Bd. 1 - Die dunkle Schwinge
S’rchne’e, aber er will, dass dieser Feldzug nun ein Ende nimmt. Wie es scheint, möchte Admiral Marais diesem Wunsch nicht entsprechen. Es wäre ein Leichtes, ihn seines Kommandos zu entheben und Sie als seinen Nachfolger einzusetzen.«
Der Minister wartete schweigend, was McMasters dazu sagen würde. Nachdem er einige Augenblicke lang die Stille im Zimmer auf sich hatte wirken lassen, entgegnete er: »Euer Exzellenz, mein Anstand verbietet es mir, Ihnen mit meinen eigenen Worten zu sagen, was ich von diesem Vorschlag halte. Trotz meiner Einstellung zu Admiral Marais werde ich mich aber nicht für einen politischen Schachzug benutzen lassen, um ihn zu ersetzen. Von allen anderen Gründen einmal abgesehen, würde ich mich zu Ihrer Marionette machen, sollte ich das Angebot annehmen. Nein, Sir. Sagen Sie meinen ›Freunden‹, ich werde das nicht machen.« Er setzte seine Mütze auf. »Wenn Sie mich lediglich hergeholt haben, um mir diesen Vorschlag zu unterbreiten, dann ist unser Gespräch damit wohl beendet.« Er stand auf und ging zur Tür.
Der Premierminister blieb ungerührt sitzen und sagte: »Es gibt noch andere Offiziere außer Ihnen, Admiral.«
An der Tür angekommen drehte sich McMasters zu ihm um. »Das mag wohl sein. Aber Admiral Marais und seine Flotte sind hundertdreißig Parsec von hier entfernt.«
»Was soll das heißen?«
»Ganz einfach, Euer Exzellenz. Der Imperator hat in seiner Weisheit entschieden, Marais zum Admiral der Flotte zu machen. Er hat die Flotte so weit fort von der Erde gebracht und Marais mit so weitreichenden Befugnissen ausgestattet, dass der jeden Krieg führen kann, den er führen möchte. Ob Seine Hoheit das gewollt hat oder nicht, ändert nichts an der Tatsache, dass er die Situation nicht länger kontrolliert.«
»Und was schlagen Sie vor?«
»Was ich vorschlage?« McMasters lächelte müde. »Sagen Sie dem Imperator, er soll Marais’ Buch noch mal lesen. Und diesmal sollte er besser glauben, was darin geschrieben steht. Denn es wird alles so kommen, wie Marais es formuliert hat. Alles.« Er öffnete die Tür. »Guten Tag, Euer Exzellenz.«
Noch bevor McMasters’ Schritte im Korridor verhallt waren, kam der Lakai hinter einem Alkoven hervor und ging zum Fenster. Er zog den Vorhang ein Stück zur Seite, als beobachte er etwas oder jemanden am Strand, dann wandte er sich mit dem Anflug eines Lächelns dem Premierminister zu.
»Wie melodramatisch«, sagte er.
»Dann haben Sie alles mitgehört?«
»Viel besser.« Er ließ sich in einen der bequemen Sessel sinken und zeigte auf sein rechtes Ohrläppchen und den kleinen Ohrring in Form eines Sterns. »Ich habe es alles hier aufgezeichnet.«
»So, so.« Der Premierminister verschränkte die Arme vor der Brust und hob fragend eine Augenbraue. »Und? Was denken Sie?«
Der Lakai legte die Füße auf ein Kissen und lehnte sich zurück. »Ich denke, dass Sie in großen Schwierigkeiten stecken.«
»Sie wissen verdammt genau, was ich meine.«
»Was ich über McMasters denke? Nicht, dass meine Meinung irgendetwas wert ist, jedenfalls nicht, bis ich das hier« – er berührte sein Ohr – »zurückgebracht habe, damit es analysiert wird, aber …«
»Aber?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob er blufft. Bevor Sie irgendetwas sagen, lassen Sie mich Ihnen versichern, dass er mich genauso überrascht hat wie Sie. Ich hätte auch nicht erwartet, dass er Marais verteidigen würde. Sein Psychoprofil ließ die Annahme zu, er würde die erstbeste Gelegenheit nutzen, um einen adligen Emporkömmling ohne Kommandoerfahrung vom Thron zu stoßen, zumal Seine Imperiale Hoheit McMasters bei der Entscheidung für diesen Posten von vornherein übergangen hatte. Seine Dienstakte deutete daraufhin, dass …«
»Hören Sie, Smith, oder wie immer Sie heißen«, unterbrach ihn der Premierminister. »Sie hatten mir versichert, er würde auf diesen Vorschlag eingehen. Ich erinnere mich genau, dass die Agency zu keiner Zeit mit Begriffen wie ›hindeuten‹, ›wahrscheinlich‹ oder ›erwarten‹ gearbeitet hat. Sie …«
»Ich habe Ihnen überhaupt nichts versichert.« Der Mann erhob sich prompt und stellte sich vor den Premier. Seine lässige Haltung war genauso rasch verschwunden, wie er zuvor seine Lakaienrolle abgestreift hatte. »Die Agency hat Ihnen absolut nichts versichert. Wir sind davon ausgegangen, dass er auf ein solches Angebot positiv reagieren wird. Dass das nicht passiert ist, dürfte eher an Ihrer ungeschickten
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