweck nicht mehr erfüllen konnte.
    Der Warteraum war in einer bunten Mischung eingerichtet: dicke, weiche Läufer, Möbel im Bauhaus-Stil und dem Rokoko, in einer Ecke ein altes 2-V-Gerät. Auch wenn McMasters sich nur bruchstückhaft an das erinnerte, was er über Kunstgeschichte gelernt hatte, wusste er doch, dass er vor sich eine willkürlich zusammengestellte Ansammlung verschiedener Stile hatte, von denen der eine nicht zum anderen passte. Es wäre jedoch taktlos gewesen, darauf hinzuweisen. Es gefiel dem Imperator, ein Kenner klassischer Kunst zu sein, und es gab niemanden im Sol-Imperium, der dem widersprechen wollte.
    Was die Objekte so interessant machte, war die Zeit, der sie entstammten. Vor Jahrhunderten waren das 2-V-Gerät ebenso wie die Standuhr normale Einrichtungsgegenstände gewesen, die zum Alltag der Menschen gehörten. Heute kam niemand mehr

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