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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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Bord der Gagarin wieder auf dem Laufenden war, kehrte er aufs Flaggschiff zurück, um Marais über die aktuelle Situation zu unterrichten.
    Bis auf die Notbeleuchtung war es im Quartier des Admirals dunkel. Er saß im Sessel am Monitor, das Kinn ruhte auf den gefalteten Händen. Captain Stone saß neben dem Durchgang zum Schlafraum und hatte einen tragbaren Reader auf dem Schoß liegen, in dessen fahlem Licht sein Gesicht noch hagerer und knochiger aussah.
    Stone sah auf, als Sergei hereinkam, sagte aber nichts. Marais blieb unbeweglich auf seinem Platz sitzen, doch Sergei konnte sehen, wie er ihn mit seinen Blicken verfolgte.
    »Ich möchte Sie über den Stand der Dinge informieren, Sir«, sagte er und blieb vor dem Admiral stehen.
    Marais sah ihn weiter an, nur seine Augen bewegten sich, betrachteten Sergeis Miene, zuckten zu irgendeinem Detail seiner Uniform, kehrten dann zum Gesicht zurück.
    »Bitte, nehmen Sie Platz, Commodore.«
    Stone schaltete den Reader ab und beobachtete interessiert, was sich nun abspielen würde.
    »Die Lage ist noch ernster, Commodore. Ich habe eine Depesche bekommen, die nach S’rchne’e geschickt und vom dortigen Commander der Garnison an mich weitergeleitet wurde.« Er gab Sergei einen Reader, auf dem ein Kommuniqué angezeigt war, das das offizielle Siegel der Admiralität trug.
    Offizielle Übertragung, Priorität 18 16. August 2311
    an: Adm Ld Ivan H Marais Befehlshaber an Bord der IS Lancaster von: Adm T McMasters Admiralität HQ Terra
    Mylord,
    es ist meine unerfreuliche Pflicht, Sie davon in Kenntnis zu setzen, dass ich Sie ab dem oben genannten Datum auf ausdrückliehen Befehl Seiner Imperialen Majestät Ihres Kommandos über alle Schiffe und Basen sowie das gesamte Personal und sämtliche Ausrüstung enthebe. Gemäß Allgemeiner Order 23, geändert durch Vorschrift 23:XVI, wird die Verantwortung für die Aufhebung Ihres ursprünglichen Auftrags an Commodore Sergei Torrijos übertragen, bis Ihr Kommando an Ihren rechtmäßig bestimmten Nachfolger übergehen kann. Ferner wird Ihnen auf ausdrücklichen Befehl Seiner Imperialen Hoheit aufgetragen, sich zum nächsten Flottenstützpunkt zu begeben und sich für ein Verfahren vor einem Kriegsgericht zu stellen, das festlegen wird, welche Anklage gegen Sie erhoben wird. Zu den Punkten der Anklage gehören unter anderem: vorsätzliche Verletzung der Imperialen Statuten betreffend das Verhalten gegenüber Zivilpersonen, Weigerung, das Kommando abzugeben, Insubordination, Durchführung von Operationen ohne Rücksprache mit den Vorgesetzten. Die Weigerung, diesem direkten Befehl des Imperators nachzukommen, wird als Hochverrat gegen das Sol-Imperium gewertet und mit dem Tode bestraft.
    ›McMasters‹
    Sergei betrachtete Marais und musste daran denken, wo er dessen Gesicht zum ersten Mal gesehen hatte: vor vielen Monaten in Ted McMasters Büro auf dem Umschlag seines Buchs. Es war noch immer das gleiche edle Profil – der stolze Ausdruck, das trotzig vorgeschobene Kinn, die dunklen Augen, in denen ein Feuer loderte. Doch dieses Gesicht war nun angespannt und wirkte gealtert, als sei alles überschüssige Fleisch entfernt worden.
    »Das ist Ihre zweite Gelegenheit, mich des Kommandos zu entheben. Allerdings«, fügte er an und sah zu Stone, »glaube ich nicht, dass Sie das machen werden.«
    »Mit Verlaub, Admiral, hier geht es um mehr als um Insubordination.« Sergei legte die Depesche vorsichtig auf seine Armlehne. »Das ist Verrat, der gegen den Imperator gerichtet ist.«
    »Das tut nichts zur Sache.«
    »Das mag sein, Admiral, doch ich glaube, die Admiralität ist derzeit noch immer in der Lage, einen unangenehmen Ausgang eines Kriegsgerichtsverfahrens zu verhindern. Dass wir A’anenu angriffen, war gegen den Wunsch der Regierung, doch ab jetzt widersetzen wir uns dem Wunsch des Imperators.«
    »Wenn wir jetzt aufhören, Commodore, ist der Krieg noch immer nicht gewonnen. Wir müssen das bis zum Schluss durchziehen, ob es der Regierung, Admiral McMasters, der Admiralität und dem Imperator nun gefällt oder nicht.«
    »Wir sind auf dem besten Weg, eine ganze Spezies auszulöschen.«
    »Wenn die Zor sich nicht ergeben, wird es darauf hinauslaufen.«
    Marais saß da und sprach in aller Seelenruhe vom Tod eines ganzen Volks. Es hatte in seinem Buch gestanden, er hatte es in seiner Ansprache an die Flotte und die Offiziere gesagt – und jetzt waren sie nur noch wenige Tage von der Verwirklichung seiner Ziele entfernt. Es würde kein

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