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BE (German Edition)

BE (German Edition)

Titel: BE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Eichinger
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Schreiber, und wenn es ihm nicht gefällt, werfe ich es einfach in den Papierkorb!« Wir hätten gemeinsam eine großartige Geschichte entwickeln können. Aber das habe ich leider nicht getan. Das Nächste, was ich hörte, war, dass Bernd diesen kleinen Film produzierte… diesen schrecklich kleinen Film … ich bin damals ans Set gegangen. Die Leute, die an dem Film gearbeitet haben, hatten keine Ahnung, dass dieser Film nur gemacht wurde, damit Bernd die Filmrechte nicht verlor. Sie haben sich wirklich angestrengt! Aber es gibt auch viel Gutes an diesem Film. Und vor allem finde ich es einfach wundervoll, dass Bernd all diese Mühe auf sich nahm, um nicht die Filmrechte an »The Fantastic Four« zu verlieren. Ich habe nie wieder gehört, dass ein Produzent so einen extremen Schritt unternommen hat, um Filmrechte zu behalten!
     
    Der »Fantastic Four«-Film, den Bernd 1992 produzierte, ist mittlerweile eine Hollywoodlegende. In Bernds Vertrag mit Marvel stand, dass wenn er bis zum 31. 12. 1992 nicht mit der Produktion eines »Fantastic Four«-Filmes begonnen hatte, die Filmrechte wieder an Marvel zurückfallen würden. Für Bernd war das ein Horrorszenario. Noch am 24. Juni 1992 hatte er einen Vertrag mit Chris Columbus geschlossen, dass dieser für fünf Millionen Dollar plus 25 Prozent vom Nettoerlös die Regie zu »The Fantastic Four« übernehmen und den Film mitproduzieren würde. Und auf einmal wollte Marvel die Rechte zurückhaben! Die Rechte an dem Stoff, von dem er so besessen war! Bernds Verhandlungen mit dem damaligen Marvel-Chef Joseph Calamari und seinen Anwälten (O-Ton Bernd: »die größten Ärsche, die man sich vorstellen kann«) nahmen wüste Formen an. Die Anwälte wollten ihm einen Vertrag aufdrängen, der für ihn nicht akzeptabel war. Für Bernd eröffneten sich zwei Möglichkeiten: Entweder er bekam von Marvel eine Vertragsverlängerung nach bisherigen Konditionen mit Chris Columbus als Regisseur, oder aber er erzwang eine Vertragsverlängerung, indem er eine Low-Budget-Version von »The Fantastic Four« produzierte. All diese Verhandlungen, das Jonglieren mit Millionen, spielten sich ab vor dem Hintergrund, dass Bernd ständig Hiobsbotschaften aus Deutschland ereilten. In Bernds Tagebuch steht zu lesen:
     
    22. Juli 1992, Mittwoch
Heute hat mich Matthias (Anm.: Schwarz, Bernds Anwalt) angerufen (ca. 12 Uhr nachts seiner Zeit), um mir zu sagen, dass allen Anzeichen nach die Constantin zahlungsunfähig ist und eigentlich Konkurs anmelden muss, sonst könnte ich ins Gefängnis kommen (weg. Konkursverzögerung etc.).
   Die Nachricht erwischt mich mit dieser Heftigkeit kalt. Er ist wirklich aufgewühlt und zittert richtig mit der Stimme.
     
    23. Juli 1992, Donnerstag
Marianne erfahre ich, dass meine Privatkonten praktisch gesperrt sind, und ich kein Geld privat mehr abheben kann, obwohl ich 100 000 in bar da liegen habe.
     
    Als Bernd nach L. A. gegangen war, war die Constantin in einem relativ guten Zustand gewesen. Nun war die Firma ein Trümmerhaufen. Die Kosten für die Bauarbeiten zu einem großen Multiplex-Kino in Köln, dem Cinedom, waren außer Kontrolle geraten. Bernd konnte die Bauarbeiter nicht mehr bezahlen. Insgesamt fehlten ihm fünfzig bis sechzig Millionen Mark. Die Firmenleitung (und eben auch die Aufsicht über die Bauarbeiten am Cinedom) Edwin Leicht zu überlassen, hatte sich als großer Fehler erwiesen. Die einzige Karte, die er noch im Ärmel hatte hieß »Österreich«. Der Constantin Film gehörten dort zwei Drittel der Constantin-Kinokette. Leo Kirch erklärte sich bereit, diesen Anteil für dreißig Millionen Mark zu kaufen – für Kirch ein Schnäppchen – und Bernd einen Kreditrahmen von weiteren dreißig Millionen Mark zu besorgen. Bernd war misstrauisch, aber schweren Herzens ließ er sich auf das Geschäft ein und verkaufte »Österreich«. Edwin Leicht wurde im April 1993 gefeuert.
   Am 28. Dezember 1992 begannen die Dreharbeiten zu der Low-Budget-Version von »The Fantastic Four« – auf dem Studiogelände des Low-Budget-Zaren Roger Corman. Im Studio wimmelte es von Marvel-Anwälten, die beweisen wollten, dass es sich hier nicht um eine konkrete Filmproduktion, sondern um einen Schwindel handelte. Roger Corman erzählte mir 2011:
Bernd kam im September 1992 zu mir. Wir kannten uns, weil ich »Christiane F.« in den USA verliehen hatte. Er hatte das Drehbuch zu »The Fantastic Four« dabei und meinte, dass er diesen Film für dreißig Millionen

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