BE (German Edition)
Dollar verfilmen wollte, momentan aber noch nicht das Geld auftreiben konnte. Und dass er die Rechte an dem Stoff verlieren würde, wenn er nicht bis zum 31. Dezember 1992 mit den Dreharbeiten begann. Sein Vorschlag an mich: Ich sollte den Film für eine Million Dollar herstellen, und dann würde er mir noch einmal eine Million für das Marketing geben, damit ich den Film verleihen konnte. Also es war von Anfang an keine Frage, dass dieser Film nur deswegen gemacht werden sollte, damit Bernd nicht die Filmrechte verlor. Er selbst räumte sich neunzig Tage nach Fertigstellung des Films ein, in denen er den Film an einen anderen Verleiher verkaufen wollte. Wenn er den Film würde verkaufen können, würde ich einen Bonus erhalten. Wenn nicht, würde er mir die eine Million Dollar für das Marketing zur Verfügung stellen, und ich hätte die Chance, den Film in die Kinos zu bringen. Für mich war das ein sehr interessantes Angebot und ein tolles Experiment. Damals begann es schon schwieriger zu werden, Low-Budget-Filme in die Kinos zu bringen. Außerdem hatten wir noch nie eine Million Dollar für Marketing zur Verfügung gehabt. Ich sah darin ein wirklich interessantes Experiment. Also las ich mir das Drehbuch durch. Wir mussten ein paar kleine Veränderungen vornehmen, damit wir das Ganze für eine Million Dollar hinkriegen konnten. Dann hatten wir einen Deal!
Ich schlug Bernd als Drehbeginn den 30. Dezember vor, aber er sagte, es sei zu offensichtlich, dass wir den Film nur machten, damit er die Rechte nicht verlor. Er wollte schon am 26. Dezember anfangen zu drehen. Ich entgegnete, dass der Beweggrund für die Produktion dieses Films wohl ziemlich offensichtlich sei, auch wenn wir am 26. Dezember mit dem Dreh begannen. Naja, wir haben uns dann auf den 28. Dezember geeinigt. Der Dreh selbst hat etwa zwanzig Tage gedauert. Alles ging glatt. Es gab keinerlei Probleme. Bernd und ich haben uns bestens verstanden.
Nach dem Dreh habe ich eine Weile nichts von Bernd gehört. Ich freute mich schon, dass ich den Film nun verleihen konnte. Wir haben sogar eine Posterkampagne entwickelt. Aber kurz vor Ablauf der neunzig Tage kam Bernd dann zu mir und sagte, er hätte einen Käufer für den Film. Ich weiß nicht, ob es ernst gemeint war, aber er meinte, er wolle nun eine teure Version von »The Fantastic Four« drehen und danach unseren gemeinsamen billigen Film quasi als »Prequel« herausbringen … und dass er höchstwahrscheinlich mehr Geld an dem billigen Film als an dem teuren verdienen würde! Ich habe mich natürlich über meinen Bonus gefreut. Für mich war das Ganze ein sehr gutes Geschäft. Aber schade, dass wir nicht ausprobieren konnten, den Film mit eine Million Dollar in die Kinos zu bringen. Es ist ein netter kleiner Film.
Um die Marvel-Anwälte auszutricksen, musste Bernd alles tun, was man bei einem normalen Film auch tut. So wurden zum Beispiel zum American Film Market große Anzeigen auf den Titelblättern der Fachzeitschriften geschaltet. Sogar die Presse wurde ans Set eingeladen. In einer Comic-Fanzeitschrift wurde eine Fotostrecke mit einem Bericht vom Set gedruckt.
Anfang März 1993 sagte Chris Columbus ab. Er wollte nicht mehr bei der großen Version von »The Fantastic Four« Regie führen. »Er habe seine kreative Vision verloren«, teilte er dem absolut fassungslosen Bernd mit, der nach all der Arbeit und dem Wahnsinn wieder bei null dastand. Es kostete ihn enorme Kraft, damit seine Enttäuschung nicht in Verzweiflung umschlug.
Viel passierte im Jahr 1993 für Bernd. Am 1. April erfuhr er morgens, dass Brandon Lee, der Hauptdarsteller in der Produktion »The Crow – Die Krähe«, die Bernd co-finanzierte, am Set erschossen worden war. Aus Versehen hatte man auf ihn anstatt mit einer Platzpatrone mit einer echten Kugel geschossen. Auch sonst gab es keine guten Nachrichten: Wieder einmal stand Bernd während des gesamten Jahres vor dem Ruin. Die Kassen der Constantin waren so leer, dass ihnen im Juni 1993 nicht einmal mehr Mineralwasser für die Belegschaft geliefert wurde. Es war Krieg an allen Fronten, und die Constantin konnte sich weder vorwärts noch zurück bewegen. Nichts ging mehr. »Das Geisterhaus«, an dem Bernd die ganze Zeit parallel gearbeitet hatte, war im Sommer ’93 noch nicht in den Kinos. Noch wusste er nicht, dass es ein Hit werden und ihn retten würde. In der Constantin herrschte totale Hysterie, die Mitarbeiter drehten durch. Bernd stand unter enormem Druck.
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