Bd. 3 - Der dunkle Stern
was ich besitze, ist hier, alles, was ich bin. Ich muss es wissen. Wird man uns angreifen? Oder ist Cle’eru in Sicherheit?«
»Hansie.« Ann richtete ihren Blick auf einen der Stapel Papiere – Hauptsache, sie musste ihm nicht in die Augen sehen. »Ich weiß nicht, ob Cle’eru in Sicherheit ist. Ich weiß nicht, ob überhaupt noch irgendetwas in Sicherheit ist. Wir …« Schließlich schaute sie ihn mit einem gepeinigten Ausdruck in ihren Augen an. »Wir sind alle in Gefahr.«
»Was sagst du da?«
»Schon mehr, als ich überhaupt sagen dürfte. Hör zu, Hansie, ich habe noch eine Menge zu tun …«
»Was ist mit dem Verteidigungsgeschwader?« Hansie stand auf, wandte sich ab und drehte sich dann prompt wieder zu ihr um. »Es ist abgeflogen. Wohin? Hat das Imperium Cle’eru schon aufgegeben?«
»Ich kann dir nicht sagen, wohin sie geflogen sind.«
»Kannst du es nicht oder darfst du es nicht?«
»Ich wüsste nicht, welchen Unterschied das noch machen sollte. Diese Information ist geheim, Hansie. Und das wusstest du schon, als du zur Tür hereinkamst. Wenn deine Quellen so verdammt gut sind, dann könntest du ja zur Abwechslung mir mal sagen, was los ist. Ich habe wirklich noch viel zu tun und nicht mehr viel Zeit.« Sie konzentrierte sich wieder auf den Schreibtisch.
»Nicht viel Zeit.«
Sie sah ihn an. Eigentlich wusste sie nicht, was sie Hansie Sharpe sagen sollte. Irgendwie wollte sie ihm Mut machen, auch wenn es mehr als lästig war, sich mit ihm abgeben zu müssen. Ann war nicht der Ansicht, dass sie ihm irgendetwas schuldig war. Dennoch …
»Nein, wirklich nicht mehr viel Zeit.«
Hansie schaute zu Boden, dann schien er etwas sagen zu wollen. Er setzte an, stockte wieder und erklärte schließlich: »Nun, ich denke, ein bisschen Information ist immer noch besser als gar keine. Ich schätze, ich habe auch noch viel zu tun.«
6. Kapitel
Der Navigationscomputer lenkte das kleine Schiff in das Center-System. Die Identität des Schiffs wurde von der Flugkontrolle ohne Jackies Zutun bestätigt, während es einer Bahn folgte, die auf das überraschend rege Treiben im Raum abgestimmt war. In den meisten Fällen handelte es sich um kleinere Schiffe, die mit hoher Geschwindigkeit flogen – eindeutig Robotschiffe – und im äußeren System für Bergbau und Materialtransporte eingesetzt wurden. Es passte zu dem, was sie in der Datenbank des Schiffs über Center gelesen hatte: eine Gesellschaft, die auf Mechanisierung und Automatisierung basierte. Das erklärte, warum so viele Schiffe unterwegs waren.
Als sie ins innere System vordrang, nahm sie einen düsteren, hohlen Rhythmus wahr: Etwas Mächtiges und Bösartiges lauerte gerade am Rand der Wahrnehmung.
Die esGa’uYal sind hier, dachte sie. Die, die Cicero eingenommen haben.
Abzüglich einem.
Der Navigationscomputer vermittelte ihr ein gutes Bild von der Position des Primärsterns. Der war etwas über zweihundert Parsec vom Sol-System entfernt, und mindestens dreißig Parsec von ihrem Abflugpunkt auf Crossover. Rektaszension und Deklination brachten sie in die Nähe des galaktischen Äquators, eine Vierteldrehung vom Mittelpunkt der Galaxis. Vom Sol-System aus würde man die Sonne von Center in der Orion-Konstellation sehen. Sie konnte Beteigeuze, Alnitak, Rigel, Alnilam und andere helle Sterne in dieser Konstellation ausmachen. Center war von Sol aus gesehen nur ein weiterer namenloser, blasser Stern – vom Dieron-System aus gesehen ebenfalls.
Er befindet sich auf der Gefahrvollen Stiege, ermahnte die Stimme sie.
Ach, halt die Klappe, gab sie zurück, während das Schiff tiefer in das Schwerkraftfeld hinabsank.
Ihr Schiff war in der Lage, in eine Atmosphäre einzutauchen, und die Landeerlaubnis war bereits erteilt worden. Offenbar wurde es erwartet. Der Navigationscomputer ließ sie wissen, dass hier der letzte Stopp eingelegt worden war, bevor es vor neun Tagen nach Crossover aufbrach – und damit vier Tage vor dem Tod von R’se und Ch’k’te.
Man erwartete die Rückkehr, und man erwartete sie genau jetzt.
Das Schiff setzte auf der Landebahn auf, vom Terminal wurde eine Gangway herangefahren, die automatisch an der Luftschleuse festmachte.
»Und jetzt?«, fragte sie an Th’an’ya gerichtet.
Sie erwarten R’se, antwortete die, ohne Gestalt anzunehmen. Es war, als hätte sie mit der Frage bereits gerechnet. Man wird annehmen, dass Sie der esGa’uYe sind, der li Ch’k’te getötet hat.
»Und wie überzeuge ich sie
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