BE (German Edition)
Leute in Hollywood nicht. »Ich bin ein verfickter Aussätziger in Hollywood!«, lachte er immer.
Wie war es dann, als »Letzte Ausfahrt Brooklyn« verfilmt wurde?
HR: Er war ekstatisch! Er erzählte oft, dass »Bernie« ihn so gut behandelt hätte. Die Zeit, die er am Filmset verbrachte, war für ihn unglaublich. In seinen Augen bedeutete der Film eine Rehabilitierung und Wiedergutmachung für all die Beleidigungen, die ihm widerfahren waren. Ich denke, Bernd schuf eine Umgebung für Selby, in der er sich extrem wohlfühlte. Die Dreharbeiten zu »Letzte Ausfahrt Brooklyn« waren ohne Frage einer der Höhepunkte seines Lebens.
Kannst du dich erinnern, was er über Bernd gesagt hat?
HR: Er hat nur mit großer Begeisterung und extrem positiv von ihm geredet. Wirklich, ich sag das jetzt nicht so dahin. Er liebte Bernd offensichtlich sehr. Ich denke, er fühlte sich respektiert und war hocherfreut, dass jemand von seinem Kaliber sein Buch verfilmte. Ich war sehr glücklich für ihn damals. Selby hatte damals eine große Freude am Leben.
War Selby zufrieden mit dem Film?
HR: Sehr zufrieden. Er hat immer wieder gesagt, wie großartig die Schauspieler waren. Er war wirklich außer sich vor Freude und dankbar. Es war der richtige Entschluss gewesen und für Selby eine der Krönungen seines Lebens. Bernd und Selby waren beides außerordentliche Männer, daher war es großartig, dass sie zusammenarbeiten konnte. Selby hatte Glück, dass er Bernd begegnet ist, aber Bernd hatte auch Glück, dass er Selby begegnet ist.
Da das Buch »Letzte Ausfahrt Brooklyn« kein zusammenhängendes Narrativ hat, war das Drehbuch eine große Herausforderung. Als diese endlich mit Hilfe Hermans und des Drehbuchautors Desmond Nakano bewältigt worden war, ging es um die Besetzung, insbesondere die des Protagonisten Harry Black. Alle großen männlichen Hollywoodstars inklusive Richard Gere bekamen das Drehbuch zu lesen. Die Antwort war immer wieder die gleiche: »Großartiges Drehbuch, wird bestimmt ein super Film, aber eine Szene, in der ich mich an einem kleinen Jungen vergehen soll? Nie im Leben! Damit mach’ ich mir doch meine Karriere kaputt!« Bernd war verzweifelt. Er bekam diesen Film einfach nicht besetzt! Schließlich die große Erleichterung: Harvey Keitel hatte zugesagt! Uli war begeistert. Doch dann begannen die Verhandlungen um das Geld. Keitel und seine Leute begannen Bernd unter Druck zu setzen. Keitel wollte Cash im voraus. Das stellte vor allem deswegen ein Problem dar, weil Keitel einen Ruf wie Donnerhall hatte. Der Mann habe Drogenprobleme, hieß es. Mit dem zu arbeiten sei extrem schwierig. Wie sollte man Keitel dazu bringen, pünktlich am Drehort zu erscheinen, wenn er das, was er wollte – Cash –, schon bekommen hatte? Aber Keitels Leute ließen nicht locker. Schließlich wurde es Bernd zu bunt. Er ließ sich von niemandem unter Druck setzen, auch nicht von Harvey Keitel! Wenn es jetzt schon so kompliziert mit ihm war, wie sollte es erst während des Drehs werden? Bernd sagte Harvey Keitel ab.
Stattdessen wurde ein brillanter Broadwayschauspieler für die Rolle von Harry Black gecastet: Stephen Lang. Als Bernd und ich uns »Avatar« anschauten – eine großartige Erfahrung, weil wir in dem vollbesetzten Kino von lauter 12-jährigen Jungs umgeben waren, die wie wir die 3-D-Effekte ziemlich aufregend fanden … es gibt keine schöneren Kinobesuche als die mit Kindern –, freute sich Bernd sehr, Stephen Lang in dem Film zu sehen. Es hatte eine Weile gedauert, aber offensichtlich hatte »Letzte Ausfahrt Brooklyn« ihm nicht völlig die Hollywoodkarriere ruiniert!
Die Rolle der Tralala besetzten Bernd und Uli mit der blutjungen Patricia Arquette. Mit ihrer Mischung aus »verletzlich« und »überwältigend sexy« war sie die perfekte Tralala, die platinblonde Hure, die die »besten Titten der westlichen Welt« haben sollte. Beim Casting hatte sie ihren Bruder Alexis Arquette mitgebracht. Er hatte noch nie in einem Film mitgespielt und war auch nicht zum Casting eingeladen worden. Doch als Uli ihn sah, war klar: Er ist perfekt für die Rolle der Tunte Georgette! So weit, so gut. Bis auf einmal Patricia Arquette in Bernds Büro auftauchte und ihm etwas beichten musste: Sie war schwanger. Zwar noch im Frühstadium und wahrscheinlich würde man den wachsenden Bauch verdecken können, aber da gab es diese harte Vergewaltigungsszene, in der Tralala fast zu Tode vergewaltigt wird. Patricia Arquette konnte sich nicht
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