Bd. 3 - Der dunkle Stern
Und ganz für sich allein steht das Bild von dem Ort, an dem Grace Laperriere jetzt schläft und endlich Frieden hat.«
Nach einer kurzen Pause fuhr Kristin fort: »Die beiden müssen gestritten, gelacht, geweint und sich geliebt haben – von allem etwas. Aber für ihn ist sie eine Sammlung aus Erinnerungen und kostbaren Momenten. Ein Reiseführer durch sein Leben ohne die hässlichen Seiten, ohne einen Hinweis darauf, wie unfair das Leben ist. Das ist alles, was ihm geblieben ist, Jackie. Du bist ins All geflogen, und jetzt kommst du zurück, als ein anderer Mensch. Dieses Ding da an deinem Gürtel, dieses verdammte Schwert, macht aus dir etwas anderes – etwas, das mitten in einem Unwetter über den Rasen läuft und irgendwas von Träumen erzählt. Tut mir leid, wenn ich das so sage, Cousine, aber ich glaube nicht, dass du hierbleiben kannst. Wenn du von hier weggehst, bin ich diejenige, die die Scherben aufsammeln und alles wieder in Ordnung bringen muss, selbst wenn irgendein Monster daherkommt und mich überrollt.«
»Schmeißt du mich etwa aus meinem eigenen Haus?« »Seit wann ist das denn dein Haus? Du bist hier eine Fremde, und das wirst du vielleicht auch immer bleiben. Gott behüte, dass wir nicht alle von dem vernichtet werden, was uns deinen Worten zufolge erwartet. Wenn wir verschont werden, wird es vielleicht eines Tages wieder dein Haus sein. Aber im Moment ist es das nicht.«
»Dad würde so etwas niemals zu mir sagen.«
»Richtig.« Kristen wandte sich zu ihr um. »Da hast du völlig recht. Und deshalb sage ich es zu dir. Nimm deinen Shuttle, Cousine, und flieg zurück nach Zor’a. Schreib uns, besuch uns, wenn alles vorüber ist, aber geh und tu das, was du tun musst. Komm wieder her, wenn du das erledigt hast.«
»Wenn es dann noch etwas gibt, wohin ich zurückkommen kann.«
»Wenn es dann noch etwas gibt, wohin du zurückkommen kannst«, stimmte Kristen ihr zu, kam näher und nahm sie in die Arme. »Wir beide lieben dich sehr, Jackie. Sei mir nicht allzu böse, wenn ich dich rauswerfe, aber du wirst einsehen, ich habe recht.«
Als sie in ihrer Kabine an Bord der Fair Damsel saß, die sich im Sprung nach Zor’a befand, war die Finsternis von anGa’e’ren nur ein paar Meter von ihr entfernt.
Jackie hatte lange mit sich gerungen, und sie war zu der Ansicht gelangt, dass ihre Cousine wirklich recht hatte. Diese Lektion zu lernen, hatte sie viel gekostet, doch sie wusste, die Erkenntnis daraus würde sie nie vergessen.
18. Kapitel
Erste Kralle: Das erste Studienobjekt für Fühlende auf dem Lehrplan des Sanktuariums. Dabei identifiziert der Schüler zum ersten Mal das hsi – die Lebensenergie – das in jeder Person existiert, sowie das gyu’u – die Geistkralle –, dos das hsi manipulieren kann.
Dr. Ariana Sontag
Handbuch der Zor-Soziologie
New Chicago University Press, 2314
Auf dem Weg zur Station nahe dem Sprungpunkt versuchte Owen Garrett vergeblich, sich auf die Erste Kralle zu konzentrieren. Selbst wenn er die Augen schloss, konnte er die Nähe von Byar HeShri spüren.
»Hören Sie verdammt noch mal auf, mich zu beobachten«, zischte er.
»Ich beobachte Sie nicht.«
»Sie beobachten mich immer, Meister Byar.« Owen öffnete nicht die Augen, da er nach wie vor versuchte, das Zeichen für die Erste Kralle in seinem Geist aufzuspüren. »Und Sie werden mich auch beobachten, wenn wir die Trebizond erreicht haben.«
»Deshalb begleite ich Sie.«
»Damit Sie Dri’i in Aktion erleben können? Geht es darum?« Owen gab auf und sah den Meister an, der aus dem Fenster des Shuttles schaute und das E’rene’e-System betrachtete.
Wahrscheinlich hat er gerade schnell den Kopf weggedreht, mutmaßte Owen.
»Dies ist ein Talent, das das Volk seit vielen Acht-Zyklen nicht erlebt hat, se Owen. Ich bin verständlicherweise neugierig.«
»Es gibt keine Garantie dafür, dass es anGa’riSsa ist. Es könnte auch etwas anderes, viel Gefährlicheres sein.«
»Können Sie die Gegenwart von esGa’uYal wahrnehmen?«
»Sie wissen, dass ich das kann«, antwortete Owen.
»Ich weiß, dass Sie es mir gesagt haben, und ich weiß, dass Sie zwei der Kreaturen im Hohen Nest entdeckt haben. Ich weiß auch, dass Ihre Erfahrungen auf der Negri Sembilan und auf Center sich am besten mit dem von Ihnen beschriebenen Talent erklären lassen.«
»Das ist ein verdammt schlechter Zeitpunkt, um an diesem Talent zu zweifeln, Meister Byar.«
»Ich zweifele nicht daran, ich sage Ihnen
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