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BE (German Edition)

BE (German Edition)

Titel: BE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Eichinger
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absoluten Erfolg erringen wollte. »Den Knoten Hollywood« mit einem Geniestreich zu zerschlagen und so diese Stadt zu erobern, das war sein Ziel. Am 21. Juni 1994 endet Bernds L. A.-Tagebuch. In seinem letzten Eintrag versucht er ein Fazit seiner letzten Jahre zu ziehen. Was hatte sein Exkurs nach Hollywood gebracht? Einsamkeit wie seit seiner Internatszeit nicht mehr. Er hatte sich mit fürchterlichen beruflichen Problemen herumgeschlagen. Ja, er hatte Filme gemacht, aber er war dabei auf eine Art und Weise enttäuscht, gedemütigt und hintergangen worden, wie er es sich nicht hatte vorstellen können. Hollywood war für ihn ein gewaltiger Kräfteverschleiß gewesen. Sein Leben hatte sich nicht grundsätzlich verändert oder gar verbessert. Bernd fragte sich, was er falsch gemacht hatte und kam zu keiner Antwort. Möglicherweise war Hollywood eine Erfahrung gewesen, die seine geistigen Abwehrkräfte stärken sollte, aber auch darin war er sich nicht sicher. Er schaute auf die zwei Seelen in seiner Brust – die pragmatische und die melancholischmusische – Amerika: Europa – und konnte es einfach nicht fassen. Was ich so berührend an Bernds Versuch eines Fazits finde, ist die Tatsache, dass er kein Fazit finden kann. Dass er ratlos vor seinem Leben steht und dies zugibt. Dass er weiß, dass er nichts weiß. Auch wenn ihn das nicht glücklich macht. Dass er das alles sieht, aber nicht in eine Hamlet-Starre verfällt. Es ist die Freiheit, verloren zu sein, anstatt sich in selbstgemachten Labyrinthen zu verirren. Die einzige Freiheit. Auf Hamlets berühmte Frage »to be or not to be« lautete Bernd Eichingers Antwort immer – egal wie verzweifelt und einsam er sich fühlte – ganz klar und deutlich: BE. Nach Bernds Tod am 24. Januar 2011 erhielt ich ein Kondolenzschreiben vom Stadtrat von Los Angeles. Darin wurde mir mitgeteilt, dass der Stadtrat am 26. Januar seine Sitzung unterbrochen und sich erhoben hatte, um Bernd Eichinger zu gedenken. Bernd hat ihn bekommen: den Respekt, den diese Stadt so selten vergibt.

Bewegte Männer
    ST ändig leere Kassen, ständig von der Hand in den Mund, das war die Situation der Constantin Film. Es wollte einfach keine Stabilität in den Laden kommen. Bernd schrammte permanent am Bankrott vorbei. Nach außen hin galt er als der Strahlemann des deutschen Films, der Erfolgreiche, der kommerzielle Alleskönner. Dass er immer massive Geldsorgen hatte, brauchte niemand wissen. Aber es war auf Dauer keine akzeptable Situation. Beim »Geisterhaus« war es wieder einmal aufs Ganze gegangen. Wieder hatte er das Abitur aufs Neue machen müssen. Leo Kirch, der Teilhaber, hatte Bernd zwar den Kragen gerettet, aber zu welchem Preis? Kirch wollte billige Filme für seine Fernsehsender und zwang Bernd zu TV-Deals, die die Firma ausbluteten. Trotz der regelmäßigen Erfolge kam einfach nicht genügend Geld rein. Was tun? Bernd suchte verzweifelt nach einer Lösung.
    Ohne dass Bernd es wusste, bahnte sich die Lösung schon an. 1990 war Bernd ein Jungschauspieler in der Fernsehserie »Die Lindenstraße« aufgefallen und er hatte ihn für eine kleine Trash-Komödie mit dem Titel »Manta Manta« gecastet: Til Schweiger. Mit diesem Jungstar, der Bernd gefiel, weil er im Gegensatz zu den anderen deutschen Schauspielern auf seinen Körper aufpasste und verstand, dass Kino etwas mit (körperlicher) Erotik zu tun hat, produzierte er 1993 die Komödie »Der bewegte Mann«. Der Film, bei dem Sönke Wortmann Regie führte, kostete nicht viel, lockte aber 6,5 Millionen Zuschauer. Damit hatte die Constantin Film endlich ein gutes finanzielles Polster und … ein Star war geboren!
    Im Sommer 2011 sprach ich mit Til Schweiger:
     
    Kannst du dich noch an deine erste Begegnung mit Bernd erinnern?
Das war auf der »Manta Manta«-Premiere im UCI Bochum, wo die Constantin das größte Manta-Treffen aller Zeiten veranstaltete und einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde bekam. Wir waren oben auf dem Dach, und plötzlich hieß es: Eichinger kommt! Während des »Manta Manta«-Drehs waren immer die Muster per Kurier nach L. A. geschickt worden, und irgendwann kam dann ein Fax, in dem Bernd mir schrieb, ich sei ein Movie Star! »Von den paar Schnipseln kann der das sehen?«, dachte ich mir. Als Schauspieler durften wir ja damals keine Muster gucken. Ich hab aber sofort meine Eltern angerufen und denen gesagt: »Der Bernd Eichinger meint, ich wäre ein Movie Star!« Meine Eltern waren ja alles andere als begeistert

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