Bd. 1 - Die dunkle Schwinge
nötig, im Detail wiederzugeben, was sie beschrieben haben. Es erübrigt sich auch zu sagen, dass Admiral Marais’ Handlungen wiederholt gegen Kapitel 17 des Kriegsartikels verstoßen haben. Seine Hoheit ist darüber verständlicherweise zutiefst besorgt.«
»Ja, natürlich, Sir. Aber hat der Admiral tatsächlich gegen Kapitel 17 verstoßen?«
Das Lächeln des Premier erstarrte. »Admiral Marais hat den Auftrag, die politische Linie umzusetzen, aber nicht, über sie zu entscheiden, McMasters. Die Zerstörung ziviler Ziele, die Ermordung von Zivilpersonen, Angriffe auf zivile Einrichtungen ohne vorherige Warnung – das alles sind Verletzungen dieses Artikels, der das Gesetz des Imperators darstellt.«
»Ich würde Ihnen zustimmen, Sir, allerdings handelt sich dabei um Zor-Einrichtungen und Zor-Zivilisten.«
»Sie unterscheiden doch nicht etwa zwischen …«
»Die Zor haben unsere Zivilisten und unsere zivilen Einrichtungen angegriffen, Exzellenz. Warum sollte es so widerwärtig sein, wenn wir das Gleiche machen?«
»Aber …« Der Premierminister geriet ins Stottern und wurde rot. Offenbar hatte er nicht erwartet, dass sich das Gespräch in diese Richtung entwickeln würde. »Wo ist Ihre Menschlichkeit, Mann?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiß, was Sie meinen, Exzellenz.«
»Menschen bombardieren keine Zivilisten, ganz egal, um welche Spezies es sich handelt. Es ist nicht der Wille des Imperators, dass Kriege auf diese Art geführt werden, Admiral.«
»Das mag sein, Sir. Aber Kriege dienen letztlich immer dem Zweck, den Feind vernichtend zu schlagen. Ich glaube, Admiral Marais ist umfassend autorisiert, das zu tun, was er für nötig hält, um den Sieg sicherzustellen.«
»Wie ich eben sagte, ist Marais autorisiert, die politische Linie umzusetzen, aber nicht, über sie zu entscheiden. Er hat bereits jetzt seine Befugnisse überschritten.«
McMasters lehnte sich zurück und wählte seine Antwort mit Bedacht. »Ich muss Euer Exzellenz an die Allgemeine Order 6 erinnern. Admiral Marais ist die völlige Entscheidungsfreiheit gewährt worden, für die Dauer der Notsituation alles …«
»Die Zor-Flotte wurde geschlagen – erst bei R’h’chna’a, dann bei S’rchne’e …«
»Für die Dauer der Notsituation«, fiel McMasters dem Premier ins Wort. »Der Admiral ist der Ansicht, dass die Notsituation erst dann zu existieren aufhört, wenn die Zor für die Menschheit keine Bedrohung mehr darstellen.«
»Und wann wird das der Fall sein? Wenn alle Zor getötet wurden?«
McMasters erwiderte nichts, sondern schaute auf seine Hände, die er gefaltet auf den Schoß gelegt hatte.
»Admiral«, sagte der Premierminister langsam. »Wir reden hier über die Auslöschung einer ganzen Spezies.« Er trank einen Schluck und stellte das Glas zurück auf den Beistelltisch. »Wir reden hier über einen Gewaltakt, der in der Geschichte der Menschheit ohnegleichen ist.«
»Admiral Marais wird das tun, was er für nötig hält, um die Zor daran zu hindern, dass sie die Menschheit auslöschen.«
»Ohne Rücksicht auf die Konsequenzen? Gegen den Willen seines Imperators?«
»Euer Exzellenz, ich bin kein Politiker, ich bin Soldat. Ich bin ein treuer Diener des Imperators und der Stabschef des Admirals der Flotte. Seine Imperiale Hoheit hat Admiral Marais auserkoren und ihm die Befugnis gegeben, die Allgemeine Order 6 zu aktivieren. Das hat er getan, und er hat damit nicht gegen seine Loyalität gegenüber dem Imperator verstoßen.«
»Das wage ich zu bestreiten, Admiral McMasters. Es lassen sich leicht Argumente dafür finden, dass er sich auf eine für einen Offizier untragbare Art und Weise verhalten hat. Genauso leicht kann er ersetzt werden.«
»Tatsächlich?« McMasters machte eine erstaunte Miene. »Durch wen will Seine Hoheit den Admiral ersetzen?«
»Durch Sie.«
»Durch mich?« McMasters lehnte sich vor. »Das kann nicht Ihr Ernst sein.«
»Wieso nicht?« Der Premier entspannte sich genügend, um ein Lächeln über seine Lippen huschen zu lassen. Er war es gewohnt, die Fäden zu ziehen, und er glaubte, McMasters sei bereit, sich manipulieren zu lassen. »Mein lieber Admiral, Sie haben lange und hart gekämpft, um den Posten zu erreichen, den Sie heute innehaben. Sie haben am Hof mehr Freunde, als Ihnen bewusst sein dürfte.«
»Oder Admiral Marais hat mehr Feinde.«
»Was auf das Gleiche hinausläuft, nicht wahr? Der Imperator ist sehr zufrieden über die Siege bei L’alChan, R’h’chna’a und
Weitere Kostenlose Bücher