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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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solange die Zor nicht geschlagen waren. Die Berichte über exzessive Brutalität mussten nicht übertrieben sein, doch so war ein Krieg nun mal. Ob es sich um Grausamkeiten handelte, war schwer zu beurteilen … und doch saß McMasters hier in seinem bequemen Sessel, sah zu, wie Shuttles von Lambert Field abhoben, und versuchte, Entscheidungen zu kritisieren, die über hundert Parsec von ihm entfernt getroffen wurden.
    Während die Schatten auf dem Raumhafen der Admiralität länger wurden und sich die Dunkelheit in sein Büro schlich, verspürte McMasters ein eisiges Schaudern, das er nicht abschütteln konnte. Marais machte ihm Angst, nicht weil er so rigoros gegen die Zor vorging, nicht mal, weil er eine Bedrohung für die derzeitige Regierung darstellte. Aber von Anfang an hatte jeder Marais unterschätzt und sein Buch als aufgeblasenen Unsinn abgetan, als einen Schwall heißer Luft über den Willen eines Volkes und über den totalen Sieg durch rückhaltlose Gewaltanwendung. Sogar McMasters hatte sich davon beeindrucken lassen, und für einen Moment hatte er seinen natürlichen Zynismus vergessen, mit dem er sonst solchen Dingen begegnete. Jeder – auch er selbst – hatte geglaubt, Marais würde den Feldzug durchziehen, entweder Erfolg haben oder scheitern, aber er würde nicht weiter kommen, als jeder andere es in den letzten fünfzig Jahren geschafft hatte.
    Was, wenn er so erfolgreich sein würde, dass die Zor aufgaben?
    Was, wenn sein Feldzug zu einem totalen Sieg über die Zor führte, vielleicht zur Auslöschung der Spezies, zum Tod von Milliarden empfindungsfähiger Wesen? Der Gedanke war lachhaft, unvorstellbar. Noch als er mit dem Premierminister zusammengesessen und über dieses Thema gesprochen hatte, waren ihm die Sorgen der anderen lediglich wie ein politischer Schachzug vorgekommen. Niemand in der Geschichte der Menschheit hatte jemals einen solchen Akt begangen …
    Niemand hatte jemals die Macht besessen, um einen solchen Akt zu begehen. Bis jetzt.
    Er hatte dem Premierminister gesagt, er solle das Buch lesen. Marais würde das tun, was er darin vorgeschlagen hatte, wenn er die Gelegenheit dazu bekam. Admiral Marais wird das tun, was er für nötig hält, um die Zor daran zu hindern, die Menschheit auszulöschen.
    Das, was er für nötig hält.
    Doch was würde er anschließend tun?
    McMasters berührte das Pad und wählte eine Nummer mit hoher Priorität. Das Pad leuchtete einen Moment lang schwach, während es seinen Fingerabdruck las. Dann tauchte auf dem Wandschirm ein Operator auf.
    »Guten Tag, Sir, was kann ich für Sie tun?«
    »Admiral McMasters hier, ich muss sofort den Premierminister sprechen.«
    »Ich … es tut mir Leid, Admiral, aber Seine Exzellenz ist momentan in einer Konferenz. Wenn ich …«
    »Dann holen Sie ihn aus dieser Konferenz heraus. Es ist von äußerster Dringlichkeit. Sagen Sie ihm, es geht um die Verteidigung des Sol-Imperiums. Machen Sie schon.«

7. Kapitel
     
     
    Der Held sinkt auf die Ebene herab; (Ruhm für esLi)
    er hat seine Wahl im Dienste seines Lords getroffen.
    ohne Furcht zieht er sein Chya (Haltung des Kriegers)
    und bietet die Stirn im Herzen des Sturms während die Dunkle Schwinge sich herabsenkt, (Respekt gegenüber esHu’ur)
    ungeheißen, unkontrollierbar,
    ein Teil der Welt,
    die strahlende Dunkelheit ist,
    während das Licht verblasst.
    Letzte Übermittlung der Basis Qu’useyAn,
    6. Juli 2311 (übersetzt)
    (aus den persönlichen Akten von Admiral Ivan Marais)
     
    Das blauweiße Diadem der Sonne schob sich über den Horizont, als der Fighter von der Stadt wegschwenkte. Das Licht wurde für einen Moment vom silberfarbenen Rumpf reflektiert, ehe der Fighter die obere Schicht der Atmosphäre ansteuerte, wo das Mutterschiff im Orbit kreiste. Hätte auf dem Planeten noch jemand gelebt, um diese Szene zu beobachten, dann wäre ihm womöglich in den Sinn gekommen, dass sie etwas Künstlerisches besaß – ein Raumfahrzeug, das durch den strahlend blauen Himmel flog und das von den ersten Sonnenstrahlen dieses Morgens erfasst wurde.
    Aber selbst wenn noch jemand gelebt hätte, wäre er ein Zor gewesen – und deren Vorstellung von Kunst unterschied sich zweifellos deutlich von der der Menschen.
    Es war ein müßiger Gedanke. Während der Planet hinter dem schnellen Raumfahrzeug zurückfiel, konnten die Piloten auf dem Bildschirm die Zerstörung betrachten, die sie auf der einst blühenden Welt der Zor angerichtet hatten. Nur wenige der großen

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