Bd. 3 - Der dunkle Stern
das Schwert in Abwehrposition vor sich. Als sie ihren Blick der Klingenspitze folgen ließ, entdeckte sie eine weitere Gestalt, die sich ihnen näherte: ein würdevoller älterer Mann, dessen Haar an den Schläfen ergraut war. Sein Gesicht war erschreckend vertraut, die Lippen umspielte der Anflug eines Lächelns, die grauen Augen hatten einen eindringlichen Blick.
»Admiral Marais«, flüsterte sie.
»Admiral«, sagte Sergei zu dem Mann, als der sie fast erreicht hatte. »Darf ich Ihnen Jacqueline Laperriere von Dieron vorstellen, Commodore der Imperialen Navy Seiner Majestät.«
»Es ist mir ein Vergnügen.« Marais streckte seine Hand aus.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als das Schwert sinken zu lassen. Da sie nicht wusste, wohin damit, schob sie es in die Scheide, die an ihrem Gürtel hing, dann schüttelte sie dem berühmten Admiral die Hand. Die fühlte sich warm und lebendig an, obwohl Jackie wusste, dass der Mann seit über sechzig Jahren tot war.
»Ihr Ruf eilt Ihnen voraus, Sir«, erklärte Jackie, die nicht so recht wusste, was sie sagen sollte.
»Das kann ein Fluch sein, aber auch ein Segen«, erwiderte der Admiral.
Gemeinsam gingen sie weiter, Jackie in der Mitte, flankiert von Marais zu ihrer Rechten und Sergei zu ihrer Linken. »So weiß ich zum Beispiel einiges über Sie, Madam, und doch habe ich nicht das Gefühl, Sie zu kennen. Manche …« Er lächelte und blieb stehen, dann musterte er Jackie von oben bis unten, wobei es so schien, als würde er geradewegs durch sie hindurchsehen. »… manche haben bereits ein Urteil über Sie gefällt, das allein auf Ihrem bisherigen Verhalten basiert.«
»Ich wusste nicht, dass ein Verfahren gegen mich läuft.«
»Die Mission, die Ihre Aufmerksamkeit beanspruchte, während Sie hierherkamen, war eine Prüfung.« Sie gingen weiter, und Jackie bemerkte, dass sie sich einem Gebiet näherten, das in ein fahles, orangefarbenes Licht getaucht war. »Auch wenn Sie – angesichts der Umstände – Bemerkenswertes geleistet haben, sind Sie keineswegs die Erste, die das versucht. Sie sind nicht einmal der erste Mensch auf dieser Mission.«
»Anwesende inbegriffen …«
»Sie beginnen zu verstehen.« Das Licht vor ihnen wurde heller; es sah so aus, als würden sie durch einen dunklen Tunnel gehen, der auf einen weitläufigen freien Platz führte. Am Zugang dorthin stand ein Zor-Krieger mit seinem chya in der Hand, die Flügel in der Haltung der Respektvollen Herausforderung angeordnet.
Dieses chya und das Schwert an Jackies Gürtel schienen miteinander zu kommunizieren, dann senkte der Zor seine Klinge und schob sie in die Scheide.
»Kale’e m’Shan ehn HeRri’i«, sagte er und brachte seine Flügel in die Pose der Ehrerbietung gegenüber dem Krieger.
Respektvoll senkte Jackie den Kopf.
»Sie müssen Commodore Laperriere sein.« Trotz seiner andersartigen Sprechwerkzeuge beherrschte der ältere Zor ihren Namen so gut, als hätte er ihn geübt.
»si Kale’e starb in einer Schlacht während des Krieges«, erläuterte Admiral Marais. »Er war der Letzte des Volks, der Qu’us Schwert trug. Als ich einige Tage später mit dem Hohen Lord zusammentraf, überreichte hi’i Sse’e mir das Schwert, anstatt es einem anderen zuzuerkennen.«
»Und nun wird es Ihnen zuerkannt«, sagte Kale’e. »Sie werden der neue Gyaryu’har sein.«
Jackie sah von Sergei zu Marais und dann zu Kale’e. Die Flügelhaltung des Zor und die ernsten Mienen der beiden Menschen bestätigten, was Kale’e so unverblümt ausgesprochen hatte.
»Einen Augenblick. Ich weiß, wie diese Legende endet, aber ich bin noch nicht bereit, mich vom Leben zu verabschieden. Und ich habe auch nicht vor, einen anderen Job zu übernehmen. Außerdem gebührt Ihnen dieser Titel«, fügte sie an Sergei gerichtet an.
»Gebührte. Ich bin alt, se Jackie. Meine Vorgänger sind alle tot, auch wenn ein Teil ihres hsi noch hier ist. Sogar das hsi des Admirals, obwohl er ein Mensch ist.«
»Ich dachte, das hsi kehrt zu esLi zurück, wenn der Eigentümer stirbt.«
»Nicht immer, se Jackie.«
Jackie drehte sich um und sah, wie Th’an’ya aus der Dunkelheit heraustrat. Die Menschen und der andere Zor schienen sie wiederzuerkennen, und es wirkte nicht so, als seien sie überrascht, sie hier zu sehen. »So habe beispielsweise auch ich nicht mein ganzes hsi an esLis Goldenes Licht übergeben, da es benötigt wurde, um Ihnen bei Ihrer Suche zu helfen.« Dann fügte sie an, als würde sie auf Jackies noch gar
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