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Bd. 3 - Der dunkle Stern

Bd. 3 - Der dunkle Stern

Titel: Bd. 3 - Der dunkle Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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Jisi-Bilder sich ebenfalls nach hinten bewegten. Anstatt aber anzugreifen, ließ der Zor sein e’chya ein wenig sinken, seine Flügel gaben tiefster Ironie Ausdruck, während seine übrige Körperhaltung erkennen ließ, dass er in keiner Weise besorgt war.
    »Shrnu’u HeGa’u«, sagte sie leise. »Ich hätte es wissen müssen.«
    »se Qu’u«, antwortete er.
    Das Pränomen sagte ihr nichts, wohl aber dem gyaryu, das beleidigt fauchte.
    »Wir haben in vielen Zeitaltern und vielen Tarnungen gegeneinander gekämpft. Es erstaunt mich, Diener des Kriechers, dass du dich diesmal so leicht hast täuschen lassen.«
    »Kannst du eigentlich noch tiefer sinken?«, konterte sie. »Letztes Mal wusste ich nicht, wer du bist, aber diesmal weiß ich es.«
    »Verschon mich mit deiner Prahlerei«, sagte er, ließ seine Klinge wirbeln und schlug nach einem der Jisi-Bilder, das er in die Brust traf. Es zerplatzte und verschwand, gleichzeitig fühlte sie einen stechenden Schmerz an der gleichen Stelle. »Du weißt nichts, denn der Kriecher betet Narren an und verachtet die, die selbstständig denken.«
    Mit diesen Bemerkungen wollte er sie wütend machen. Sie empfand auch tatsächlich Wut, doch die war so kühl und ernsthaft, dass sie selbst sich fast völlig ruhig fühlte. Sie konzentrierte sich und fühlte, wie die Kraft des gyaryu sie durchströmte. Fast gleichzeitig schienen die Jisi-Bilder von Sergei, Marais und den acht verbliebenen Zor an Stofflichkeit zuzunehmen. Sie ahmten nicht länger bloß Jackies Bewegungen nach, sondern agierten aus eigenem Antrieb und verteilten sich, um auf breiter Front Position einzunehmen. Dabei blieben sie aber auf sicherem Abstand zum e’chya. Ein weiteres Jisi-Bild nahm Gestalt an – noch ein Zor, der ihr nicht vertraut war.
    Shrnu’u HeGa’u wich zurück, da er erkannte, dass sich die Situation gegen ihn gewendet hatte. »Mein Meister hat die Spielregeln geändert, Mächtiger Held«, erklärte er, doch Stimme und Flügelhaltung ließen erkennen, dass seine Selbstsicherheit einen Dämpfer erlitten hatte. »Ich habe dich genau beobachtet.«
    »Für meinen Geschmack zu genau«, konterte sie und rückte vor, das gyaryu vor sich ausgestreckt. Auch die früheren Träger des Schwerts bewegten sich vorwärts, und mit jedem Schritt, den sie nach vorn machten, wich Shrnu’u HeGa’u zurück.
    »Die Spielregeln wurden geändert«, sagte er noch einmal. »Das Schlachtfeld des Geistes genügt nicht. Die Ebene des Schlafs wurde durchbrochen, und das ist von deiner Seite aus erfolgt.«
    »Das glaube ich nicht«, entgegnete Jackie, während sie überlegte, was das eigentlich bedeuten sollte.
    »Geh zu Stone und frag ihn«, forderte er sie auf. Nach wie vor war er auf dem Rückzug. Weiterhin wurde die Szene von Blitzen erhellt. »Deine Weisesten werden nicht wissen, was Wahrheit und was Illusion ist.« Ein Windstoß fuhr durch seine Federn. »Der Innere Frieden ist zerbrochen, und das nur wegen der Narren, die sich selbst für weise halten. Geh und frag sie.« Er brüllte, um den Donner zu übertönen, der sie erreichte. Das Unwetter war nahe genug, damit sie es fühlen konnten. Es kam in die Ebene herunter, ein Wolkenbruch setzte ein.
    »Du warst die ganze Zeit auf der Fair Damsel « , sagte sie plötzlich. »Seit ich bei Cle’eru an Bord ging, hast du mich beobachtet. Du hast die Luke geöffnet. Du bist mir auf Crossover gegenübergetreten, und auf Center – und dich hat Ch’k’te getötet …«
    »Nur einen Avatar«, rief Shrnu’u HeGa’u durch den heftiger werdenden Sturm. Er stieg langsam in die Luft auf, wobei sich seine Flügel gegen den Wind und die hohe Schwerkraft behaupten mussten. »Du kannst mich nicht töten, mächtiger Qu’u. Und ich kann dich nicht töten. Wenn mein Meister dich in Ur’ta leHssa festsetzt, dann kannst du Schlimmeres erleiden als den Tod, doch der Tod selbst kann uns beiden nichts anhaben.«
    »Und was willst du dann erreichen?«, rief sie. »Warum bist du hier? Warum kommst du im Traum zu mir, wenn …«
    »Im Traum?« Der Zor stieß etwas Unverständliches aus. »Du glaubst, das hier ist ein Traum? «
    Er hob seine Flügel in einer Geste, die sich nicht übersetzen ließ, die aber irgendwie obszön wirkte …
    Erneut wurde die Szene von einem Blitz erhellt, der diesmal ganz in ihrer Nähe über den Himmel zuckte, so nah, dass sich die Haare auf ihren Unterarmen und im Nacken aufrichteten. Der Blitz schien den in der Luft schwebenden Shrnu’u HeGa’u zu erfassen

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