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be-coming

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Titel: be-coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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Phil! Er war direkt von mir. Sein Gesicht, nur verschwommen, aber ich konnte es erkennen! Dann wurde ich mit einer unvorstellbaren Kraft mitgerissen, verlor völlig die Orientierung. Überall kaltes, salziges Wasser, füllte meine Lungen, brannte in meinen Augen. Ich wusste nicht mehr, wo unten und oben war, die Kraft, das Gewicht des Wassers hielt mich unten. Ich geriet in Panik, schlug wie wild mit den Armen, versuchte an die Oberfläche zu gelangen – zu atmen. Eisige Angst zerrte an meinem Verstand. Ich kämpfte. Doch ich verlor. Nacht umgab mich – das Fühlen war vorbei.
     
    Ich kam wieder zu mir, als mich jemand heftig schlug. Ich lag am Strand, mir war kalt – es war noch immer dunkel. Jemand drehte mich auf die Seite, und ich hustete und kotzte literweise Salzwasser aus.
    »Mein Gott, wie viel Wasser ist denn noch in dir drin?« Ich erkannte Falks Stimme.
    Er schob seinen Arm unter meinen Brustkorb und hob mich ein wenig an. Ich keuchte, Wasser lief mir aus Mund und Nase, jeder gequälte Atemzug brannte erbärmlich. Falk ließ mich wieder auf den Boden sinken und legte sich für einen Moment neben mich. Erst jetzt bemerkte ich, dass auch er völlig außer Atem war.
    »Ich kann mir das wohl sparen, zu fragen, warum du das gemacht hast, oder?« fragte er keuchend.
    Ich antwortete nicht, krümmte mich stattdessen in fötaler Haltung zusammen und winselte leise.
    »Komm schon, hör auf zu heulen. Du hast es ja überlebt«, sagte er rau. Ich spürte, dass er genauso erschrocken war wie ich – aber auch wütend. Schwankend kam Falk auf die Beine. Er beugte sich zu mir herunter und fasste mich unter den Armen. »Los, hoch mit dir.«
    Stöhnend ließ ich mich von ihm auf die Beine zerren. Jeder Muskel, jede Faser meines Körpers rebellierte. Er schlang einen Arm um meine Hüfte, und ich bemerkte sein Zittern.
    Ungeachtet dessen schleifte er mich mit erstaunlicher Kraft zurück zur Hütte.
    Auch ich zitterte mittlerweile heftig, bebte geradezu. Meine Zähne klapperten aufeinander.
    Mit dem Fuß stieß Falk die Tür auf und schob mich vor sich her, hinein in die willkommene Wärme.
    Phil sah von seinem Laptop auf und starrte uns an. Phils Anblick erschreckte mich. Warum hatte ich ihn gesehen, kurz bevor die Welle mich mitgerissen hatte? Was hatte das zu bedeuten? Er war nicht wirklich dort draußen gewesen – aber ich hatte sein Gesicht ganz deutlich erkannt.
    »Ist es heute Abend nicht ein bisschen kalt zum Schwimmen?«
    Falk brachte ein schiefes Grinsen zustande. »Nein, das Wasser war ganz wunderbar.« Rasch entledigte er sich seiner durchnässten Kleidung.
    Ich stand nur da, leise schluchzend, konnte mich vor Schreck und vor Kälte überhaupt nicht rühren.
    Falk kam aus dem Schlafzimmer zurück. Er hatte sich eine trockene Jeans und ein Sweatshirt angezogen und trug ein großes Badehandtuch über dem Arm.
    Entschlossen begann er, mich auszuziehen, was sehr mühsam war, da die nassen Sachen an meinem Körper klebten wie festgeleimt. Ich ließ die Prozedur über mich ergehen wie eine Puppe.
    »Cieran, hör schon auf zu heulen«, sagte Falk leise und eindringlich. Er schlang mir das große Handtuch um die Schultern und frottierte meine kalte Haut, bis sie rot wurde.
    »Setz dich dorthin«, sagte Falk und drückte mich in einen der Sessel. »Ich mach dir erst einmal einen Tee.«
    Ich nickte schwach. Meine Beine waren wie Wackelpudding. Falk setzte Wasser auf und brachte mir eine Decke, in die er mich einwickelte wie ein kleines Kind.
    Langsam, ganz langsam kehrte das Leben und damit auch die Wärme in meinen Körper zurück.
    Phil betrachtete mich nachdenklich. »Ich dachte, du kannst schwimmen.«
    »Haha«, entgegnete ich unwillig und ließ auch die Füße unter der Decke verschwinden. Ich fühlte mich wie gerädert.
    Falk brachte mir den Tee. Ich umschloss die große, blaue Tasse mit beiden Händen und versuchte, nichts zu verschütten. Doch Falk nahm sie mir, nachdem ich den ersten Schluck genommen hatte, wieder aus den Händen und stellte sie vor mir auf den Tisch.
    Plötzlich lachte Phil auf. »Das Meer ist unberechenbar.«
    Ich wusste nicht, was daran so komisch war. Auch Falk starrte ihn erstaunt an. Was er damit meinte, wurde mir erst viel später klar, sehr viel später...
    Falk brachte mich zunächst ins Badezimmer und dann ins Bett, das Phil für uns freigemacht hatte. Erst jetzt bemerkte ich, wie sehr mein Kreislauf von der ganzen Geschichte in Mitleidenschaft gezogen war. Ich stützte mich schwer

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