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BE (German Edition)

BE (German Edition)

Titel: BE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Eichinger
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Czapsky. Das sei zwar kein Kameramann, sondern »nur« ein Oberbeleuchter, aber der könnte das richtige Licht machen. Schließlich gingen Bernd und Uli das Wagnis ein und heuerten einen Oberbeleuchter als Kameramann an. Jemand, der noch nie die Kamera bei einem großen Film gemacht hatte. Czapsky machte seinen Job gut. Er schuf einen Look, der richtungsweisend werden sollte. Dass Czapsky gut mit Dunkelheit umgehen konnte, fiel vor allem einem auf: Hollywoods Lord of Darkness , Tim Burton. Nachdem er »Letzte Ausfahrt Brooklyn« gesehen hatte, holte sich Burton Czapsky für »Edward mit den Scherenhänden« und drehte mit ihm auch »Batmans Rückkehr« und »Ed Wood«.
     
    Die Dreharbeiten konnten losgehen. Am Abend vorher gab es eine Warm-up-Party in einem italienischen Restaurant in Manhattan. Wie immer mit viel Wodka. Alle waren dabei: Bernd, Uli Edel, Jennifer Jason Leigh, Stephen Lang. Bernd wollte noch einmal einen Toast auf Uli aussprechen. Dumm war daran nur, dass Bernd dabei das Glas aus den Augen verlor. Bernd und Ulis Gläser schlugen mit voller Wucht aneinander und zerbrachen. Bernds Arm schnellte weiter nach vorne, und er rammte mit dem zerbrochenen Glas in der Hand in Ulis Unterarm. Bernd schaute verdutzt auf Ulis Arm, in dem nun sein Glas steckte. Innerhalb kürzester Zeit färbte Ulis Blut das weiße Tischtuch vor ihm dunkelrot. Alle sprangen auf. Drückten Uli Tischtücher von den Nachbartischen auf die Wunde. Alle waren viel zu betrunken, um klar zu denken und einen Krankenwagen zu rufen. Schließlich hatte Reinhard Klooss, der das »Making-of« zum Film drehen sollte, noch die Geistesgegenwart, seinen Gürtel abzuschnallen und ihn Uli um den Oberarm zu binden. Klooss und Anna Gross brachten Uli hinaus auf die Straße. Kein Taxi wollte den stark blutenden Uli mitnehmen. Irgendwann erbarmte sich ein Taxifahrer des riesigen Trinkgeldes, das Anna Gross ihm bot. Das Krankenhaus, in dem Uli landete, war in einem desolaten Zustand und unterbesetzt. Dies führte dazu, dass Reinhard Klooss mit in den Operationssaal gehen und assistieren musste. Uli lag auf dem Operationstisch. Während ihm die Vollnarkose gesetzt wurde, wurden die vollgebluteten Tischtücher entfernt und die Wunde freigelegt. Bei dem Anblick der klaffenden Wunde wurde Reinhard Klooss ohnmächtig, brach über dem neben dem Operationstisch stehenden Gerätetisch zusammen und schlug sich dabei den Hinterkopf auf. Eine Platzwunde, die nun fast genauso schlimm blutete wie Ulis Arm. Alles voller Blut. Es war wie in einem Horrorfilm. Als Uli wieder aus der Vollnarkose aufwachte, lag Reinhard Klooss neben ihm bäuchlings auf einer Bahre. Auch ihm hatte man die Wunde nähen müssen.
    Am nächsten Tag war Drehbeginn. Uli hatte nun den gesamten Arm in Gips und bestand darauf zu drehen: »Wir hatten nun schon so lange mit den Vorbereitungen verbracht. Ich wollte einfach nur drehen, drehen, drehen! Ich konnte es gar nicht erwarten! Montags ging es los, und dann haben wir die ganze Woche durch gedreht. Am Freitag wollten wir die Szene mit der großen Explosion an der Brooklyn Bridge drehen. Das hatte lange vorher organisiert werden müssen, denn wir wollten ja an der Brooklyn-Seite der Brücke eine riesige Stichflamme hochjagen. Es durfte nicht sein, dass dann Tausende, die das in Manhattan von ihren Fenstern aus sahen, die Feuerwehr anriefen. Die Anwohner waren also informiert worden und ebenso die Feuerwehrstationen. Zudem hatten wir uns eine Genehmigung besorgt, die Brooklyn Bridge für diesen Stunt sperren zu lassen. Das war ein riesiger Aufwand! Heute würde man sagen: Lass die Autos einfach weiterfahren, die machen wir dann in der Postproduktion digital ein bisschen auf alt. Aber damals ging das alles noch nicht. Da musste der Verkehr angehalten werden. Deswegen mussten wir unbedingt an diesem Freitag drehen, weil dafür alles vorbereitet worden war. Was hätten wir denn der Stadtverwaltung sagen sollen? Dass wir eine neue Drehgenehmigung brauchen, weil der Produzent den Regisseur im Suff fast umgebracht hat?«
    Am Mittwochabend begann Ulis Arm zu schmerzen. Um die Schmerzen zu lindern, nahm er Tabletten, die ihm der Arzt gegeben hatte, der jeden Tag am Set vorbeischaute. Der Arzt meinte noch: »Der Arm tut wahrscheinlich weh, weil er heilt …« Am Donnerstag machte die Fotografin Karin Rocholl Uli darauf aufmerksam, dass die Haut auf seinem Oberarm sich langsam blau verfärbte. Uli entgegnete ihr: »Sag jetzt nix dem Bernd. Ich weiß genau, was

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