BE (German Edition)
Mann, der sein Leben den Ideen opferte, die ihm wichtig waren.
Die Resultate waren oft verblüffend, in ihrem Mut und in ihrer Ausführung. Ich habe immer noch einen Brief, den ich ihm geschrieben habe, um ihm zu »Das Parfum« zu gratulieren. Ich hatte das Buch geliebt und war überzeugt gewesen, dass es unverfilmbar sei.
»Das Parfum« ist kein perfekter Film, aber ich liebe ihn, denn er ist erfüllt von der einzigartigen, radikalen Vision, die ein großartiger Produzent zu einer schwierigen Produktion beisteuern kann. Ich sehe ihn mir oft auf DVD an.
Dann, mein Lieblingsfilm von Bernd, »Der Untergang«. Hier stellte er mit großem Geschmack und Verstand ein kreatives Team zusammen. Vor allem aber schrieb er ein Drehbuch, das schockierend war und einem die Augen geöffnet hat.
Und natürlich der überraschende und exzellente »Baader Meinhof Komplex«.
Es ist phantastisch, dass Bernd die Willenskraft und das außerordentliche Talent besaß, seine Kunst so zu perfektionieren. Sein Tod ist eine Tragödie, aber er starb in der Blüte seines Triumphs. Er ging mit einem Knall, nicht mit einem Wimmern.
The Fantastic Four
IN Los Angeles traf Bernd Gott. Wenn man Bernd Eichinger verstehen will, dann muss man wissen, dass sein Gott Stan Lee hieß. Stan Lee ist der Erfinder des Marvel-Universums. Er ist der Ursprung all der Superheldengeschichten, die Bernds Synapsen von Jugend an formten und ihn begeisterten. Ende der achtziger Jahre war Bernd zu Gott gegangen und hatte ihn gefragt: Kann ich bitte die Filmrechte an »The Fantastic Four« erwerben? Aber den Rest soll Ihnen Gott selber erzählen …
Im März 2011 erzählte mir Stan Lee:
Ich habe immer in New York gelebt. Dann kam ich eines Tages nach Los Angeles auf Geschäftsreise. Es war Winter, aber die Sonne schien. Das Wetter war phantastisch. »Die Leute hier leben im Himmel und wissen es nicht einmal!«, dachte ich mir. Ich wollte unbedingt nach Los Angeles ziehen und überlegte mir also, wie ich das anstellen konnte. Also trommelte ich mein Büro in New York zusammen und sagte meinen Leuten: »Ich bin bereit, mein ganzes Leben hier in New York aufzugeben und mit meiner Familie nach L. A. zu ziehen, um dort ein Marvel-Studio aufzubauen.« Bis dahin hatten andere Produktionsfirmen für uns unsere Comics animiert. Die Idee war, dass wir das jetzt selbst in die Hand nehmen wollten. Meine Leute meinten: »Wow, bist du wirklich bereit, für Marvel nach L. A. zu ziehen?« Und ich antwortete: »Ja, für die Firma würde ich mich opfern!« (lacht) Etwa 1981 zog ich dann nach Los Angeles. Zunächst war CBS Films daran interessiert, »The Fantastic Four« zu verfilmen. Das zog sich eine Weile hin, und schließlich sagten sie doch ab. Dann meldete sich plötzlich jemand, der hieß Bernd Eichinger und hatte »Die unendliche Geschichte« produziert. Ich war hocherfreut und sehr beeindruckt.
Es war ungefähr 1983, als wir uns zum ersten Mal trafen. Bernd besuchte mich und meinte, er sei der allergrößte Fan von »The Fantastic Four« und er wolle unbedingt einen Kinofilm daraus machen. Das sei der Film, den er immer schon habe produzieren wollen! Wir haben an dem Tag noch lange geredet. Bernd erschien mir sehr glamourös. Sein deutscher Akzent machte ihn in meinen Augen noch viel glamouröser. Vor allen Dingen aber hat mich sein Enthusiasmus beeindruckt. Er liebte Kino. Und er wollte gute Filme produzieren, das war offensichtlich. Es ging ihm nicht um das schnelle Geld. Ich war noch ganz neu in Hollywood, und Bernd war einer der ersten großen Produzenten, die ich traf. Damals hat sich ja sonst niemand in der Filmindustrie für Marvel Comics interessiert! Ja, es war großartig, ihn kennenzulernen.
Nachdem die Verträge abgeschlossen waren, begannen Bernd und seine Leute am Drehbuch zu arbeiten, aber sie bekamen keines hin, das funktionierte. Irgendwann meinte ich dann zu Bernds Assistenten Robert Kulzer: Warum fragt Bernd mich nicht? Ich würde ihm sehr gerne einen Handlungsabriss schreiben! Robert meinte: »Nein nein, Bernd will nicht, dass Sie etwas schreiben!« Ich antwortete: »Warum?« Robert: »Weil er Angst hat, dass wenn es ihm nicht gefällt, er es Ihnen nicht sagen könnte! Er hat viel zu viel Respekt vor Ihnen, um etwas von Ihnen abzulehnen oder zu kritisieren!« Ich war daraufhin so baff, dass ich nichts gesagt habe. Aber ich hätte antworten sollen: »Er braucht keine Angst zu haben. Ich bin ein schneller
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