Bd. 3 - Der dunkle Stern
davon?«
Es gibt eine Möglichkeit, erwiderte Th’an’ya. Jackie hörte, wie in der Schleuse der Druck ausgeglichen wurde. Wenn man Sie fürchtet, wird niemand Fragen stellen. Ich werde Ihnen helfen.
Ich dachte, Fühlende machen so etwas nicht gern, gab Jackie in Gedanken zurück.
Es ist notwendig, sagte Th’an’ya, wobei kurz jene Flügelposition zu sehen war, die bei einem Zor einem Schulterzucken entsprach. Jackie musste an eine Szene auf Cicero Down denken, vor mindestens einem Jahrhundert, wie es ihr schien: ein junger Marine, der die Angst fühlte, die Ch’k’te auf ihn projizierte.
Das wird nicht funktionieren, antwortete Jackie. Sie werden es sofort durchschauen.
Sie werden sehen, was sie zu sehen erwarten, se Jackie.
Die Schleusentür glitt zur Seite, ein Mann betrat die Hauptkabine des kleinen Schiffs. Er war groß und schmal, hatte tief liegende Augen und lange Arme, und seine Kleidung schien ihm eigentlich gar nicht zu passen. Mit beiden Händen beschrieb er eine Geste, wobei sich die Daumen berührten und die anderen Finger abgespreizt wurden. Dann senkte er den Kopf.
»Würdiger«, sagte er und sah sich um, als suche er noch irgendetwas – oder irgendjemanden. »Ich bin K’na vom Neunten Stamm von E’esh. Ihre gewählte Tarnung ist … ungewöhnlich.«
Arroganz, ermahnte Th’an’ya sie.
»Meine Tarnung geht Sie nichts an«, herrschte Jackie ihn an. »Die andere war nicht länger von Nutzen.«
»Und die Gefangenen …?«
»Die gehen Sie ebenfalls nichts an.«
»Ich nehme an, sie sind an Bord, nicht wahr?« Wieder blickte sich der Mann um. »Wenn ich behilflich sein kann …«
»Der Versuch war nicht erfolgreich.«
Der Mann lächelte – recht unangenehm, wie Jackie fand –, indem er seine Zähne bleckte. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Erste Drohne H’mr darüber glücklich sein wird.«
»Ihm wird nichts anderes übrig bleiben. Die Situation entwickelte sich nicht so wie erwartet. H’mr wird das akzeptieren müssen.«
»Ich bin mir sicher, das wird er. Sie bekommen Ihre Gelegenheit, es ihm zu erklären, wenn er eintrifft.«
»Er kommt her?«
»In ein paar vx*toru « , antwortete er, wobei er in der Mitte des Wortes einen Laut von sich gab, der wie eine Mischung aus Würgen und Schlucken klang. »Ich vermute, Sie haben noch Zeit genug, um Ihr n’n’eth zu arrangieren, ehe er eintrifft. Das sollten Sie auch besser, denn H’mr kennt keine Geduld mit Versagern, wie Sie wissen. Vor allem nicht bei den N’nr -Todesbrigaden.«
Sie warf ihm einen so zornigen Blick zu, dass er sichtlich zusammenzuckte. »Die N’nr -Todesbrigaden fällen üblicherweise ihr Urteil in den eigenen Reihen«, redete sie drauflos. »Daran möchte ich Sie erinnern. Ich bin mir sicher, dass H’mr auch keine Geduld mit jemandem hat, der sich in die Angelegenheit anderer einmischt.«
Diese Bemerkung schien Wirkung zu zeigen. »Ich wollte Sie nicht beleidigen, Würdiger«, gab K’na zurück. »Ich …«
»Ich brauche eine Unterkunft, solange ich hier bin«, fiel sie ihm ins Wort. »Können Sie das erledigen, oder muss ich mir jemand anderen suchen, der fähig ist, das zu erledigen?«
Wäre der Mann ein echter Mensch gewesen, dann hätte er jetzt vor Wut eigentlich rot werden müssen. So aber äußerte sich jegliche Verärgerung ausschließlich in der Stimme.
»Nein, Würdiger«, zischte er. »Ich werde es arrangieren.« K’na wiederholte die anfängliche Geste, dann wandte er sich ab und ging zur Luftschleuse. Einmal sah er kurz über die Schulter, als wolle er noch irgendetwas anfügen, überlegte es sich jedoch anders und schlich vom Schiff.
Als er gegangen war, atmete Jackie lange aus und suchte an der nächsten Wand Halt. »Ich habe mir ihn zum Feind gemacht«, sagte sie.
Wenn ich mich nicht irre, se Jackie, gab Th’an’ya zurück, dann haben Sie sich niemanden zum Feind gemacht, der von Bedeutung ist. Wichtiger ist ohnehin, dass er glaubte, Sie seien R’se.
»Für den Augenblick.«
So wird die Gefahrvolle Stiege bezwungen: Stufe für Stufe.
»Danke, dass Sie mich daran erinnern.«
»se Admiral.«
Hsien hatte die Augen geschlossen, doch er spürte, wie er unwillkürlich die Nase rümpfte, da er einen schwachen antiseptischen Geruch wahrnahm, unter den sich etwas Moschusartiges, Stechendes mischte. Doch selbst das Pränomen vor seinem Dienstgrad – das verriet, dass ein Zor ihn angesprochen hatte – konnte ihn nicht auf das vorbereiten, was er zu sehen bekam, als er
Weitere Kostenlose Bücher