BE (German Edition)
Schauspieler aus Deutschland bist, dann kennt dich garantiert niemand und du bist ein Loser. Du hättest sagen müssen: Du bist Produzent aus Deutschland!« Bernd war auf diesen Partys sehr lässig. Also, er hat sich auf diesem Parkett sehr selbstsicher bewegt und hat sich auch vor niemandem in die Hose geschissen.
Er selbst hat das ja sehr anders empfunden und meinte immer, er habe sich sehr unwohl gefühlt. Auch er selbst hat viel davon geredet, wie unglücklich er in L.A. war. Hast du davon etwas mitbekommen?
TS: Wenn er unglücklich war, hat er das saugut überspielt. Das hat man ihm nicht angemerkt.
»Der bewegte Mann« – da wollte Bernd unbedingt, dass du die Hauptrolle spielst.
TS: Genau. Ich sollte Sönke Wortmann im Wasserturm Hotel in Köln treffen. Das ist ein legendäres Treffen, denn der Typ kriegt ja die Zähne nicht auseinander. Wir sitzen uns gegenüber, schweigend. Nach ein paar Minuten sagt er: »Also ich hab’ ›Manta Manta‹ gesehen, und der Film hat mir überhaupt nicht gefallen. Du hast mir auch nicht gefallen. Also, das war nix!« Ich gucke ihn so an und sag ihm dann ins Gesicht: »Na, das Letzte, was ich von dir gesehen habe, war auch ein echter Kack-Film.« So ging das eine dreiviertel Stunde lang. Danach habe ich dann meine Agentin angerufen und gemeint: »Der kann mich mal! Der Typ will mich nicht! Der hat mich nur getroffen, weil Bernd das wollte!« Dann hieß es aber, dass Sönke Wortmann unbedingt wollte, dass ich zum Casting komme. Also bin ich hin, und da war Sönke wie ausgewechselt. Danach hieß es dann »Sönke will dich! Er hat sich umentschieden!« Dann aber rief Bernd an und hat mich total zur Sau gemacht: »Ja, also Til, ich habe dein Casting-Band gesehen, und das war nichts! Das war Mist! Wie sahst du überhaupt aus? Deine Haare! Die blöden Klamotten! So kannst du doch nicht zum Casting kommen! Das musst du noch mal machen!« Mir ist das Herz stehengeblieben.
Bernd hat sich ja immer sehr darüber aufgeregt, wenn die Schauspieler schlecht angezogen und unfrisiert zum Casting gekommen sind. Das fand er ungeheuerlich.
TS: Naja, die Geschichte geht folgendermaßen: Ich bin dann noch mal zum Casting. Mit geschnittenen Haaren und anderen Klamotten. Danach hatte ich die Rolle. Später habe ich dann erfahren, dass Bernd wollte, dass Sönke um mich kämpfen muss! Sönke wollte mich nämlich nicht für die Rolle, und Bernd zwang ihn, wenigsten ein Casting mit mir zu machen. Als Sönke sich dann umentschieden hatte und mich wollte, meinte Bernd »Nööö! Also, so wie der ausschaut … « Er wollte nicht, dass Sönke das Gefühl hatte, als wäre ich ihm als Hauptdarsteller aufgedrückt worden. Sönke sollte das Gefühl haben, dass er für mich kämpfen musste und dann mit einem guten Gefühl mit mir als Hauptdarsteller in den Film gehen.
Bernd hat dann 1995 die Hochzeit von dir und Dana ausgerichtet.
TS: Genau. An der Côte d’Azur, auf einer kleinen Insel vor Antibes. Das war unvergesslich. Unfassbar großzügig von ihm. Man hatte auch bei ihm nie das Gefühl, dass er einen mit seiner Großzügigkeit erdrückt, denn es kam immer von Herzen. Da gab’s ein Mittagessen. Auf einmal war Bernd verschwunden. Wir haben ihn überall gesucht, bis wir ihn schließlich schlafend auf einer Parkbank gefunden haben. Bernd hat sehr gerne geschenkt, denn er hat sich daran gefreut, wenn man sich selbst freut. Seine Großzügigkeit war sicherlich auch eine Form von Egoismus, aber ein schöner Egoismus. Materiellen Geiz empfinde ich als eine der schlimmsten Charaktereigenschaften. Denn ich glaube, wer materiell geizig ist, ist auch emotional geizig. Bernd war einer der großzügigsten Menschen, die ich gekannt habe.
Du bist ja dann sehr schnell selbst zum Produzenten geworden.
TS: Ich saß bei Bernd in L. A. auf der Terrasse und hab ihn gefragt: Sag mal, Bernd, was muss man denn eigentlich können als Produzent? Erkläre mir doch mal das Berufsbild. Da hat er weit ausgeholt. Dass es solche und solche Produzenten gäbe. Die kreativen Produzenten, die ein Projekt formen, oder eben die Produzenten, die nur das Geld einsammeln. Am Ende würde es aber nur auf eines ankommen: Als Produzent bräuchte man ein Gefühl für Stoffe, die ein Publikum erreichen. Mehr nicht. Daraufhin fragte ich: Mehr nicht? Was ist mit der Finanzierung und der Durchführung? Dafür müsse ich mir Leute holen, meinte er. Genau das habe ich dann getan.
Hast du nie in Erwägung gezogen, dich mit Bernd zusammenzutun?
TS: Nein,
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