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be-coming

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Titel: be-coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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offen an. »So etwas würde ich mir doch nicht entgehen lassen.«
    Ich hatte ihn nicht bemerkt, war so in Cieran vertieft gewesen. Er musste sich in den Flur zurückgezogen haben, als ich das Schlafzimmer verlassen hatte.
    »Du machst einen ziemlich fertigen Eindruck.«
    Er ließ mich nicht aus den Augen, als ich mit wackligen Beinen aufstand.
    »Es wächst mir über den Kopf«, sagte ich leise. »Ich kann nicht mehr ...«
    Er trat einen Schritt auf mich zu, legte den Arm um meine Taille. »Weil du verliebt bist, Falk. – Aber du wehrst dich noch dagegen.«
    »Ich bin es einfach nicht gewöhnt, dass mir jemand so viel Zuneigung entgegenbringt wie Cieran.« Ich seufzte.
    Phil ließ mich los und lehnte sich elegant gegen den Schrank. »Treib’s nicht so heftig mit ihm, Falk. Du bist ein bisschen zu herzhaft, würde ich sagen. Du willst ihn quälen, weil er dich verunsichert. Beherrsch’ dich ein wenig – Cieran kann nicht nachvollziehen, warum du so grob zu ihm bist.«
    »Aber er ist scharf darauf«, wandte ich ein.
    Phil schüttelte etwas unwillig den Kopf. Seine gerunzelte Stirn verriet mir, dass er angestrengt über die ganze Sache nachdachte. »Du weißt doch, wie diese Jungs sind: Cieran ist noch kein Mann – er kennt nicht einmal alle Dinge, die ihm Spaß machen ...«
    Nachdenklich betrachtete er mich; als ich mich abwandte, bohrten sich seine Augen in meinen Rücken.
    »Das ist noch nicht alles, oder?«
    Ich ließ die Schultern hängen, starrte aus dem Fenster. »Nein.«
    Tausend Gedanken schossen gleichzeitig durch meinen Kopf, mir wurde ein wenig schwindelig. Eine merkwürdige Leere breitete sich in mir aus, ein heißer Schauder strich über mich hinweg. Die kleinen Härchen in meinem Nacken stellten sich auf. Ich war auf einmal seltsam hilflos, spürte ein drängendes Suchen, die Berührung eines anderen Geistes. Phil . Er las meine Gedanken, las in mir wie in einem Buch.
    Ich erstarrte, mir wurde kalt. Ruckartig drehte ich mich um, und Phil entließ mich aus seiner geistigen Umklammerung. Seine Haltung hatte sich nicht verändert: Noch immer stand er an die Schranktür gelehnt, mit der ihm eigenen Eleganz.
    »Tut mir leid«, entschuldigte er sich lächelnd. »Es ging schneller, als dir alles mühsam zu entlocken.«
    Ich sah ihn gequält an. »Die Sache mit Nibo ...« Ich räusperte mich, mein Hals war unangenehm trocken. »Das habe ich doch nicht nur geträumt, oder?«
    Phil schüttelte den Kopf. »Kein Traum – aber auch nicht die Realität. Ich kann dich nicht davor schützen, Falk.«
    »Mein Gott, reicht denn der Ärger, den wir bisher haben, noch nicht aus?« fragte ich ungehalten. »Ich habe wirklich keine Lust, noch einmal so etwas wie letzte Nacht mitzumachen!«

41
    CIERAN
     
    Phil nahm gerade eine Dose Bier aus dem Kühlschrank, als ich in die Küche trat. Er drehte sich nicht zu mir um, offensichtlich hatte er mich am Schritt erkannt.
    »Hi, Cieran.«
    Ich setzte mich vorsichtig auf den kleinen Holztisch und wartete, bis er die Dose geöffnet hatte. Mein Hintern brannte noch heftig, eigentlich war jede Bewegung sehr schmerzhaft – aber ich hatte es ja so gewollt. Ich war ehrlich genug, mir das einzugestehen.
    »Alles in Ordnung mit dir?« fragte er grinsend und drehte sich zur mir um.
    Ich wurde rot und sah sofort zu Boden. »Hm.«
    »Willst du auch eine?« fragte er. 
    Ich nickte, nahm seine bereits geöffnete Dose entgegen und sah ihm zu, wie er sich eine weitere aus dem Kühlschrank nahm. Er öffnete auch diese mit einem kurzen Zischen.
    »Was ist?«
    Ich zuckte erschrocken zusammen. Warum fühlte ich mich in seiner Gegenwart nur immer so unwohl? Ich räusperte mich entschlossen.
    »Sag mal, Phil, wie viele Leute hast du schon umgebracht?«
    Überrascht sah Phil mich an. »Meinst du, ich persönlich? Wie viele Leute ich selbst umgebracht habe?«
    Ich nickte unsicher. War mir plötzlich bewusst, wie heikel die Frage war, die ich gestellt hatte.
    Seine Augen durchbohrten mich. »Soll ich dir mal was sagen, Cieran? – Ich weiß es nicht mehr.«
    Verblüfft starrte ich ihn an. Das konnte ich nicht glauben.
    »Ich war vierzehn, als ich den ersten Mann umbrachte. Mein Vater nahm mich mit zu einem Erschießungskommando. Es waren drei seiner eigenen Leute, die versucht hatten, ihn zu hintergehen. Ich war heiß darauf, mitzukommen. Das gebe ich zu. Mein Vater nahm einem seiner Männer die Knarre ab und gab sie mir. Sie war kalt und schwer.«
    Er versank für einen Moment in seinen

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