BE (German Edition)
italienischen Zeitungen besorgen und für ihn übersetzen. Er fragte mich dann: »Na, in welcher Position hab ich sie denn letzte Nacht gefickt?« Unsere Kostümbildnerin Gabriella Pesucci, eine sehr talentierte Person, hatte nämlich einen Sprung in der Schüssel und redete gerne mit der Boulevard-Presse. Es war höchst amüsant.
Sean Connery war natürlich kein sanftes Kätzchen, aber er war auch nicht der Wüterich, als den man ihn angekündigt hatte. Es kam in der Tat vor, dass er am Set seine Contenance verlor, aber Jean-Jacques Annaud war verständig genug, ihn einfach brüllen zu lassen. Wenn er dann genug gebrüllt hatte, konnte es weitergehen, so als wäre nichts gewesen. Wesentlich schwieriger gestaltete sich das Verhältnis zu F. Murray Abraham, der (laut Anna Gross) nur mit seinem Oscar im Gepäck reiste. Die Tatsache, dass nicht er, der Oscargewinner, sondern Sean Connery, in seinen Augen ein abgehalfterter B-Schauspieler, die Hauptrolle spielte, war F. Murray Abraham ein Dorn im Auge. An seinem vorletzten Drehtag erschien er nicht am Set. Man wartete und, so Jean-Jacques Annaud, rief schließlich Murrays Fahrer an, wo der Schauspieler denn stecke. Abraham sei gerade beim Einkaufen, erklärte der Fahrer, und er wisse auch nicht, was er tun solle. Der Schauspieler ließe sich einfach nicht dazu bewegen, ans Set zu kommen. Annaud und Bernd waren außer sich! Schließlich erschien Abraham doch noch am Set in der festen Annahme, dass die Produktion gegen ihn machtlos war, schließlich war seine Rolle schon fast abgedreht. Was sollte Bernd schon tun? Ihn feuern und den Film noch einmal von vorne drehen?
Bernd schaute F. Murray Abraham ganz gelassen an. Es sei überhaupt nicht schlimm, dass er sich so verspätet habe. Bernd habe nämlich in Abrahams Vertrag nachgeschaut. In dem stand, dass wenn der Schauspieler aus eigenem Verschulden erheblich den Drehplan durcheinanderbringen würde, die Produktion das Recht hatte, die verbleibenden Drehtage Abrahams so umzulegen, dass der Produktion keine weiteren Schwierigkeiten entstehen würden. Außerdem würde F. Murray Abraham bis dahin selbst für seine Kost und Logis aufkommen müssen. Und weil das vom Drehplan her nun einmal nicht anders ging, habe er, Bernd, sich entschieden, F. Murray Abrahams verbleibenden Drehtage ganz an das Ende der Dreharbeiten zu schieben. Abraham blieb also, sehr zur Genugtuung Jean-Jacques Annauds, nichts anderes übrig, als auf eigene Kosten in Rom auszuharren und das Ende der Dreharbeiten abzuwarten. Vertrag ist Vertrag.
Eine weitere interessante Darstellerkonstellation war die zwischen Christian Slater und der »Rose«, Valentina Vargas. Schon während der Probeaufnahmen für die Rolle des Mädchens verliebte sich Christian Slater unsterblich in Valentina. Diese, so Jean-Jacques Annaud, sei eine atemberaubende Erscheinung gewesen, denn einerseits habe sie etwas sehr Unschuldiges ausgestrahlt, andererseits aber auch eine unwiderstehliche Erotik besessen. Es standen noch zwei weitere Mädchen zur Auswahl, aber Christian Slaters Gefühle für Valentina waren unmissverständlich. Annaud, für den eine solche Chemie zwischen Darstellern ein Himmelsgeschenk war, brauchte daher keine Sekunde zu überlegen und entschied sich für Valentina. Für die Szene, in der Adson von der »Rose« entjungfert wird, schickte Annaud alle bis auf ein winziges Team von drei oder vier Leuten vom Set.
Mir war bewusst, dass Christian noch Jungfrau war und noch nie mit einer Frau intim gewesen war. Er wollte natürlich wissen, was in dieser Szene passieren würde und vor allem wollte er mit Valentina vorher darüber sprechen. Aber ich gab Valentina strenge Anweisungen, Christian nichts zu verraten. Als dann die Kamera lief und Christian und Valentina sich in den Armen hielten und Christians Körper bebte, war es dann auch genau dieser magische Moment: der Moment, wenn ein Mann zum ersten Mal eine Frau berührt.
Später sollte Christian Slater Höllenqualen erleiden, als Andrew Birkin ihm die schöne Valentina ausspannte. »Er hat verzweifelt gegen ihre Hotelzimmertür gehämmert. Irgendwann schlief er vor ihrer Tür auf dem Flurboden ein. Niemand konnte ihn dazu bewegen, zurück in sein Zimmer zu gehen. Anna Gross hatte solches Mitleid mit ihm, sie deckte ihn mit einer Wolldecke zu«, so Annaud.
Schließlich war »Der Name der Rose« abgedreht. Christian Slater war zum Mann geworden. Sean Connery hatte trotz Mönchskutte seine Virilität
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