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Bd. 3 - Der dunkle Stern

Bd. 3 - Der dunkle Stern

Titel: Bd. 3 - Der dunkle Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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    Dann folgte ein peitschender Knall, als würde ein Gewehr abgeschossen.
    Etwas oder jemand fasste sie an ihrem linken Arm und drehte sie um, doch sie riss sich los, machte einen Schritt nach hinten und hob das gyaryu in Abwehrhaltung … bis sie erkannte, dass sie ihren Vater vor sich hatte, der in seinen Shorts dastand und Jackie angsterfüllt ansah. Kristen kam über den Rasen gerannt, einen Feuerlöscher in der Hand, um einen Regenschirmbaum zu löschen, der von einem Blitz in Brand gesetzt worden war. Dan und Sultan, beide gleichermaßen spärlich bekleidet, kamen soeben auf die Veranda gestürmt.
    Ist dies …?, begann sie das Schwert zu fragen.
    Der esGa’uYe ist fort, sagte Sergeis Stimme.
    Eine Viertelstunde später standen die fünf in dicke Badetücher gehüllt in der Küche des Farmhauses, jeder hielt einen Becher mit heißem Tee in der Hand. Kristen murmelte etwas von »verdammten Narren«, Offizieren und ihrem gemeinsamen Erbe, während Don Laperriere noch immer besorgt dreinblickte.
    »Ich habe da draußen niemanden gesehen«, sagte er zum wiederholten Mal. »Du hast irgendwas von Träumen gerufen, und dann schlug der Blitz in den Regenschirmbaum am Gemüsegarten ein.«
    »Ich dachte, ich würde träumen.« Jackie hatte die Scheide für das Schwert aus ihrem Zimmer geholt und trug das gyaryu nun wieder am Gürtel. »Ich weiß nicht, wie ich in den Besitz des Schwerts gelangt bin – ich hatte es nicht mitgenommen, als ich nach draußen ging zu …«
    Abrupt hielt sie inne und wandte den Blick ab, während Wut und Trauer von ihrer Miene Besitz zu ergreifen versuchten.
    »Was?«, fragte Don. Er setzte sich in den großen Sessel in der Ecke. »Warum bist du nach draußen gegangen?«
    »Es war Mom«, sagte sie. Die Trauer gewann die Oberhand, und Jackie konnte die Tränen nicht zurückhalten. »Mom rief mich zu sich, und ich … ich dachte, es wäre ein Traum … darum ging ich nach draußen, um mit ihr zu reden. Sie sagte … sie sagte …«
    Ihr Vater legte die Hände vors Gesicht.
    »Aber sie war es nicht. Es war … ein alter Feind, der ihre Gestalt angenommen hatte. Er … es … versuchte, die Kontrolle über mich zu übernehmen.« Sie verschränkte die Arme und versuchte nicht länger, die Tränen wegzuwischen. Zorn prägte plötzlich ihre Stimme. »Es war abermals Shrnu’u HeGa’u, Dan. Er hatte auch die Hangarluke geöffnet. Jemand an Bord deines Schiffs ist ein Avatar meines Feinds. ›Du kannst mich nicht töten …‹, sagte er zu mir. ›Und ich kann dich nicht töten.‹«
    »Darum hattest du das Schwert in der Hand«, sagte Don und sah auf. Seine Augen waren gerötet. »Du hast gegen dieses … dieses Traumding gekämpft.«
    »Mitten in der Nacht«, fügte Kristen an. »In einem Gewitter. Du hättest dabei umkommen können.«
    »Ich habe mir Ort und Zeitpunkt verdammt noch mal nicht ausgesucht«, fuhr Jackie sie an. »Du verstehst das nicht.«
    Kristen packte sie wütend am Ellbogen und führte sie aus der Küche ins Wohnzimmer. »Du hast verdammt recht damit, dass ich es nicht verstehe«, zischte sie. »Es ist ja auch krank! Wir führen hier ein ruhiges Leben, Cousine. Das war der Fall, als deine Mutter noch lebte, und es ist jetzt nicht anders. Wir bestellen das Land, wir sehen, wie die Jahreszeiten sich abwechseln. Keine magischen Schwerter, keine Traum-Aliens, kein Wahnsinn mitten in der Nacht. Es musste ja auch ausgerechnet deine Mutter sein, nicht wahr? Genau die eine Sache, die seinen Seelenfrieden stört, die ihn nur wieder an früher denken lässt. Du musstest das ja unbedingt an den Mann bringen, wie?«
    »Meinst du vielleicht, ich habe mir das ausgedacht? Meinst du, ich will, dass er sich aufregt? Was genau willst du mir eigentlich unterstellen, Kristen?«
    »Das … das weiß ich nicht.« Kristen ging zum Kamin und sah aus dem Fenster hinaus in den Regen, der unablässig niederging. »Pass auf, ich brauche niemanden, der mir erzählt, wie groß das Universum ist oder dass ich nichts davon verstehe. Du hast mir gesagt, dass alles in Gefahr ist, zerstört zu werden. Aber ich weiß nicht, was ich dagegen unternehmen soll. Alles, was ich kenne, ist diese Welt, diese Farm, diese kleine Familie. Zum Andenken an deine Mutter hat dein Vater ein kleines Triptychon auf die Kommode gestellt. Das erste Bild zeigt sie am Tag der Hochzeit auf dieser Welt hier, das zweite Bild zeigt Grace und dich am See, hier auf dieser Welt. Und dann sind sie bei deiner Abschlussfeier an der Akademie.

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