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be-coming

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Titel: be-coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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gesagt, will ich dir gar nicht mehr erklären, Falk. Ich weiß nicht, ob du das alles verkraftest.«
    »Es interessiert mich aber ungemein.«
    Ich sah, wie Phil gedankenverloren mit dem großen Amulett spielte.
    »Kisin und ich sind eine Symbiose eingegangen. Wir sind völlig ineinander verwoben – es gibt keine Möglichkeit mehr, uns zu trennen. Ich kann nicht unterscheiden, ob es Kisin ist, der bestimmte Dinge will, oder Phil. Ich bin beides – und doch nicht im geringsten geteilt. Verstehst du, was ich meine?«
    Ich zuckte etwas hilflos mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Es ist schwer vorstellbar. Aber es hört sich nach Borderline oder Schizophrenie an ...«
    »Falk! Ich bin doch nicht krank! – Du hast doch bestimmt schon Bilder von Leuten gesehen, die besessen waren, oder von denen man das behauptet hat. – Das meiste davon hat nicht das Mindeste mit Besessenheit zu tun! Sogar epileptische Anfälle oder Geisteskrankheiten wurden lange Zeit als Besessenheit behandelt. Aber es gibt sie, Besessene, die auf einmal die Kontrolle über ihr Selbst verlieren, zucken, sich auf den Boden werfen, obszöne Bewegungen machen.« Er grinste. »Letztere sind vor allem die von Nibo und seinen Jüngern Besessenen. Aber das nur nebenbei. All diese Erscheinungen, und warum? Weil der Dämon den Körper nicht übernehmen kann. Er ist zu schwach, und sein Kampf gegen die Seele äußert sich eben so.«
    »Und du hast nicht gekämpft«, stellte ich fest.
    Er lächelte. »Warum sollte ich? Ich habe es gewollt.« Er senkte die Stimme. »Jetzt bin ich kein Mensch  mehr – ich bin unsterblich.«
    Unsterblich – klar!
    »Und Nibo? Ist er schwächer als du? Oder warum kann er keinen menschlichen Körper übernehmen?«
    Phil lachte laut auf. »Nibo hat einen Körper, den er um sich ziehen und genauso schnell fortstoßen kann. Dieses Theater, diese zuckenden Menschenleiber ... das alles macht er, weil er Spaß daran hat. Er will keinen dieser Menschen besitzen. Er ist sehr mächtig.«
    Ich glaubte ihm irgendwie immer noch nicht. Er wusste das und lächelte mich an.
    »Warum ...«, ich brach meine Frage ab, denn Cieran betrat den Raum. Er trug nur eine Shorts, denn er war am Wasser gewesen. Den kleinen Zwischenfall von vor zwei Tagen hatte er erstaunlich gut weggesteckt. Nicht mal einen Schnupfen hatte er bekommen.
    Phil und ich verständigten uns ohne Worte. Er sollte nichts davon erfahren.
    »Was ist los?« fragte er verwundert, als er meinen Gesichtsausdruck sah.
    Ich schüttelte meine Erstarrung ab. »Nichts, Cieran.«
    Er kam zu mir herüber, und ich legte den Arm um seine Schultern. Zärtlich küsste ich ihn auf die Schläfe. Er schmeckte nach Salzwasser.
    Ich spürte, wie er sich anspannte. Ahnte er, daß Phil und ich etwas verbargen? Wie lange konnte dieses Versteckspiel überhaupt funktionieren? Er wusste doch bereits, dass etwas nicht stimmte. Würde Phil sich auch äußerlich wandeln – mutieren? Meine Gedanken rasten wie in einer defekten Achterbahn.
    Cieran sah mich von der Seite an. »Hab’ ich irgendwas verpasst?«
    Phil schüttelte energisch den Kopf. »Ich will dich nicht in Sachen verstricken, mit denen du bisher auch keinen Kontakt hattest.« Er spielte eindeutig auf seine kriminellen Aktivitäten an.
    Cieran gab sich mit dieser Antwort zufrieden. Zumindest dachte ich das. Woher hätte ich wissen sollen, dass Cieran nur zurückgekommen war, weil er Phils »kleine Demonstration« gespürt hatte?
     

34
    CIERAN
     
    Als ich mich abgetrocknet und umgezogen hatte, kehrte ich ins Wohnzimmer zurück und sah, dass Phil ausnahmsweise mal nicht vor seinem Laptop saß. Das war meine Chance – der Gedanke kribbelte schon die ganze Zeit in meinem Kopf.
    »Darf ich an deinen Computer?« fragte ich.
    Phil zuckte mit den Schultern. »Was bekomme ich dafür?« Er klang lauernd.
    Ich sah ihn unsicher an. »Was willst du denn?«
    »Einen deiner schockierenden Küsse ...«
    Er winkte mich zu sich heran. Langsam kam ich seiner Aufforderung nach. Es war ein Gefühl, als träte ich ganz nah an einen steilen Abgrund heran und müsste in die Tiefe schauen.
    »Warum sagst du das?« fragte ich leise.
    »Dass deine Küsse schockierend sind?« Phil grinste mich breit an. »Weil ich niemanden kenne, der so intensiv küsst wie du.«
    Er klopfte mit einer Hand auf seinen Oberschenkel. »Setz dich hier her.«
    Ich setzte mich auf seinen Schoß wie ein Kind, das Gesicht ihm zugewandt. Seine Hände umfassten meinen Nacken, er zog mich zu sich

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