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BE (German Edition)

BE (German Edition)

Titel: BE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Eichinger
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passieren sollte. Wie sollte dieser Film überhaupt finanziert werden ohne einen großen Produzenten wie Lebovici? Die Lösung, die man sich ausdachte, war eine internationale Co-Produktion unter der Leitung eines weiteren großen Produzenten der französischen Filmindustrie: Alexandre Mnouchkine. Mnouchkine war ein Mann, den Bernd sehr bewunderte: Geboren in Sankt Petersburg als Kind jüdischer Eltern, hatte er schon in den dreißiger Jahren als Produzent französischer Filme gearbeitet und war während des Zweiten Weltkriegs in den französischen Widerstand untergetaucht, um für die Befreiung Frankreichs von den Nazis zu kämpfen. Nach einer Zusammenarbeit mit Jean Cocteau begann er in den Sechzigern mit großem kommerziellem Erfolg Filme mit Jean-Paul Belmondo zu produzieren. Immer wieder gelang es ihm, eine Brücke zwischen Popularität und dem Autorenkino zu schlagen.
    Bernd und Herman kannten Mnouchkine von dem Belmondo-Film »Der Profi«, den Mnouchkine produziert und die Constantin verliehen hatte. Zusammen besuchten sie Mnouchkine in Paris, um sich anzuschauen, in welchem Stadium sich das Filmprojekt »Der Name der Rose« befand und um zu beratschlagen, wie man am besten vorgehen sollte, und ob es Sinn hatte, wenn Bernd als Co-Produzent einstiege. Zu diesem Zeitpunkt stand schon fest, dass Jean-Jacques Annaud Regie führen sollte. Bernd war von der Wahl begeistert, denn er kannte Annaud von »Am Anfang war das Feuer«, den Bernd mit großem Erfolg verliehen hatte. Annaud war jemand, der vollkommen in eine Materie einstieg, wenn er einen Film darüber machte, jemand, der die Geschichte und Welt seines jeweiligen Films komplett verinnerlichte. Er war der ideale Regisseur für diesen Ausflug ins Mittelalter.
    Mnouchkine jedoch warnte Annaud vor Bernd. Wenn Annaud den Film mit Bernd als federführendem Produzenten machen wollte, würde Annaud monatelang in München leben müssen. Er würde teilweise in Deutschland drehen müssen, mit deutschen Schauspielern und einer teilweise deutschen Crew. Mnouchkine sah dies als einen großen Nachteil, doch Annaud – der Bernd und München kannte – war genau vom Gegenteil überzeugt. »Ich wollte lieber einen enthusiastischen, jungen Produzenten als Partner haben als einen ehrwürdigen Bedenkenträger. Warum sollte ich nicht in Deutschland drehen?«, so Annaud. Er ließ sich auch dann nicht abschrecken, als Bernd und Herman nach Paris kamen und in Mnouchkines Büro das riesige Modell des Klosters begutachteten, das Annaud bauen lassen wollte. Bernds erste Reaktion: »Also die Hälfte von dem Modell könnt ihr vergessen …« Bernd und Annaud wurden ein eingeschworenes Team. Jean-Jacques Annaud erzählte mir dazu:
     
    Bernd hatte genau die richtige Mischung von Leidenschaft und Wahnsinn, die ein guter Produzent braucht. Wir hatten nie Streit. Wenn wir unterschiedlicher Ansicht waren, dann haben wir immer eine Lösung gefunden. Ich wusste von Anfang an, dass wir denselben Film machen wollten. Darauf konnte ich mich absolut verlassen. Das ist extrem wichtig in der Zusammenarbeit zwischen Produzent und Regisseur – dass man eine identische Vorstellung davon hat, wie der Film werden soll. Und dass einem bei der Verwirklichung dieser Vorstellung niemals das Ego im Weg steht. Beim Filmemachen, und ganz besonders bei der Zusammenarbeit zwischen Produzent und Regisseur, darf es nicht ums Ego gehen. Das Ego muss hinter dem Film verschwinden.
     
    Nachdem Bernd in das Projekt eingestiegen war, ging es darum, ein amerikanisches Studio zu finden, das den Film mitfinanzieren würde. Ohne US-Studio würde er das Budget nicht stemmen können. Ein Horrorszenario wie bei »Die unendliche Geschichte«, dass er die Dreharbeiten ohne ein Studio beginnen musste, wollte Bernd auf jeden Fall vermeiden. Bernd fuhr also mit Annaud und Mnouchkine nach Los Angeles. Dort fand ein Treffen mit Larry Gordon, dem damaligen Präsidenten von 20th Century Fox statt, an das sich Bernd für immer mit Schrecken erinnern würde. Man saß in Larry Gordons Büro: Gordon, Annaud, Bernd und Mnouchkine, der große weißbärtige Herr des französischen Kinos. Gordon konnte mit »Der Name der Rose« nichts anfangen. Mönche in Kutten, die ein Problem mit dem Lachen hatten und über Aristoteles diskutierten, waren für den Mann, der mit Actionfilmen wie »Stirb langsam«, »Predator« und »Lara Croft: Tomb Raider« später noch in die Filmgeschichte eingehen würde, kompletter Quatsch. Und nicht nur das. Den

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