BE (German Edition)
gewesen, dass ich Schauspieler geworden war, und so ein Film wie »Manta Manta« kam in ihrem intellektuellen Lehrerfreundeskreis auch nicht so gut an.
Tja, und dann war da eben diese große Premiere. Bernd flog ein in einem Hubschrauber mit Scheinwerfern, unter uns waren Tausende von Menschen … überall Mantas. Das gesamte Ruhrgebiet war zusammengebrochen, weil alle Autobahnen mit Mantas verstopft waren. Damals war ich so naiv, ich dachte, Filmpremieren wären immer so! Dabei steckte ich gerade in einer der gigantischsten deutschen Filmpremieren aller Zeiten. Bernd und ich haben uns auf Anhieb verstanden. Er war halt »The Guy«, super lässig und gut drauf. Ich hab sofort gemerkt, dass er mich mag.
Mit »Manta Manta« bist du dann auch gleich ins Fadenkreuz der Kritik geraten.
TS: Genau. Der Film wurde in die Tonne getreten. Meine Eltern haben sich Sorgen um mich gemacht, aber ich habe denen gesagt: Der Bernd Eichinger hat zehntausend Mal mehr Ahnung als diese Deppen. Nur weil das ein Film fürs Publikum ist und ein Genre bedient, ist »Manta Manta« kein Scheißfilm. Wir wollten ja nicht Panzerkreuzer Potemkin machen, sondern eine Komödie für junge Leute.
Bernd hat dich dann unter seine Fittiche genommen.
TS: Gegenüber der Marie Waldburg von der Münchner Abendzeitung meinte Bernd, er hätte mich adoptiert. Das stand dann am nächsten Tag gleich groß in der Zeitung. Er war mein Beschützer, zu dem ich nur aufgeschaut habe, voller Bewunderung und Liebe auch.
Bernd war ja für viele Menschen ein Beschützer, der Übervater. Und nach seinem Tod schienen mir viele damit zu hadern, dass sie nun ihre Vaterfigur verloren haben.
TS: Vor allen Dingen war er für die Leute bei der Constantin Film ein Beschützer. Es war nicht möglich, Bernd irgendetwas Negatives über seine Mitarbeiter zu sagen. Da wurde er sofort zum Rottweiler.
Wie ging es weiter nach »Manta Manta«?
TS: Zu meinem 29. Geburtstag hatte ich eine riesige Party veranstaltet. Das sollte mein letzter Geburtstag werden, denn ab dreißig gibt’s nichts mehr zu feiern. Bernd kam auch und gab mir ein Kuvert. Darin war ein Brief, in dem stand »Das ist ein Gutschein für eine Flugreise nach Hollywood, wo du sowieso hingehörst«. Ich wollte nie nach Hollywood, das war für mich eine andere Welt. Aber ich hatte damals nicht viel Geld und habe die Flugreise dann einfach angenommen. Bin vier Wochen geblieben. Mit der Zeit wurde L. A. dann zu meiner zweiten Heimat …
Bernds exzessive Seite hast du ja auch zur Genüge kennengelernt …
TS: Es gab da eben immer einen Punkt, wenn er zu viel getrunken hatte, dass er mit dem Gläserschmeißen begann. Das war so ein Bernd-Eichinger-Denken. Einmal bei seinem Geburtstag in München hat er erst mit seinen Mitabeitern bei der Constantin gefeiert. Da habe ich ihm erzählt, dass ich früher Kampfsport gemacht habe. Damals habe ich meine Fäuste auf dem Asphalt so lange gerieben, bis sie blutig waren, damit sich da eine Hornhaut bildet. Bernd hat daraufhin angefangen, mit der Faust so lange gegen die Wand zu hauen, bis es nicht mehr ging. Immer fester, immer mehr. Wir waren ja schon richtig betrunken. Das war der erste Filmriss meines Lebens, denn es war das erste Mal, dass ich Wodka getrunken hatte. Am nächsten Morgen ist Bernd aufgewacht und hat gemerkt, dass er eine gebrochene Hand hatte.
Mit dir war das also! Er musste dann ins Krankenhaus und operiert werden!
TS: Ich bin schuld! Aber er war eben extrem kompetitiv. Er wollte einfach diesen »Gegen-die-Wand-Schlag« gewinnen. Und wenn du betrunken bist, merkst du nicht, was du dir antust. Es war eine harte Nacht. In der Nacht war ich auch zum ersten Mal in meinem Leben im Puff. Wir waren nicht auf irgendwelchen Zimmern, sondern nur unten an der Bar. Und ich weiß noch, wie konsterniert ich war, dass da eine Flasche Champagner 1000 Mark kosten sollte.
Durch Bernd hast du Hollywood kennengelernt …
TS: Genau. Einmal hat er mich zu so einer Poolparty mit lauter CAA-Agenten geschleppt. Ich stand da etwas verloren rum, denn Bernd hat mit allen möglichen Leuten geredet. Spricht mich so ein sehr attraktives Mädchen an, das ich echt super fand. Wir unterhalten uns so etwa fünf Minuten, als sie mich fragt, was ich beruflich mache. Ich antworte ihr, dass ich Schauspieler bin. Zack, war die weg. Das habe ich Bernd erzählt. Der meinte: »Til! Wie naiv bist du eigentlich? In dieser Stadt gibt es keine Kellner, hier gibt es nur Schauspieler! Und wenn du ein
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