Bd. 3 - Der dunkle Stern
antwortete die Konsulin und setzte sich an ihren Schreibtisch, auf dem sich Dokumente stapelten. »Ich kann dir allerdings etwas zu trinken anbieten, Hansie.«
»Nein, schon gut«, gab er zurück und nahm ihr gegenüber Platz. Er wirkte nervös. »Dann stimmt es also.«
»Was stimmt?«
»Das Imperium zieht sich zurück von Cle’eru.«
»So würde ich das nicht formulieren. Es geht mehr darum, zum Kriegsstatus zu wechseln.«
»›Kriegsstatus‹? Und gegen wen führen wir Krieg?«
»Du weißt, ich kann nicht …«
»Ann, meine Liebe«, unterbrach Hansie sie. »Tu mir den Gefallen und lass das Diplomatengehabe bleiben, ja? Wir kennen uns, seit du vor sechs oder sieben Jahren nach Cle’eru kamst. Und ich dachte, wir wären so lange auch schon befreundet.«
»Sechs Jahre.«
»Dann also sechs Jahre. Ich dachte, du hättest erkannt, dass ich zu den führenden Bürgern dieser Welt gehöre, und als solcher habe ich ein Recht darauf zu erfahren, welches Risiko für diese Kolonie besteht.«
»Ich schätze, das hast du.« Sie verschränkte die Hände vor sich auf dem Tisch. »Allerdings lautet mein Befehl, keinerlei Information herauszugeben. Du willst doch nicht ernsthaft glauben, dass ich zwischen unserer langjährigen Freundschaft und meiner Pflicht gegenüber Seiner Imperialen Majestät wähle, oder, Hansie? Du müsstest nämlich wissen, wie ich mich dann entscheiden würde.«
»Ich … ich akzeptiere das, Ann. Aber wenn du Informationen bestätigst oder dementierst, die mir bekannt sind, dann würdest du doch nicht gegen deine Befehle verstoßen, da du ja nichts preisgibst, richtig?«
»Also ich …«
»Ich dachte mir, dass du es so sehen würdest«, meinte er und strahlte, als habe er eine wichtige Debatte gewonnen. »Nun, meine liebe Ann, du musst mir nichts verraten, sondern nur mit Ja oder Nein antworten. Einverstanden?«
»Ich … denke schon.« Auf diese Weise gibt er am schnellsten Ruhe, dachte sie.
»Gut.« Er nahm eine andere Sitzhaltung ein. »Wir befinden uns im Krieg, richtig?«
»Ja.«
»Und unser Gegner … ist niemand aus den Reihen des Imperiums, und es sind auch keine Raumpiraten, die jenseits unserer Grenzen lauern. Es ist jemand … nein, etwas anderes. Eine neue fremde Spezies.«
»Ja … auch wenn ich gern deine Quelle wüsste.«
»Ah.« Hansie lächelte breit. »Dann müsste ich ja etwas verraten. Darf ich weitermachen?«
»Bitte.«
»Unsere Zor-Freunde flattern ganz aufgeregt mit den Flügeln, was diese Angelegenheit angeht, und wie ich gehört habe, sollen sie davon gewusst haben, lange bevor etwas passierte.«
»Ja«, antwortete sie.
»Exzellent.« Er beugte sich vor und legte seine sorgfältig manikürten Hände auf den Schreibtisch. »Und jetzt verrat mir, meine liebe Ann: Stimmt es, dass ein Flottenoffizier, der erst vor ein paar Wochen hier war – namentlich Commodore Laperriere –, ebenfalls in diese Sache verstrickt ist?«
Diese Frage stand in keinem Zusammenhang zu dem, was er bis dahin gefragt hatte, sodass sie sich völlig überrumpelt fühlte. Sie konnte sich gut an die Frau erinnern, eine Karrierefrau, Navy … und sie arbeitete eng mit den Zor zusammen. Ann hatte mit ihr einen etwas gereizten Wortwechsel geführt.
Hansie wusste irgendetwas … aber was?
»Das ist geheim, Hansie. Ich kann darauf nicht eingehen.«
»Ich wusste es!« Er warf sich gegen die Rückenlehne. »Ich habe etwas gewittert.« Er tippte sich an die Nase. »Hat mich noch nie im Stich gelassen, meine Liebe. Also gut, dann gehen wir noch ein Stück weiter. Sogar der weise Zor S’reth ist auf und davon, mit Sack und Pack. Wir beide wissen, wie isoliert die Zor hier leben und wie stolz sie auf ihre Entwicklung da oben sind.« Er zeigte mit dem Daumen in die Luft. »S’reth war praktisch von dem Tag an hier, als diese Welt besiedelt wurde, vor über siebzig Jahren. Und jetzt sieht es so aus, als käme er nicht zurück. Und es heißt, dass S’reth nicht der einzige Zor ist, der diesen Planeten verlassen hat. Die meisten von ihnen scheinen sich auf den Weg zu ihren Kernwelten zu machen, weit weg vom Imperium. Ich weiß genau« – er klopfte mit einem Finger auf den Schreibtisch –, »dass Laperriere sich keine drei Tage vor ihrer Abreise mit S’reth getroffen hatte. Jetzt ist sie weg, und er ist auch weg. Und du gehst nun auch noch nach Hause. Etwas wird hier auf Cle’eru geschehen, richtig? Man wird uns angreifen.«
»Davon weiß ich nichts.«
»Ann, hier ist mein ganzes Leben. Alles,
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