BE (German Edition)
Fahrer von Serge Gainsbourg zu sein. Patrick ist durch und durch Franzose. Er ist gebildet, er hat Stil, er weiß, das Leben zu genießen. So jemand sollte in Hollywood eine Firma leiten? Bernd bestand darauf. Er glaubte an Patrick. In der Tat, vier Jahre nach der Firmengründung sollte Patrick Wachsberger mit einem Management-Buyout Summit übernehmen. Die Firma stieg in die Filmfinanzierung und Produktion ein. Mit »American Pie« landete Patrick Wachsberger seinen ersten großen Erfolg. 2006 wurde die Firma zu einem eigenen, unabhängigen Filmstudio mit eigener Verleihstruktur. 2008 produzierte und verlieh er die erste Folge der »Twilight«-Saga. 2010 listete »Vanity Fair« ihn als einen der 100 einflussreichsten Amerikaner. Als Bernd das sah, war er außer sich vor Stolz. Patrick Wachsberger hatte es allen gezeigt. Und er war Bernd ein treuer Freund geblieben. »Das Parfum« wäre ohne Patrick Wachsberger sicherlich nicht zustande gekommen.
Dienstag 10. Oktober 1990
Ein ereignisreicher, wilder Tag. (…) Heute ist der »Werner«-Film fertig geworden. Ich werde ihn erst in einigen Tagen sehen können. So wie die Dinge liegen, hängt die mittelfristige Zukunft unserer ganzen Firma am Einspielergebnis dieses Pimmel-Films. Das letzte Mal war das so bei »Name der Rose«. Ein merkwürdiges und sehr aufregendes Gefühl. (Aufregend im Sinne des Wortes.)
Immer wieder gab es bei der Constantin Film extreme Engpässe, wenn die Kassen komplett leer waren und ein Film einfach funktionieren musste – sonst wäre die Firma endgültig bankrottgegangen. Dass »Werner« so ein Film war, ließ Bernd sich nach außen hin nicht anmerken. Mit dem damaligen Chef von Senator Film, Hanno Huth, ging Bernd die Wette ein, dass »Werner« während des ersten Wochenendes die Marke von einer Million Zuschauern knacken würde. Wenn Bernd gewann, würde Huth ihm einen schwarzen Porsche schenken müssen. Wenn Huth die Wette gewann, wollte er einen einen SIL 111, die sowjetische Staatslimousine, von Bernd geschenkt bekommen. Bernd gewann die Wette. »Werner« rettete die Constantin Film. Zum Glück, denn die sowjetische Limousine hätte er sich bei einer verlorenen Wette auf keinen Fall leisten können. Huth versuchte zunächst, seine Wettschuld mit einem gebrauchten Porsche einzulösen. Als Bernd das Auto auf dem Hof der Constantin Film stehen sah, war er außer sich vor so viel Dreistigkeit und rief sofort bei Huth an – der dann auch, das muss zu seiner Ehrenrettung gesagt werden, den gebrauchten Porsche abholen ließ und Bernd einen Neuwagen schenkte.
Ganz abgesehen von der Wirkung, die das Einspielergebnis von »Werner« auf die Constantin hatte, war Bernd sehr stolz auf den Film. Besonders das »Fußballspiel« am Anfang hatte es ihm angetan. »Ich guck mal in die Flasche, wie spät das ist«, sagte er oft und kicherte dabei immer. Für mich war es extrem komisch zu hören, wenn Bernd mit seinem Bayerisch versuchte, norddeutsches Platt zu reden. »Tut das Not?« klingt auf Semi-Bayerisch wirklich schräg.
Montag, 29. Oktober 1990
(…) Ich möchte schreiben und gleichzeitig ekelt mir davor – ich bin ein Abfallprodukt meines eigenen Erfolgs. (…) Ich höre zu wenig in mich hinein. Ich bin ein talentierter Funktionär, ich bin kein Künstler mehr – und folgerichtig werde ich vom Funktionär zum Banker … End of the line. Viel darf ich jetzt nicht mehr durchgehen lassen. Ich verliere den Biss und die Freude. Die Freude ist aber notwendig. Notwendig um Power zu machen und großes Kino. (…) Ich habe so viel ausgestanden und meine Seele ist leer. Jemand muss kommen und meinen Fieberwahn in die Bahnen lenken. Aber wer soll das sein?
(…)
Meine größten Erfolge (Übernahme der Constantin / Unendliche Geschichte / Name der Rose) waren Husarenstücke. Ich war niemals gut in der Defensiven. Meine Welt war immer die Attacke. Ich muss zurück zu meinen Wurzeln. Es ist so. Es hilft wirklich nichts. Die Antwort ist eben nicht, Schwarzenegger 15 Millionen Dollar zu zahlen. Das heißt einem Freund nachlaufen, nicht ihn erzeugen.
Apropos Schwarzenegger: Bernd lernte ihn persönlich durch Frances Schönberger kennen, die damals die Repräsentanz der deutschen Filmindustrie in Hollywood betrieb und Anlaufperson für alle deutschen Filmschaffenden war. Frances Schönberger nahm Bernd mit auf eine Party bei Schwarzenegger. Bernd beschreibt Schwarzenegger, den späteren Gouverneur von Kalifornien, in seinem Tagebuch als »gut
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