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be-coming

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Titel: be-coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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Hirn aufgeweicht. Das musste es sein. Ich versuchte, die ganze Situation zu rationalisieren.
    »Aber du glaubst doch nicht, dass die Sache erledigt ist, wenn du Parker umbringst?!«
    Er schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, das wäre wirklich zu einfach. Ich muss vorher noch herausbekommen, wer Parkers Kronprinz ist. Wen ich ausschalten muss, damit die komplette Agency lahmgelegt ist. Denn die Agency ist Parkers Baby, soviel weiß ich bereits.«
    Ich ließ mich gegen die Stuhllehne zurücksinken. Das Wort Dämon schwirrte in meinem Kopf, summte wie eine lästige Fliege. Phil, Kisin, Zúpay ... Wahrscheinlich träumte ich diesen Mist nur. Ja, das schien mir die einzig akzeptable Erklärung. Ich träumte. Gut.
    Phil grinste spöttisch. Er zog sein T-Shirt über den Kopf und löste die Bandage, die straff um seinen Oberkörper gewickelt war.
    »Was tust du da?« fragte ich, obwohl ich ja wusste, dass ich träumte.
    »Die Wunde ist verheilt – nur ein kleiner Beweis, dass ich nicht lüge.«
    Er ließ die Bandage zu Boden fallen, eine boshafte, weiße Schlange, die nur darauf wartete, mich anzugreifen.
    Rosiges Narbengewebe verschloss die Einschussstelle, die noch gestern Abend mit Fäden zusammengehalten wurde.
    »Wo sind die Fäden?« fragte ich fasziniert.
    Phil deutete mit einer lässigen Handbewegung auf die am Boden liegende Bandage.
    »Hat mein Körper abgestoßen, als er sie nicht mehr brauchte. Verstehst du das nicht? – Kisin wird immer stärker in mir. Er hat die Kraft, meinen Körper zu heilen. Ich bin nur ein paar Tage zu früh angeschossen worden. Jetzt müsste ich wahrscheinlich nicht einmal mehr ins Krankenhaus.«
    »Aha«, sagte ich, nicht besonders geistreich. »Dann war ich wohl eben in der Unterwelt , was?«
    Ich konnte meine Ungläubigkeit nur schwer verbergen.
    Phil lachte auf. »Unterwelt? Nein, wohl eher der Dienstboteneingang. Ein Irgendwo-dazwischen , eine Art Treffpunkt vielleicht. Die Unterwelt ist nicht für Menschen bestimmt.«
    »Willst du damit sagen, dass du kein Mensch mehr bist?« Ich bemerkte, dass ich immer mehr von meiner Vorstellung, dass dies alles nur ein Traum sein könnte, Abstand nahm. Nervös zündete ich mir eine Zigarette an. Sie zitterte zwischen meinen Fingern.
    Nachdenklich runzelte er die Stirn. »Menschlich schon, aber kein Mensch. Jetzt nicht mehr. Meine Umwandlung hat allerdings schon vor zwei Jahren begonnen.«
    Ich stand auf und begann, unruhig durch den Raum zu tigern. Alles in mir sträubte sich dagegen, ihm zu glauben. Das war alles Quatsch, er wollte mich verarschen. Ein »zweites Gesicht« ließ ich mir ja noch gefallen, aber Dämonen ... Vor zwei Jahren ...
    Das war die Zeit, in der Ste gezwungen wurde, seine Ermittlungen abzubrechen. Die Vorgänge, die er hätte aufdecken können, waren hochbrisant gewesen – und sie hatten auch Phil betroffen.
    Phil erriet meine Gedanken – oder konnte er sie lesen?
    »Sie hatten mich in die Enge getrieben, Steven wühlte von der einen Seite im Dreck herum, die DEA und die Agency, von der ich damals allerdings nichts wusste, von der anderen. Ich saß echt in der Scheiße, war zu oft auf Koks und vor allem zu sehr mit mir beschäftigt. Mein Vater war recht plötzlich abgetreten – ich hatte zu wenig Erfahrung. Verdammt, es ging darum, ein ganzes Syndikat unter Kontrolle zu behalten! – Eines Tages stand ein Schwarzer vor meiner Tür und sagte, er sei gekommen, um mir aus dem ganzen Schlamassel rauszuhelfen. Er war unwirklich schön, sehr groß, mit pechschwarzen Augen. Ich hätte sein Alter nicht schätzen können, er war irgendwie alterslos. Na gut, dachte ich, auch wenn er mir nicht helfen konnte, gegen ein kleines Abenteuer hatte ich nichts einzuwenden.« Phil lächelte jetzt. »Du siehst, wie ich zu der Zeit drauf war. Es ging um mein Leben, und ich dachte an Sex. Erst einige Zeit später erfuhr ich, dass er der Guédé Nibo war, ein Dämon aus dem Bereich, den ihr Voodoo nennt.«
    Mit zu viel Kraft ermordete ich die Zigarette im Aschenbecher und presste meine kühlen Handflächen gegen meine Schläfen.
    »Du wolltest es doch wissen, oder hast du deine Meinung inzwischen geändert?«
    Ich schüttelte irritiert den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, von was du da sprichst!«
    »Ich habe dir gleich gesagt, dass du das nicht verstehen wirst. Du bist viel zu realitätsbezogen, oder hast du dich jemals mit Okkultismus oder Magie befasst?«
    »Nein ... ich glaube ja nicht einmal an Gott.«
    Phil grinste wieder. »Ehrlich

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